𝑺𝒊𝒄𝒌 ᵏᵒᵒᵏᵗᵃᵉ

Kapitel 4

Es wehte frischer Wind und der Mond verschwand hin und wieder hinter den dicken Wolken, welche kein Licht durchlassen wollten.

Der Palast schweigte friedlich, nur die Nächtliche Wache hörte man.

Diese würde auch nur keine einzige Ratte entkommen lassen und auch jedes nur kleine Geräusch wahrnehmen.

Doch etwas war an jenen Tag anders, denn die Wachen spielten und tranken, anstatt wie angemessen über den Palast zu wachen.

Währenddessen hing der kleine Prinz Taehyung zwei Füße hoch in der Luft und krallte sich um sein Leben an den Stoff, den er zum fliehen bediente.

"Nun wag doch endlich einen Schritt, Prinz." Yoongi sah fiebrig zu Taehyung hoch.

Er konnte nicht verleugnen, dass er drum fürchtete, dass sich sein kleiner Freund da oben verletzten könnte.

"D-das sagt Ihr so leicht, Hyung.." Taehyung's Stimme war nur ein ängstliches Hauchen.

Das Geschehen setzte dem Prinzen wie so oft, wenn er aufgeregt war, Kopfschmerzen zu.

"Es sind nur noch zwei Schritte, lass dich runter gleiten.", sprach ihm Yoongi ermutigend zu.

Der kleine Prinz nickte zögernd und lockerte seine Hände, was ihn die Wand runter rutschen ließ.

Bis er den Königlichen Garten endlich unter seinen Füßen spürte, ehe er sich auch schon atemlos zu Yoongi drehte, welcher stolz lächelte. "Hab ich es dir denn nicht gesagt?"

Die Beine des Prinzen waren ja fast wie betäubt und nicht auslassen konnte man die Tatsache, dass er unermesslich zitterte.

Taehyung's Herz raste, als er seinen Freund Yoongi direkt vor ihn stehen sah.

"Ich hab es geschafft!", freute er sich und Yoongi hielt ihm sofort die Hand vor dem Mund.

"Schweig, wenn du nicht entdeckt werden willst.", flüsterte Yoongi und Taehyung nickte überrascht.

Er hätte ja niemals gedacht, dass er sich trauen würde von so einer Höhe zu klettern, es machte ihn unglaublich stolz.

Dem kleinen Prinzen wurde wie so oft schwindelig, aber er versuchte es so gut wie möglich zu ignorieren, denn das einzige was er wollte ist nach draußen zu gelangen.

"Hast du hier drin alles wichtige?", fragte Yoongi und hielt einen Sack hoch.

Taehyung nickte mit dem Kopf und zeigte mit seinem viel zu elegantem Finger auf den Sack.

"Alles wichtige.", flüsterte er und Yoongi grinste entspannt, als würde er so etwas jeden Tag erleben.

"Na dann, lass uns los bevor uns jemand entdeckt." Yoongi nahm die Hand des Prinzen und schon schleicheten sie um den Palast, bis sie an einer hölzernen Tür angekommen waren, welche wunderschön mit Gold verziert war.

Taehyung sah schnaufend zu Yoongi.
"Hyung, Ihr seid ganz schön flink.", keuchte er und hielt sich die Hand an die Brust.

Taehyung's Begleiter ergriff eine Fakel, welche überall am Gange hingen.

Yoongi sah sich wachsam um, ehe er die kleine Tür öffnete.

"Komm hier lang und kein Wort mehr." Yoongi zog den kleinen Prinzen durch die Tür und aufeinmal waren sie in an einer Treppe angekommen.

Yoongi führte den Prinzen runter und sie hielten nach einer Weile endlich an.

"Taehyung, du scheinst nicht so viel Ausdauer zu haben." Yoongi zog die Braue skeptisch hoch, als er den Prinzen beobachtete, wie er sich an das kalte Stein der Wand lehnte.

"Das stimmt nicht, i-ich bin nur etwas aufgeregt." Taehyung lächelte nervös.

"Wie dem auch sei. Zieh dir das an und geb Acht, da sind eine Menge Insekten.", meinte Yoongi und zeigte unbekümmert mit dem Finger auf die Wand hinter dem Prinzen.

Dem kleinen lief sofort ein Schauer über den Rücken und seine ganze Haut fing an zu ziehen. Seine Augen öffneten sich angsterfüllt und sofort schritt Taehyung zurück.

"Insekten?", hauchte er und erschauderte. Der kleine Prinz stellte sich sofort die gruseligsten Käfer vor und schüttelte sich.

Yoongi reichte ihn den Sack und sofort nahm ihn Taehyung an. Der kleine fing an sich auszuziehen, denn mit seinem viel zu auffälligen Gewand würde er sofort auffallen.

"Du magst keine Insekten, nicht wahr?" Yoongi musste schmunzeln.

Der Prinz schüttelte den Kopf. "Ich mag die in meinem Kopf nicht.", lächelte Taehyung und fuhr fort, sich das eingepackte Gewand anzuziehen.

Yoongi's lächeln verschwand.

Schon von klein auf stellte er sich die schrecklichsten Monster vor und das hat einen unfassbar schrecklichen Grund.

Taehyung erinnerte sich daran, wie seine Mutter ihn in ihren Armen zum Schlafen wiegte, wenn er mal wieder nicht einschlafen konnte.

"Ich bin fertig, wir können los!", verkündete Taehyung und sah aufgeregt zu Yoongi.

Dieser hatte ihn die ganze Zeit grimmig beobachtet. Er hatte nämlich kein gutes Gefühl dabei, den kleinen zierlichen Taehyung dort draußen alleine rumlaufen zulassen.

Zwar wusste er, wie sehnlichst Taehyung es sich wünschte frei zu sein, aber er konnte ihn nicht endgültig loslassen.

"Hyung, was habt Ihr?"

Der Ältere seufzte. "Prinz Kim Taehyung, wärst du wohl so freundlich und sprichst normal mit mir? Ich bin dein Freund und kein Adeliger." Yoongi stoppte und stellte sich direkt vor den kleinen Taehyung, welcher mit großen Rehaugen zu Yoongi hoch blickte.

"Und weich dort draußen nicht von meiner Seite, einverstanden?"

Taehyung nickte sofort. "Einverstanden, versprochen!", lächelte er und Yoongi schien sich etwas zu entspannen. Er packte sich den Sack des Prinzen.

"Gehen wir." Yoongi führte seinen Weg fort und griff nach seinem Schwert.

Man konnte nie wissen, was passieren könnte. So schön auch alles schien, auf diesem Land gibt es auch schreckliche Menschen.

Tief in Gedanken führte Yoongi den kleinen weiter, einen schmalen Gang entlang.

Urplötzlich nahm Taehyung seine Hand sanft, was Yoongi brachte den Prinzen anzusehen.

Er war überrascht, als er Taehyung so breit strahlen sah. "Das wird lustig!", kicherte der kleine und brachte somit den Älteren auch zum lächeln.

"Ich schätzte, ich sollte ihm mehr trauen und nicht unterschätzen.", dachte Yoongi sich. Nicht, dass er dem kleinen nicht vertraute.

Der Prinz hatte Yoongi schon aus so vielen Schwierigkeiten geholfen, aber genau deswegen. Er machte sich einfach unglaublich Sorgen, denn für ihn war Taehyung wie ein kleines Brüderchen.

Ein knarren ertönte und endlich spürte man den frischen Wind und sah den leuchtenden Mond.

"Wir sind draußen..", hauchte Taehyung und hielt sich die Hand vor den Mund.

Noch nie hatte er den Palast alleine und vor allen ohne Einverständnis seines Bruders verlassen.

Für ihn fühlte sich das alles verboten an, doch ebenso durchströmte ihn die Lust auf die Welt dort draußen.

"Taehyung, hier lang-" Yoongi stoppte überrascht, als er Taehyung weinend und zugleich lächelnd sah.

Der Prinz wurde aus seiner Welt gezogen und sah zu Yoongi, ehe er seine Augen eine Weile schloss und wieder öffnete. Sein Herz klopfte unermesslich.

Ein stärkerer Wind fing an zu wehen und ließ die wunderschönen Haare des Prinzen tanzen. Seine dunklen Augen leuchteten im Licht des Mondes und der vielen Sterne.

Er nahm einen tiefen Atemzug und erhob seine Arme ein Stück. Seine einfache Kleidung wehte und ließ es so aussehen, als würde der kleine fliegen.

Er schien zu leuchten, auf der Wiese voller lila Blumen.

"Hyung, ist dies das Gefühl von Freiheit?"