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Als ich meine Augen öffnen wollte, verbrannte mir das helle Licht beinahe die Netzhaut. So fühlte es sich zum Minderst an. Mein Schädel pochte und mir war immer noch etwas schummrig. Da fiel mir auf einmal wieder ein, dass wir
erwischt worden waren und ich wollte dringend wissen von wem. Also quälte ich meine Augen noch ein wenig mehr, bis sie sich an das gleißende Licht gewöhnt hatten. Neben mir scharrte ein Stuhl und als ich meinen Kopf nach
links drehte blickte ich geradewegs in ein eisgraues Augenpaar. "Dornröschen ist wach geworden," sagte die Person, wobei sich um die Augen herum kleine
Lachfalten bildeten. Ich erkannte Luca, den Azubi von Mr.Hale und rollte meinen Kopf stöhnend wieder in seine Ausgangsposition. Vielleicht würde er ja irgendwann verschwinden, wenn ich nur weiter die Decke anstarrte.

Aber es dauerte nicht mal eine Minute, da beugte sich der Junge über mich. "Willst du dich nicht mal aufsetzten? Ich würde mir dein Kopf gerne mal angucken." Eigentlich hatte ich dazu gar keine Lust, da mir der Fakt, dass wir bei etwas Verbotenem erwischt worden waren, viel zu peinlich war. A pro pro Wir. Wo war eigentlich Sam, fragte ich mich. Also setzte ich mich doch auf und bereute es keine Sekunde später. Mein Kopf fuhr Achterbahn. Ich schloss die Augen um dieses Gefühl wieder los zu werden und merkte, wie zwei Hände vorsichtig meinen Kopf abtasteten. "Scheint alles in Ordnung zu sein",
stellte Luka fest und fügte dann noch hinzu: "Man hast du mir einen Schreck
eingejagt. Was hattest du überhaupt im Aufenthaltsraum zu suchen?" Unbehagen breitete sich in meinem Magen aus und ich suchte fieberhaft nach einer möglichst plausiblen Lösung, aber nach mehreren Minuten stillschweigen und in das schwarze meiner Lieder starren gab ich es auf.

Wieder öffnete ich meine Augen und war froh, dass der Achterbahneffekt dieses Mal ausbliebt.
Statt Luca zu antworten stellte ich eine Gegenfrage: "Fliege ich jetzt
raus?" Er schien ernsthaft zu überlegen: "Naja, eigentlich müsste ich den Vorfall McWyer melden und dann entscheidet sie, was passiert."              Ich ließ den Kopf in meine Hände sinken. Das hatte mir noch gefehlt. So wenig ich diesen unfreiwilligen Schulwechsel auch möchte, am ersten Tag zu fliegen war nicht
gerade mein Plan gewesen. Doch dann fiel mir etwas ein. Vielleicht gab es ja doch einen Weg, wie ich aus diesem Schlamassel wieder raus kommen konnte.
Fest entschlossen schaute ich Luca in seine eisgrauen Augen und fragte ihn
mit fester Stimme: "Was hast DU eigentlich dort gemacht?".

Schlagartig veränderte sich Lucs Mimik. Seine Lippen bildete einen schmalen Strich und seine Augen wurden hart. Allerdings war ich der Meinung ein ganz leichtes Zucken um seinen Mundwinkel sehen zu können. "Gute Frage. Ich glaube damit hätten wir beide ein Problem." Innerlich jubelte ich: "Dann mach ich dir einen Vorschlag. Niemand verliert ein Wort darüber und wir vergessen es einfach." "Schlaues Mädchen", sagte Luca mit einem leicht spöttischem Unterton, "dann würde ich vorschlagen, dass du dich langsam wieder auf den Weg in deine Hütte machst, bevor deinen Mitbewohnerinnen dein Fehlen auffällt."
Ich verkniff mir mein Kommentar, den Sam wusste ja schließlich ganz genau, was passiert war und erhob mich von Couch, auf der ich die ganze Zeit gelegen hatte. Luca schien in einer der Hütten im Jungsdorf zu wohnen, denn seine Raumaufteilung ähnelte sehr unserer Hütte.

Ich wollte gerade die Türklinke zur Hüttentür runterdrücken, als von draußen Schritte erklungen. Mit einem Satz war Luca hinter mir und nahm meine Hand schnell und bestimmt hinunter. Er überragte mich um einen ganzen Kopf und hatte so kein Problem damit locker um mich herum zu greifen. Wir blieben, wie zwei Eisstatuen, genauso stehen. Erst als die Schritte immer lauter wurden und schließlich auf der anderen Seite der Tür zum Stehen kamen,nfluchte Luca kaum hörbar hinter mir. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken
hinunter, als ich seinen Atem an meinem Hals merkte. "Hey Luca, bereit für unsere morgendliche Runde?", frage Mr. Hale gut gelaunt. Luca stieß noch mehr Flüche aus, diesmal allerdings in einer Sprache, die ich nicht verstand. "Du musst verschwinden!", zischte er mir ins Ohr. "Das weiß ich auch," gab ich genauso leise zurück, "aber wie den bitte?" Grob zog Luca mich rückwärts von der Tür weg. Dann deutete er auf die Treppe nach oben.
"Bleib da, bis wir losgegangen sind und dann mach dich auf den Weg in deine
Hütte. Wenn ich wiederkomme bist du weg!", teilte er mir bestimmt mit.
Gleichzeitig klopfte Mr. Hale von draußen an die Tür. "Bin gleich so weit",rief Luka und machte zu mir Gewand eine wedelnde Handbewegung. Vorsichtig ging ich die Treppenstufen nach oben. Es gab nur eine geschlossene Tür direkt nach der letzten Stufe.
In dem Moment, in dem sich sie hinter mir schloss, hörte ich Mr. Hales Stimme unten.

Agent 16 - Das Boot Camp (ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt