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Wiedererwarten unserer Vorstellungen erhob sich kein muskulöser Mann,sondern eine zierliche, aber dennoch sehr respekteinflößende Frau hinter dem Schreibtisch. Sie schaute nur kurz zu uns hinüber und wies dann mit
ausgestrecktem Arm auf eine kleine Sitzecke mit Couch und Sesseln an einer Ecke des Raumes.
Ich folgte ihrer Geste und auch Sam setzte sich hinter mir, wenn auch etwas zögerlich, in Bewegung. Die Unbekannte durchschritt den Raum ebenfalls in ihrem engen dunkelblauen Kostüm und bedeutete uns sich zu setzten.
Die Sitzmöglichkeiten waren ebenfalls weiß und ich wusste ganz genau dass unserer beschmutze Kleidung diese Farbe ganz sicher eine dunkle Nuance geben würde. Anscheinend hatte die Frau meinen hilfesuchenden Blick gesehen, denn sie lief zu einer weißen Kommode und holte aus der obersten Schublade zwei schwarze Handtücher hervor. Sie legte sich dann ordentlich zu einem Viereck gefaltet auf das Sofa und setzte sich in den Sessel gegenüber.
Sam neben mir ließ sich einfach in die Polster fallen, während ich mich nur
vorsichtig setzte und gar nicht traute mich anzulehnen.

Erwartungsvoll blicke uns die Frau an und fing dann mit melodischer Stimme an zu sprechen. "Bestimmt habt ihr viele Fragen. Ich werde sie euch alle so
gut es geht beantworten, doch zunächst möchte ich mich gerne vorstellen. Ich
bin Jane McWyer und leite All das hier...". Sie hatte noch nicht ganz fertig ausgesprochen, da fiel ihr Sam ins Wort.
"Wie das Alles hier? Meinen sie damit das gezielte entführen von beliebigen
Jugendlichen, damit diese sich danach mit irgendwelchen Typen rumprügeln,
nur um frei zu kommen und sie wollen ihnen hinterher alles in einem Gespräch wie diesem hier erklären. Haben sie überhaupt Moralvorstellungen? Wissen sie, was sie diesen jungen Menschen und ihren Familien damit antun? Wir hatten Todesangst, dachten unser Leben wäre vorbei. Sie müssen doch komplett
gestört sein!"
Mit diesen Worten sprang Sam auf, schnaubte wutentbrannt und
rannte zur Tür. Ich war unschlüssig. Sollte ich ihr folgen?
Im Großen und Ganzen hatte sie ja Recht, aber ich würde schon gerne wissen, was das hier alles soll und diese Frau hatte doch gesagt, dass die uns das alles erklären könne.
Meine Gedanken übers weglaufen stellten sich jedoch als vollkommen
sinnlos da, als Sam an der Tür rüttelte, doch diese nicht aufging. Ich wusste, dass Sam kurz vorm explodieren war und meine Gegenüber scheinbar auch, denn sie stand auf und lief in die Richtung meiner Begleiterin. Dabei versuchte sie auf Sam einzureden, doch diese stapfte einfach an ihr vorbei und setzte sich wider neben mich.
"Hier, bitte erklären sie uns alles. Wir haben ja eh keine andere Wahl als es zu ertragen. Beeilen sie sich nur bitte. Ich hab keine Lust mir dieses Geschwafel länger als 10 Minuten
anzuhören", meckerte sie vor sich hin.
Mittlerweile hatte sich diese McWyer wieder hingesetzt und schaute uns mitleidig an. Als sie wieder anfing
zu reden klang sie aber ganz anders als vorher. Ihre Stimme hörte sich immer noch sehr selbstbewusst und melodisch an, doch es schwang auch etwas Mitgefühl in ihr.
"Also zu Anfang solltet ihr wissen, dass ich nicht euer Feind bin. Das ist
keiner hier. Ihr befindet euch hier auf einem Traningsgelände. Genauer
gesagt auf DEM Traningsgelände der Youngster Academy Quantico, kurz YAQ.
Ihr seid hier sicher und eure Familien wissen über euren Standort und
Aufenthalt hier Bescheid."

Moment, warte. Hatte sie gerade gesagt, dass meine Eltern informiert darüber sind, dass ich hier bin? "Woher wissen sie das? Wussten sie, dass das hier irgendwann passiert?", fragte ich die Frau gegenüber. Wenn sie diese Fragen jetzt bejahen würde, hätte ich endlich eine Antwort darauf, warum meine Eltern so ängstlich waren und warum sie mich nie alleine rausgehe lassen wollten. Doch das würde auch bedeuten, dass sie die ganze Zeit etwas vor mir verheimlich haben. "Also", fing McWyer an zu erzählen, "euer Eltern sind...

Agent 16 - Das Boot Camp (ON HOLD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt