Kapitel fünfDer Geruch von Regen, der auf dem nassen Asphalt langsam zu verdunsten begann, umgab den Bezirk Nerima in Tokio. Es nieselte und in weiter Ferne konnte man immer noch das Donnergrollen hören. Kuroo und ich hatten vor wenigen Minuten sein Zuhause verlassen, der Volleyballkapitän hatte darauf bestanden, mich bis vor mein Haus zu begleiten, jegliche Diskussion darüber war ausgeschlossen.
Unter einem roten Regenschirm laufen wir nun dicht an dicht gedrängt, die nur leicht beleuchtete Straße entlang. Der Duft seines Shampoos benebelte mit jedem kleinen Windzug meine Sinne. Seine Jacke, die er mir, bevor wir das Haus verlassen hatten, um meine Schultern gelegt hatte, veranlasste mich dazu, den Reißverschluss davon komplett zu schließen und meine Nase tief darin versinken zu lassen. Den ganzen Abend, den ich mit dem schwarzhaarigen Jungen verbracht hatte, war wundervoll. Er brachte mich so oft zum Lachen wie schon lange keiner mehr. Dabei konnte ich meine Augen kaum von ihm abwenden. Die graue Jogginghose und dieser schwarze Hoodie steht im so gut. Viel besser als die Schuluniform unserer Schule. Dazu seine chaotisch aussehenden Haare. Die Strähnen, die ihm immer wieder über sein linkes Auge fielen. Das schiefe Lächeln auf seinen Lippen. Verdammt, ich fang wirklich an ihn zu mögen. Ob das wirklich gut ist, wage ich zu bezweifeln.
Wir unterhielten uns gerade über belangloses Zeug. Wie zum Beispiel was seine Volleyball-Mannschaft am Tag der offenen Tür für die Schule veranstaltet. Er erzählte mir ein bisschen über die verrückten Jungs des Volleyballclubs und dafür erzählte ich ihm ein wenig darüber, dass ich in meiner Freizeit gerne zeichne. Er wolle unbedingt mal ein paar Malereien und Zeichnungen von mir ansehen, vielleicht schicke ich ihm später ein paar Bilder per Handy. Den kleinen Zettel mit seiner Nummer darauf liegt immer noch sicher verstaut in meiner Schultasche, die mir in diesem Moment ziemlich schwer über meine Schulter hing.
Kuroo stellte mir einige Fragen. Wann ich Geburtstag habe, was mein Lieblingsgenre bei Filmen und Serien ist. Was für Bücher, ich lese all so Dinge. Irgendwie empfand ich seine Neugier über mich überhaupt nicht als lästig. Ich beantwortete ihm seine Fragen ehrlich, worauf ich wiederum auch mehr von ihm Erfahren habe. Dass er mir das über seine Mutter erzählt hatte, würde ich ihm auch nicht vergessen. Ich habe ihm ansehen können, das es ihm schwerfiel, weshalb ich nicht anders konnte, als ihn diesem Moment zu umarmen. Ich weiß, wie gut das tun kann, so eine einfache Geste bewirkt viel, auch wenn es einem selbst manchmal schwerfällt, solch eine Nähe zuzulassen, jedoch hatte er mich glücklicherweise nicht abgewiesen. Insgeheim weiß ich nicht, wieso ich so gehandelt hatte, es war viel mehr eine Intention, der ich unbewusst nachgegeben habe, wie in so vielen anderen Situationen an diesem Abend. Ich hoffe ich war Kuroo keine Last oder ähnliches.
»Die Jacke steht dir aber verlier dich nicht darin, Sato-san.« Ich biss mir auf die Lippen. Einige Sekunden ließ er seinen Blick auf mir ruhen und warf mir wieder dieses Lächeln zu. In diesem Moment fragte ich mich, wie viele Mädchen wohl diesem unwiderstehlichen Gesicht verfallen sind. »Werde ich nicht.« Versprach ich Kuroo und inhalierte dabei heimlich seinen Geruch ein, der an der viel zu großen Jacke haftete. »Gut. - Die Gegend hier sieht ziemlich teuer aus, wohnt ihr denn schon immer hier?« Merkte er an und schaute sich beiläufig in der Dunkelheit um. Meine Achseln zuckten in die Höhe. »Ist nichts Besonderes hier. Alles sieht gleich aus. Die Häuser kann man kaum voneinander unterscheiden, dieselben Vorgärten und viel zu teure Autos. Und nein sind einige male umgezogen, weshalb ich mich irgendwie nirgendwo heimisch fühlen konnte. Nicht mal hier und das, obwohl wir hier schon seit ganzen sechs Jahren leben.« Seine Augen ruhten wieder auf mir, nachdenklich musterte er mich und sofort bereute ich meine Worte. Was er wohl gerade denkt? »Tut mir leid.« Seine Stimme klang leiser als zuvor. Meine Augen weiteten sich und ich reckte mein Kinn aus dem hohen Kragen der Jacke. »Für was entschuldigst du dich jetzt?« Er kratze sich mit seiner freien Hand an der Stirn und blickte zu Boden. »Nun hab ich dich gekränkt, oder?« Seufzte er. »N-Nein alles gut, mach dir keinen Kopf.« Leicht verwundert darüber, wie sehr er auf seine Worte bedacht ist, musterte ich ihn von der Seite, während eine Gänsehaut meine nackten Beine verzierte. Die Wunden an ihnen brennen immer noch fürchterlich. »Hm, darf ich dir was gestehen?« Neugierig kam ich ein leises »Kommt drauf an.« von mir. Bei diesem Kerl weiß man echt nie, was als Nächstes auf einen wartet.
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Almost Lovers | Kuroo x OC
FanfictionDreizehn Jahre später. Um mich herum Hunderte Menschen, die sich meine unzähligen Malereien in einer viel zu prunkvollen Ausstellung ansehen. Diese nachdenklich betrachten und sich fragen, was all diese ineinanderlaufende Farben miteinander zu schaf...