Kapitel 6

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TRIGGERWARNUNG: SVV

Kapitel 6

Ich lag mal wieder auf meinem Bett und dachte über meine Leben nach. Klingt das zu dramatisch? Irgendwie schon, aber egal, mein Leben ist dramatisch! Mir fiel mal wieder auf, wie wenige Erinnerungen ich eigentlich an meine Eltern hatte, ich kannte sie auch nicht besonders lang, weil sie starben, als ich ungefähr drei war. Ein Unfall soll es gewesen sein, man hat mir immer erzählt, dass es wohl mit meinen Eltern auf Besen und einem entlaufenen Hippogreif zusammenhing... Unschöne Sache, ich weiß zwar nichts Genaues, aber das kann einfach nicht angenehm gewesen sein... Also ich meine zu sterben ist bestimmt nie so wirklich angenehm, aber es gibt schon bessere und schlechtere Möglichkeiten zu sterben. Alles an das ich mich noch erinnern kann sind einzelne Fetzen, das strahlende Lächeln meiner Mutter blitzt beispielsweise oft vor meinem inneren Auge auf, oder ich glaube die angenehm kratzige Stimme meines Vaters irgendwo in einer Menschenmenge zu hören...

Ich wurde abrupt aus meinen Gedanken gerissen, als ein dumpfes „Fump" aus Richtung des Fensters kam. Ich blickte auf und erhaschte gerade noch einen Blick auf einen kleinen braunen Steinkauz (wenn ihr die nicht kennt, googelt mal, die sind super niedlich) ehe er schon wieder davonflog. Hmm das ist irgendwie komisch, Eulen verfliegen sich nie, aber wer soll mir denn schon schreiben und vor allem warum ist der Kleine direkt wieder weggeflogen, sollen Eulen normalerweise nicht sicherstellen, dass der Empfänger den Brief auch tatsächlich bekommt?

Ich ging also zum Fenster, um nachzusehen, ob die kleine Eule vielleicht einfach zufällig vorbeigeflogen ist oder ob sie tatsächlich absichtlich hier war. Und Tatsache: Auf meiner Fensterbank lag ein schwarzer Briefumschlag, auf den in einer, mir nur zu gut bekannten, schnörkeligen Handschrift mein Name stand. Aufgeregt nahm ich den Brief und öffnete ihn, da ich wirklich keine Ahnung hatte, was er von mir wollen könnte.

„Miss y/l/n, kommen Sie heute Abend um punkt acht ins Labor, ich muss mit Ihnen reden! S.S."

Reden also, er wird sich doch wohl nicht entschuldigen wollen... Nein, das passt nicht zu ihm, aber was will er sonst? Jetzt war ich endgültig am Ar***! Severus Snape ist kein Mensch, der redet. Und nach unserer letzten Begegnung erst recht nicht mit mir.

Ich war den ganzen restlichen Nachmittag so aufgeregt und in Gedanken versunken, dass ich nichtmal wirklich mitkriegte, dass Malfoy unser Treffen absagte. Das verwunderte mich nicht, nach dem Gespräch, oder eher Geschrei, das ich versehentlich mitgekriegt hatte und dennoch verletzte es mich etwas, dass Malfoy sich wirklich nur mit mir treffen wollte, weil ihm das irgendwer befohlen hatte. Während ich so nachdachte und durch das Schloss streifte fiel mir gar nicht auf, wie die Zeit verging oder wo ich hinlief, bis ich irgendwann geschockt feststellte, dass es 10 vor 8 war und ich nicht im Geringsten bereit war für das was jetzt kommen würde.

Ich stand, nach einem kurzen Sprint durch die Kerker, pünktlich vor der Labortür... und traute mich nicht anzuklopfen, ich hatte wirklich Angst davor, was jetzt passieren würde. Irgendwann schaffte ich es endlich, nahm meinen ganzen Mut zusammen und klopfte an. Sofort kam ein dunkles „Herein!" von drinnen und ich trat zögerlich ein.

Drinnen schlug mir der gewohnte Geruch nach Kräutern, Tränken und einem Hauch von Minze entgegen und ich war direkt etwas entspannter, kaum zu glauben... Da saß er an seinem Schreibtisch, gewohnt griesgrämig dreinblickend und bot mir den Stuhl ihm gegenüber an.

„Also Ms. y/l/n, Sie fragen sich sicher, warum Sie hier sind, vor allem nach dem... uhh Zwischenfall..." „Ja Sir, würden Sie mir bitte sagen, warum Sie mich herbestellt haben? Habe ich etwas falsch gemacht? Oh Gott, bitte sagen Sie, dass ich immer noch hier arbeiten darf, ich wüsste nicht, was ich ohne die Arbeit im Labor tun wür-" „Seien Sie still und hören Sie zu, y/l/n! Erstens: Ich habe nicht vor meine Assistentin zu entlassen, weil Sie eine kleine Unterhaltung mitangehört hat. Zweitens: Sie werden künftig auch die restlichen Abende hier verbringen, denn Sie haben ab sofort Okklumentik-Unterricht, bei mir. Drittens: Es tut mir leid, dass ich Sie so verängstigt habe, das war tatschlich nicht meine Absicht, Sie haben keinen Grund zur Sorge." „Wie bitte? Ich bin also nicht gefeuert?" „War das wirklich das einzige, was Sie aus meiner Aussage mitgekriegt haben?" „Nein Sir, natürlich nicht, wie genau soll dieser Okklumentik-Unterricht ablaufen? Und wieso soll ich den überhaupt nehmen, wieso ich?" „Im Okklumentik-Unterricht werde ich Ihnen beibringen Ihren Geist vor unerwünschten Eindringlingen zu verschließen und Professor Dumbledore und ich haben Sie ausgewählt, weil Sie von Natur aus bereits eine außergewöhnlich starke Okklumentin sind, mehr kann ich Ihnen zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen. Ich hoffe, das stillt Ihre unmögliche Neugier" „Ehh ja, danke Sir" „gut, dann fangen wir an!

Leeren Sie Ihre Gedanken!" „Aber wie mach-" „LEGILIMENS" Ich spürte ihn in meinem Kopf, ich sah die Erinnerungen vor meinen Augen aufflackern. Das Lächeln meiner Mutter, mein Vater mit seiner stets gerunzelten Stirn, der Moment, als der sprechende Hut Hufflepuff ausgespuckt hat, etliche Bilder aus meiner bisherigen Schulzeit, die lachenden Zwillinge, die honigfarbenen Augen ihres großen Bruders Charlie, mit dem ich ein halbes Jahr zusammen war. Plötzlich schlugen die Erinnerungen um, sie wurden dunkler, irgendwie beängstigend grau. Diesmal sah ich mein weinendes Spiegelbild, nachdem Charlie und ich uns getrennt hatten, die Särge meiner Eltern, wie nach und nach jeder meiner Freunde mein Leben verließ, mich wieder im Spiegel, mit der Klinge in meiner Hand, Blut floss in kleinen Rinnsalen über meine Arme, Bauch und Beine... Das war genug, ich konnte das nicht mehr, ich versuchte mit meiner gesamten Kraft Snape aus meinen Gedanken zu verbannen und gerade als ich seine Präsenz nicht mehr in meinen Gedanken spürte, brach ich zusammen.

Ich hatte nicht mitbekommen, dass ich auf dem Boden lag. Ich hatte den Schrei, der sich den Weg aus meiner Lunge gebahnt hatte, nicht bemerkt. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich meine Augen fest zudrückte. Ich lag nur da und versuchte nicht in den Strudel aus fürchterlichen Gedanken zu geraten.

„Ms. y/l/n? Können Sie mich hören?" Irgendwie schaffte es seine Stimme zu mir durchzudringen und ich versuchte meine Augen zu öffnen. Das gelang mir auch, allerdings nur kurz, bevor meine Augen wieder zufielen. Mein letzter Gedanke bevor ich wieder zurück ins dunkle Nichts der Ohnmacht fiel war „Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass ich in Snapes Büro ohnmächtig werde, warum eigentlich immer ich?"

A/N Okay, das Kapitel wurde irgendwie nicht so ganz wie ich das geplant hatte... Aber ich bin eigentlich ganz zufrieden. Wie findet ihr die Story bis jetzt? Ich freue mich über jede Art von Feedback oder Kritik. Bis dann <3

Sev (snapeXreader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt