Kapitel vier
Nachdem ich und Kuroo aus der Bahn ausgestiegen sind, bemerkte ich, dass sich das Wetter deutlich verändert hatte. Der lauwarme Wind wurde kühler, die Sterne und den Mond konnte man durch die dichten Wolken, die aufgezogen sind, nicht mehr betrachten. Mein Körper umhüllte nur ein schwarzen Jeansrock und eine weiße Bluse und diese Kleidung hielt mich nicht sonderlich warm in diesem Moment. Auf solch einen Wetterumschwung war ich überhaupt nicht vorbereitet. Hätte ich heute Morgen mal lieber die Wetter-App auf meinem Handy gecheckt.
Während ich langsam zu frösteln begann, spürte ich auch ein unangenehmes brennen, das von den unzähligen Schürfwunden an meinen Beinen ausgingen. Diese hatte ich gar nicht bemerkt, bis mich Kuroo vorhin darauf hingewiesen hatte. »Sieht nach Regen aus. Wir sollten uns beeilen. Es ist nicht mehr weit, ich wohne gleich da vorne um die Ecke.«, sagte er und schenkte mir sein schiefes Lächeln. Ich war froh, dass er endlich die Stille zwischen uns zweien durchbrach, also nickte ich ihm zu und schlag meine Arme um meinen Oberkörper und stellte ihm die nächstbeste Frage, die mir im nächsten Moment einfiel. »Wo ist eigentlich dein Freund? Er ist doch auch Mitglied im Volleyballclub, oder nicht?« Kuroo schaute mir kurz nachdenklich in die Augen, wusste wohl zuerst nicht, wen ich meine. »Du meinst Kenma?« Wieder nickte ich Kuroo zu. »Ja, der ist gleich nachdem Training nach Hause abgehauen, während ich noch mit ein paar Jungs weiter das Blocken geübt hatte. Seit ungefähr zwei Wochen zockt er jeden Abend bis spät in die Nacht zusammen mit Mei Minecraft.« Bei dem Namen Mei kam ich kurz ins stocken. Meinte er etwa meine Mei? Als ich Kuroo nicht antwortete, stupste er mich am Arm an. »Weißt du das etwa nicht? Ich dachte, ihr seid Freundinnen.« Waren wir. Wir waren Freundinnen, korrigierte ich ihn in Gedanken. Ich ignorierte Kuroos Frage und wandte mein Blick auf den Asphalt auf dem wir gemeinsam liefen. »Geht es ihr denn gut?« - »Ja ist ein quirliges Mädchen. Das komplette Gegenteil von Kenma.« Darüber freute ich mich. Ich freute mich das es Mei gut zu gehen scheint.
Ich hob wieder meinen Blick und schaute mich in der Wohngegend um. Viele verschiedene Einfamilienhäuser, eine schöne Gegend. Dies gefällt mir viel mehr als die Neubaugegend, in der das Haus meiner Eltern steht. Dort sehen alle Häuser gleich aus. »Ihr seid nicht mehr befreundet? Sato-san?« Ich schüttelte flüchtig meinen Kopf. »Wieso?« Nun war er es, der die Stimmung wieder zum Kippen brachte. Gereizt zischte ich ihm seine eigenen Worte entgegen, »Nicht so wichtig.« Ihn geht es nichts an, ich kenne ihn überhaupt nicht. »Das tut mir leid,« fuhr er unbeirrt fort, auf seinen Lippen ein kleines Lächeln. »Falls du jemand zum Reden brauchst, ich bin ein ziemlich guter Zuhörer.« Ein lautes ausschnauben konnte ich mir zu seiner Aussage nicht verkneifen. Er wolle mir zuhören? Dabei scheint er selbst jemand zum Reden brauchen. Zumindest ließ die Reaktion auf seine Mutter mich das glauben. »Ich komm schon klar, danke.« Log ich monoton.
Um ehrlich zu sein, kam ich nicht klar. Unter den Ärmeln meiner Bluse zeugen unzählige Wunden von den verlorenen Kämpfen meiner eigenen Dämonen in den unzähligen schlaflosen Nächten. Ohne die Pillen, die ich von Toyo bekomme, komme ich allgemein nicht mehr klar und auf die Schule kann ich mich auch nicht mehr konzentrieren. Dazu kommt nun auch die Situation mit den Männern, die mir eine Heidenangst eingejagt hatten. Nein, ich kam überhaupt nicht klar, aber das konnte ich doch nicht irgendeinem dahergelaufenen Volleyballkapitän erzählen. Er würde mich höchstwahrscheinlich für vollkommen verrückt erklären. Lügen und so tun, als wäre alles in bester Ordnung, ist problemloser.
»Hmm wenn du meinst, Sato-san. Das Angebot steht aber von meiner Seite aus. - da wären wir übrigens. Was sagen deine Eltern eigentlich dazu?« Ich belächelte seine Frage, während ich das mittelgroße Haus in Augenschein nahm. »Diese Frage stellst du mir aber früh. Meine Eltern sind nicht mal zu Hause. Die beiden kommen erst am Montag wieder von Italien zurück.« Kuroo schloss gerade die Haustüre auf. »Würden die nichts dagegen sagen? Ich meine, dir könnte sonst was passieren. Hat dir das vorher mit den Typen nicht gereicht?« - »Willst du mir angst machen, Kuroo-san?« Ich verstand nicht auf was der schwarzhaarige hinaus wollte, immerhin hat er mir doch keine andere Wahl gelassen, als mit ihm zu gehen. »Nein, aber du solltest ein wenig misstrauisch sein,« Er holte tief Luft und wandte sich zu mir herum, schaute mir mit einem stechenden Blick in die Augen. Haselnussbraun traf auf Ozeanblau. »Du bist ziemlich leichtsinnig, Sato-san ... « Stirnrunzelnd erwiderte ich seinen Blick. Was ist denn auf einmal in ihn gefahren? »... Du musst besser auf dich aufpassen. Ich, ich ... war vorhin so wütend. Am liebsten hätte ich diese Typen aufgesucht und ... und ...« Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Deswegen hatte er sich an der Straßenbahnhaltestelle so eigenartig benommen, nun verstand ich es. »Es ist mir doch nichts schlimmes passiert, Kuroo-san.« Beschwichtige ich ihn vergebens. »Nächstes mal geht es vielleicht nicht so glimpflich aus. Was wäre passiert, wenn du nicht das Pfefferspray in deinem Besitz gehabt hättest?« Sprach er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Auf diese Frage hatte ich keine Antwort, ich zuckte lediglich mit meinen Schultern. »Oh man. Du bist echt nicht normal.« Ungläubig schüttelte er seinen Kopf und trat in das Haus ein. Mit einer kleinen Handbewegung signalisierte Kuroo mir, das ich ihm folgen sollte, was ich dann auch tat. Ich schloss die Haustüre, zog meine Schuhe aus und folgte ihm durch den Flur in Richtung Wohnzimmer.
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Almost Lovers | Kuroo x OC
FanfictionDreizehn Jahre später. Um mich herum Hunderte Menschen, die sich meine unzähligen Malereien in einer viel zu prunkvollen Ausstellung ansehen. Diese nachdenklich betrachten und sich fragen, was all diese ineinanderlaufende Farben miteinander zu schaf...