Kapitel 4

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Am nächsten Morgen war ich furchtbar müde. Kein Wunder, ich hatte ja auch kaum geschlafen. Wie auch, wenn sich in meinem Kopf ständig die Ereignisse des letzten Tages wiederholten. Der lange Augenkontakt, bei dem ich mir einbildete auch Interesse seinerseits gesehen zu haben, und seine Hand auf meiner, sein Körper so nah an meinem, sein warmer Atem in meinem Nacken... „Ey n/n, es sieht schon echt ganz schön seltsam aus, wenn du beim Tagträumen die Fledermaus anstarrst, fast schon als ob deine Tagträume über ihn wären... Bah!" Damit riss mich George aus eben genannten Tagträumen... Wenn er nur wüsste wie richtig er lag, aber das dürfen die Zwillinge niemals erfahren. Wenn die rauskriegen, dass ich auf Snape stehe, bin ich so gut wie tot! „Was äh nein, ihh, ich muss wohl mit meinem Blick abgeschweift sein" Ihren Blicken sah ich an, dass sie mir glaubten, puh, Glück gehabt! „Aber egal jetzt, Jungs, ich muss zu Verteidigung gegen die dunklen Künste, man sieht sich dann später"

Bei Lupins Klassensaal angekommen erregt eine große, schlanke Gestalt meine Aufmerksamkeit. Draco Malfoy (?!?) winkt mich zu sich rüber. „Hey y/n, du bist mir schon öfter aufgefallen... Hättest du Lust mal was zu machen?" „Ähm Draco, also du bist sicher ganz nett und so, aber falls du das im Sinne eines Dates meinst muss ich dir absagen, du bist halt nunmal 5 Jahre jünger als ich, das ist mir etwas zu viel" „Was? Nein, natürlich nicht als Date, ich dachte eher an zusammen abhängen, als Freunde oder so" „Achso, na dann gerne. Treffen wir uns am nächsten Hogsmeadewochenende im „Drei Besen"?" „Ja, das ist eine tolle Idee, bis dann" Und damit war er weg und ich mal wieder zu spät.

Oh super, natürlich bin ich wieder zu spät. Und das alles nur wegen dem kleinen Malfoy. Mit einem innerlichen Facepalm betrat ich den Saal nur um zu erschrecken.

Das da vorne war nicht Lupin! Ganz im Gegenteil, das war Snape. Aber was machte er hier? War Lupin etwas passiert? Snapes dunkle Stimme riss mich aus meinem Gedankenstrom „Ach, Ms. Y/L/N, beehren Sie uns auch mal mit Ihrer Anwesenheit?" „E-entschuldigung Sir, ich wurde aufgehalten..." „Ja? Wurden Sie das? Und wer könnte denn so wichtig sein, meinen Unterricht zu verpassen?" Das ging ihn nun wirklich garnichts an, ich nuschelte noch eine kurze Entschuldigung und als ich an meinem üblichen Platz, ein Einzeltisch in der letzten Reihe, ankam, war ich froh sogar ohne Nachsitzen davongekommen zu sein. Warum ist er eigentlich so nett zu mir? Jeder Andere hätte dafür nachsitzen dürfen... Naja wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein. Damit konzentrierte ich mich wieder auf den Unterricht, von dem ich eh schon zu viel verpasst hatte.

Kurz vor Ende der Stunde fühlte ich einen sanften Windhauch hinter mir und kurz darauf spürte ich ein Stück Pergament in meine Tasche gleiten. In genau diesem Moment bemerkte ich auch, woher der Windhauch und somit wahrscheinlich auch der Zettel kommen musste: Snape war hinter mir vorbeigelaufen und nun wieder auf dem Weg nach vorne zum Pult.

Ich faltete den Zettel auf, vorsichtig um kein Aufsehen zu erregen, und las ihn: „Kommen Sie heute Abend ins Labor, ich kann Sie nicht ungestraft davonkommen lassen. Aber keine Sorge, Sie werden arbeiten wie normal. S.S." Wow, er war also tatsächlich etwas nachlässiger mit mir. Ich steckte den Zettel mit der verschlungenen Handschrift hastig in meine Tasche, denn scheinbar hatte ich nicht mitgekriegt, dass alle anderen bereits zum Mittagessen gegangen waren.

Dort angekommen setzte ich mich zu den Zwillingen, denen ich wirklich noch eine Erklärung schuldig war, was würden die sonst denken, nachdem ich gestern Abend mit Snape verschwunden war... „Also, das gestern Abend... Bitte schaut mich nicht so an, ich hab versprochen euch alles zu erklären und das versuche ich gerade, aber ihr müsst mir glauben, wirklich... Also, wie ihr ja wisst durfte ich bei Snape nachsitzen, klar wisst ihr das, es war ja schließlich eure Schuld." Ich schaute sie mit einem gespielt strengen Blick an, wusste aber, dass sie mich nicht ernst nahmen, unser Verhältnis war schließlich wie unter Geschwistern, und welcher 15-Jahrige nimmt schon seine große Schwester ernst? „Jedenfalls haben wir immer zusammen irgendwelche tränke gebraut und ich habe mich scheinbar nicht dumm angestellt, weswegen ich jetzt sozusagen für Snape arbeite. Ich helfe ihm also jeden zweiten Abend bei irgendwelchen Tränken, meistens für den Krankenflügel oder Hagrid. Außer heute, da muss ich zusätzlich hin, weil ich vorhin dank Malfoy zu spät zu VGDDK gekommen bin... Hat eigentlich einer von euch eine Ahnung, warum Snape heute für Lupin eingesprungen ist? Geht es Lupin gut?" „Er wird bestimmt nur erkältet sein oder so" Ich beließ es dabei und der restliche Tag zog fast wie im Zeitraffer an mir vorbei, bis ich mich abends mal wieder vor Snapes Tür befand.

Bevor ich anklopfen konnte ertönte schon ein stumpfes „Herein!" Ich trat ein „W-woher wussten Sie" „Dass Sie es sind? Ihr Geist verrät Sie, sagt Ihnen die Kunst der Okklumentik denn garnichts?" „Okklu- wie bitte?" „Okklumentik, die Kunst beziehungsweise Fähigkeit seinen Geist vor ungewollten Eindringlingen zu schützen. Ach egal, im Labor liegen schon die Zutaten für heute bereit, fangen Sie schonmal an, ich habe noch etwas... zu tun"

Ich ging also ins Labor und begutachtete die Zutaten. Ah, mal wieder Aufpäppeltränke, die müssen für Lupin sein, er ist ja offenbar krank. Als ich mit dem Brauen fast fertig war und die Tränke nur noch etwas vor sich hin köcheln mussten, hatte sich Snape immernoch nicht blicken lassen, weswegen ich beschloss mal in seinem Büro nachzusehen. Dort angekommen wollte ich gerade anklopfen, als ich seine Stimme, lauter und wütender als normal, vernahm: „Ja ich weiß, was er gesagt hat, aber du musst vorsichtiger sein, so wird das doch nix! Und wie beschränkt muss man eigentlich sein, um zu denken, dass ein 5 Jahre älteres Mädchen mit einem ausgehen würde? Malfoy, reiß dich zusammen, du weißt genau, was passiert, wenn du Mist baust!"

Okay, wow, schreit er da grad wirklich Malfoy an, dafür, dass er sich mit mir treffen will, er ist doch nur ein kleiner Junge, der nicht weiß, was er tut? Und wer ist überhaupt „er"? Die beiden reden ja wohl kaum über Voldemort, der ist schließlich tot, oder nicht? Ich wurde mal wieder unsanft aus meinen Gedanken befördert. Diesmal durch die Bürotür, die um ein Haar meine Nase verfehlte. „Y/L/N? Was wollen Sie hier?" Malfoy stürmte mit hochrotem Kopf an mir vorbei raus auf den Gang während Snape auf mich zustürmte, was mich an die kalte Wand zurückweichen ließ. „I-ich wollte n-nur schauen w-wo S-sie stecken, Sie sind d-die g-ganze Z-zeit nicht aufget-taucht..." Oh man y/n reiß dich verdammt nochmal zusammen, du musst echt aufhören zu stottern, er darf nicht merken, wie sehr er dich einschüchtert! „Wieviel haben Sie gehört" zischte er und kam noch ein Stück näher, ich konnte ihn schon riechen. Er roch nach Verbitterung, Schuhcreme und Minze... Insgesamt zwar eine traurige, aber durchaus gutriechende Kombination. „I-ich h-habe g-garnix gehö-hört" „Lügen Sie mich nicht an! Legilimens!" Ich spürte eine unangenehme Präsenz in meinem Kopf. Moment, ist er grade in meinem Kopf??? Nein, er darf das nicht! RAUS! Ich schrie in meinen Gedanken, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob das überhaupt irgendwas brachte. Scheinbar schon, denn Snape fiel vor mir auf die Knie, als ob ich ihn geschubst hätte, aber meine Hände hatten sich nicht aus der Schockstarre befreit, in der ich mich befunden hatte. Seltsam... Er starrte mich völlig entgeistert an und flüsterte nur noch „Raus. Hier. SOFORT!" Und damit rannte ich hinaus auf den Gang und so schnell ich konnte in meinen Schlafsaal. Was war das denn?  Völlig verunsichert schlief ich nach einigen Stunden des Nachdenkens endlich ein in der Hoffnung auf einen traumlosen Schlaf.

Sev (snapeXreader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt