Faith
Ich ging mit meiner besten Freundin Hope die Bond Street entlang und wir hielten erst an, als wir vor unserem Lieblingskaffee Starbucks standen. Sie hielt mir die Glastür auf und wir gingen hinein.
Der Geruch von frischem Kaffee kam uns entgegen und wir atmeten gleichzeitig tief ein.
"Kaffee..." , schwärmte ich.
"Ich liebe es!", flüsterte Hope mir zu und wir begannen zu lachen.
Wir stellten uns an die halbwegs lange Schlange und bestellten beide einen Latte Macchiato.
Der Mann hinter der Theke fragte mich "wie heißt du." Und ich antwortete ihm, indem ich meinen Namen sagte und dann auf meinen Kaffee wartete.
Ich nahm ihn entgegen und ging mit Hope zu dem letzten freien Platz in dem kleinen Laden.
Ich sah aus dem großen Fenster neben uns und beobachtete die vielen Menschen draußen, die beschäftigt und gestresst herumliefen.
"Was gibt's Neues im Faithoversum?", fragte Hope und mein Kopf schnellte zu ihr und ich überlegte. Sie sah mich fragend und verwirrt an, weil ich schon die ganze Zeit mit meinen Gedanken wo anders war.
Ich wusste nicht, ob ich Hope von Harry erzählen sollte. Sie würde sich sicherlich über alles für mich freuen, aber was sollte ich sagen? Ich wusste ja selber nicht, was zwischen mir und Harry war und ich hatte ihn auch nicht gefragt. Wir mochten uns doch nur, mehr war da nicht!
Und trotzdem erzählte ich es ihr :,, Also, es ist nicht wichtig, aber ich treffe mich im moment öfters mit einem Jungen aus unserer Schule." , sagte ich, als wäre es das normalste auf der Welt, was es eigentlich auch war, aber für mich nicht unbedingt, weil ich noch nie einen Freund hatte und ich war, naja, 17.
"WAS?!", sagte Hope laut und ich hielt ihr sofort den Mund zu, die Leute blickten schon zu uns und ich drehte meinen Kopf so, dass ich jeden komischen Blick der Leute sehen konnte.
"Wer ist es?", brummte sie gegen meine Hand, die fest auf ihrem Mund lag und ich nahm meine Hand vorsichtig wieder hinunter.
"Kennst du nicht!", sagte ich und trank aus meinem Starbucksbecher. Als ich wieder auf sah, sah ich den Blick von Hope, die mich mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. Sofort begann ich zu grinsen und konnte es wirklich überhaupt nicht unterdrücken.
"Die kleine Faith ist also verliebt." , sagte sie und ich verzog mein Gesicht.
"Nein! Wir sind nur Freunde Hope." , erklärte ich meiner besten Freundin die mich wieder unglaubwürdig ansah.
"Natürlich! Also..." , sie drehte ihren Kopf, als würde sie schauen, ob jemand uns zu hören würde "wem versuchst du das nun ein zu reden?"
Ich dachte über ihre Worte nach, aber ich stand nicht auf Harry. Das wäre noch viel zu früh.
"Sag mir wenigstens den Namen deines unbekannten Freundes " , sie betonte das Wort ,,Freund" , sodass ich wieder lachen musste.
"Harry", flüsterte ich und sie zog die Augenbrauen zusammen.
"Styles?" , fragte sie mich und ich nickte, obwohl ich mich schon fragte, woher sie seinen Nachnamen wusste, aber ich dachte mir nichts dabei.
Sie sah nach unten auf ihren Kaffee und ich beobachtete sie dabei.
"Lass uns gehen." , sagte sie abwegig und ich nickte, trank den letzten Schluck Kaffee aus meinem Becher und stand von dem braunen Ledersessel auf.
"Wollen wir noch shoppen gehen?" , fragte sie mich und setzte ihr falsches Lächeln auf. Ich wollte sie nicht fragen, was nun mit ihr los war, aber ich wusste, dass es irgendetwas mit Harry zu tun haben musste.
Wir gingen von Starbucks aus in Tausende Läden hinein und kauften uns neue Sachen. Ich liebte es shoppen zu gehen, doch manchmal, manchmal, da habe ich Momente, wo mich das Leben wieder einholt, wo mich meine Gedanken wie brüchige Wellen überschütten und umhüllen und genau so ein Moment kam mir heute wieder.
Wir standen bei Brandy und ich suchte mir Kleider für den Sommer heraus. Wir hatten schon Frühling und es wurde von Tag zu Tag wärmer.
Als ich dann in die Kabine ging würde ich plötzlich still. Ich fühlte irgendetwas in meinem Herzen. Es war dieses schreckliche Gefühl, welches ich immer bekam und ich wollte es unbedingt wieder loswerden.Ich sah in den Spiegel, zog meine Augenbrauen zusammen und starrte auf meine Beine. Sie waren frei, weil das Kleid kurz war und ich konnte nicht! Ich konnte mich einfach nicht ansehen. Es war schrecklich. Und ich wollte schreien und weinen, aber ich konnte nicht. Ich spürte nur dieses Gefühl, was sich so anfühlte, als würde es mir meine Luft wegnehmen und alles an sich reißen, was mich noch zusammen hält.
Lass es aufhören, bitte
Flehte die mickrige Stimme in meinem Kopf, doch es wurde immer schlimmer.
Ich schloss die Augen, versuchte an etwas anderes zu denken, doch ich konnte nicht.
Die Stimmen in meinem Kopf schrien mich an und machten mich nieder, bis ich auf dem Boden zusammensackte und meinen Kopf gegen die Wand hinter mir schnellen ließ. Ich versuchte so die Gedanken leiser werden zu lassen. Es war jedes Mal eine Qual, wie ein Albtraum, der nicht aufhören würde.
Tränen krochen in meine Augen, aber so genau spürte ich es garnicht mehr, weil sich alles taub anfühlte, als wäre ich gefangen, gefangen in einem anderen Körper. Als würde ich nur in einer Hülle Leben, die nicht zu mir gehörte.
"Hör auf!" , hauchte ich an meine Gedanken gerichtet.
Es wurde immer lauter in meinem Kopf.
"Bitte!"
Ich strampelte mit meinen Beinen und versuchte die Bilder aus meinem Kopf zu sperren, die Bilder von meinem Körper.
Mir wurde schlecht, doch ich wollte nicht brechen.
Es fühlte sich so abscheulich an, dass ich sauer und traurig zu gleich wurde und das Gefühl hatte, dass die Luft immer schwerer wurde.
Ich schnappte nach Luft, mein Brustkorb brannte und es war, als würden Steine auf mir liegen, als würde ich immer schwerer werden und ich wusste nicht wie ich dort herauskommen sollte.
Ich hörte schwach wie jemand meinen Namen rief, doch ich schloss schon die Augen und ließ meinen Oberkörper und meinen Kopf auf den kalten und sandigen Boden sinken.
Und dann....war es still. Ich fühlte mich irgendwie schwerelos, als würde ich in einem Raum sein ohne Licht, wo kein Mensch mich hin verfolgen könnte, wo ich alleine war, wie in einer anderen Welt!
Ein Rauschen war zu hören. Es war wie am Meer. Ein Meeresrauschen, doch ich konnte nicht definieren woher es genau kam, aber es war lauter als die Gedanken. Es war wundervoll in diesem Moment und ich hörte nur dieses Geräusch. Ich sah nichts, ich spürte nichts, ich konzentrierte mich nicht mal auf dieses Geräusch, es war einfach da und es beruhigte mich.
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Captured | H.S
FanfictionDas einzige, was mir neben dem Tod noch blieb, war der Hass. Der Hass gegen mein Leben, gegen meine Liebe für den Jungen, der mich nicht lieben konnte, gegen meine Mum, die mich nie fand, als ich weg war. Aber am meisten, hasste ich, meinen Mörder! ...