Kapitel 12

716 27 2
                                    

Dia's Sicht

Nachdem ich frisch geduscht aus dem Badezimmer kam, nur in eines seiner T-Shirts gehüllt, ging ich in die Küche. Dort fand ich Scar vor dem Herd stehen. Er hatte sich offensichtlich auch schon frisch gemacht. Er trug eine seiner maßgeschneiderten, schwarzen Anzugshosen und ein weißes Hemd, das er an den Ärmeln hochgekrempelt hatte.

Scar war gerade dabei, etwas zu kochen. Ich lehnte mich an den Türrahmen und beobachtete ihn. Es hatte etwas Beruhigendes, ihm beim Kochen zuzusehen. In diesem Moment war es schwer vorstellbar, dass er in der Lage ist, anderen zu schaden oder gar Leben zu nehmen. Doch das Bild, wie er vor einigen Tagen das spitze Messer an den Hals eines Mannes gehalten hatte, tauchte unwillkürlich vor meinem inneren Auge auf.

„Wie lange willst du mir noch zuschauen?", fragte er plötzlich, ohne sich umzudrehen.
„Hast du jetzt auch noch Augen im Hinterkopf?", entgegnete ich ironisch.
„Setz dich hin, das Essen ist fertig", befahl er.

Er kommandiert mich gern herum.

Seufzend setzte ich mich auf einen Stuhl.

Ich werde es dir nicht so leicht machen!

„Ich habe aber keinen Hunger", erwiderte ich trotzig.
„Das Essen ist nun mal fertig", konterte er ruhig.
„Warum fragst du mich nicht, ob ich hungrig bin, bevor du kochst?", fragte ich. 

Scar drehte sich zu mir um, in seinen Händen zwei perfekt angerichtete Teller. Er hatte Lachs mit Grillgemüse zubereitet und stellte einen Teller vor mir ab.

„Hast du jemals einen Jäger gesehen, der seine Beute um Erlaubnis bittet?", fragte er und kam mir dabei gefährlich nahe.

Amüsiert sah er mir in die Augen.

„Das ist nicht dein Ernst. Du vergleichst mich mit deiner Beute?", fragte ich ungläubig.

Er lächelte.

Mein Herz setzte ein paar Schläge aus.

Wieso sieht er so gut aus?

Unfair!

Scar stützte seinen tätowierten Arm auf die Lehne meines Stuhls, sodass wir uns auf Augenhöhe befanden. Seine schmalen Augen bohrten sich in mein Herz. Mein Blick wanderte von seinen intensiven Augen zu seinen schmalen Lippen, die leicht angehoben waren.

Mein Herz schlug so laut, dass ich sicher war, er konnte es hören.

„Iss das jetzt. Du bist viel zu dünn geworden", sagte er mit einem leichten Lächeln. 

Hypnotisiert von seinen Lippen, wanderten meine Augen zurück zu seinen. 

„Warum? Damit du mehr von mir hast, wenn du mich verschlingst?", fragte ich herausfordernd.

Plötzlich umfasste er meinen Stuhl und zog ihn näher zu sich heran. Jetzt waren unsere Lippen nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt. Sein frischer, holziger Duft verwirrte meine Sinne.
Ich klammerte mich an den Sitz.

„Gute Idee. Was glaubst du, womit ich anfangen soll? Dein Hals sieht heute sehr appetitlich aus", flüsterte er gefährlich leise.

Er kam meinem Hals so nah, dass ich vergaß, wie man atmet.

„Dia?", schreie eine kindliche Stimme meinen Namen. 

Diese Stimme... 

Mein Kopf drehte sich automatisch in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. Scar wich keinen Zentimeter von mir zurück. Selena, Ron und Veer standen in der Tür. Aber der kleine Junge vor ihnen zog meine ganze Aufmerksamkeit auf sich.

Mafia's WifeyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt