Kapitel sechs
Nachdenklich werfe ich einen letzten Blick auf das Display meines Handys. Der Chatverlauf zwischen mir und Yuna sieht ziemlich eintönig aus. Erst gestern, spät am Abend hat sie auf meine Nachrichten geantwortet und mir versichert, dass alles okay ist. Nun ist Montag Nachmittag, das Volleyballtraining geht gleich los. Eigentlich hatten wir ausgemacht, das wir uns in der Mittagspause vor dem Schuleingang treffen, doch dort ist sie nicht aufgetaucht, was mich, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, ein wenig enttäuscht. Ich hatte mich gefreut, sie wieder zusehen, mir ein eigenes Bild von ihrer Verfassung zu machen, doch dies blieb mir verwehrt. Verdammter Mist. Wieso kann ich nicht aufhören an sie zu denken?
»Was stierst du denn die ganze Zeit schon auf dein Handy? Hat dich Kenma angesteckt, oder so?« Meinte Yaku dicht neben mir. Seufzend steckte ich mein Handy zurück in meinen Spind und schloss diesen energischer als sonst. »Die ganze Zeit? Stimmt doch gar nicht.« Wiederholte ich seine Worte gereizt. Lächelnd betrachtet der Libero mich. »Und wie du das tust, stimmts Kai?« Mit zusammengekniffenen Augenbrauen wandte ich mein Gesicht in die Richtung unseres Vizekapitäns, der Yaku grinsend zustimmte. »Tut mir leid Kuroo aber er hat recht.«
»Siehst du? Ich bin nicht der Einzige, der das so sieht. Außerdem bist du seit der Mittagspause ziemlich mies drauf. Hängt das mit deinem Handy zusammen?«, fügte der Libero noch hinzu und zuckte anzüglich mit seinen Augenbrauen.
»Ich weiß echt nicht, von was ihr beiden Vögel da sprecht.«, entgegnete ich den zweien so gut, wie es mir gelang neutral. Den Grund für meine Laune kann ich ihnen nicht preisgeben. Das würde nur noch mehr unangenehme Fragen aufwerfen und diese konnte ich ihnen erst recht nicht beantworten, beziehungsweise würde ich das nicht wollen.»Vermutlich ist der Grund für seine schlechte Laune, dieses schwarzhaarige Mädchen. Wie heißt sie noch gleich ...?« Meldete sich nun auch Kenma zu Wort, der auf einem der Stühle in unserem Clubraum sitzt und nebenbei auf seinem Handy herumtippt.
Fassungslos und peinlich berührt zugleich starre ich meinen besten Freund an. Was für ein Arsch!
Die vielsagenden Blicke, die sich nun Yaku und Kai untereinander zuwerfen, konnte ich nur erahnen. »So, so ... Ein schwarzhaariges Mädchen?« Säuselte Yaku mir zu. »Welches Mädchen?« Erkundigte sich Kai wissbegierig bei Kenma. »Ich ... also, ich ...«, versuchte ich mich herauszureden.
Wie soll ich aus dieser Zwickmühle, in die mich Kenma hineinmanövriert hat, herauskommen?
»Ah ich habs. Yuna Sato, das ist ihr Name.« Murmelte mein bester Freund abwesend in sein Handydisplay hinein und beantwortete somit die im raumstehenden Fragen.
Das Blut schoss mir in die Wangen. Übergangslos bückte ich mich, um meine Schuhe fester zuzubinden, die Jungs sollen mir nicht ansehen, das Kenma voll ins Schwarze getroffen hat.
»Wie jetzt? Yuna Sato? Das Mädchen mit diesen stinkreichen Eltern? Ist ja krass!« Nun fügte sich auch noch Lev begeistert ein.
»WAS? EIN MÄDCHEN?!« Brüllte Yamamoto nun lautstark durch den kleinen Raum.
Das hat jetzt noch gefehlt.
Augenverdrehend murrte ich, »Könntet ihr alle jetzt mal die Klappe halten? Wir müssen zum Training. Herr Nekomata wartet bestimmt schon auf uns.« Ich richtete mich wieder auf, will mich auf den Weg zur Sporthalle machen, doch mit diesem Vorhaben habe ich die Rechnung ohne die Jungs gemacht.
Allesamt stellen sie sich mir in den Weg. Stirnrunzelnd musterte ich jeden Einzelnen von ihnen nur Kenma fehlt.Der, der das Ganze überhaupt losgetreten hat, steht teilnahmslos neben mir und schaut dem Spektakel zu.
»Na schönen dank auch.« Flüsterte ich ihm zu und bekam daraufhin nur ein minimales Schulterzucken als Antwort. »Du hast nicht gesagt, das ich nichts davon erzählen soll, Kuroo.« Ich atmete einmal tief ein und aus, schloss dabei meine müden Augen. Ich hatte letzte Nacht kaum ein Auge zubekommen. »Das ist doch eigentlich selbstverständlich, Kenma. Du weißt, wie sie drauf sind!«, beschwerte ich mich verärgert, öffnete wieder meine Augen.Gestern Abend habe ich noch bei Kenma zu Hause vorbeigeschaut. Wir haben zusammen auf seiner neuen Playstation gezockt. Nebenbei hatte ich ihm dann alles Erlebte im Zusammenhang mit Yuna erzählt.
Angefangen bei der Chemienachhilfe über, als sie mir weinend in die Arme gerannt ist, bis hinzu, als ich sie nach Hause begleitet habe, mit der Ausnahme von dem Zwischenfall mit diesen Tabletten, die ihr aus ihrer Handtasche herausgefallen waren.
Dies wollte ich für mich behalten, auch wenn ich gerne darüber mit jemand gesprochen hätte.
Es belastet mich zu wissen, dass dieses Mädchen, was ich wirklich gern habe, derartige Probleme hat. Doch dies scheint etwas sehr Privates zu sein, weswegen ich meine Klappe gehalten hatte und die ganze Nacht alleine damit verbracht habe, über dieses Ereignis nachzudenken.
Letztendlich kam ich jedoch zu keinem befriedigendem Entschluss, wie ich ihr helfen könnte. Was mich wütend macht, sonst fällt mir doch auch immer irgendetwas ein.
Hilflos. Ja, ich fühle mich verdammt hilflos und die Tatsache, dass sich Yuna dermaßen verschließt, macht die ganze Sache noch schwieriger! Scheiße! Am liebsten würde ich sie solange mit diesem Thema konfrontieren, bis sie selber mit der Sprache rausrückt, doch das wäre wohl das dümmste was ich tun könnte.
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Almost Lovers | Kuroo x OC
FanfictionDreizehn Jahre später. Um mich herum Hunderte Menschen, die sich meine unzähligen Malereien in einer viel zu prunkvollen Ausstellung ansehen. Diese nachdenklich betrachten und sich fragen, was all diese ineinanderlaufende Farben miteinander zu schaf...