139 Tage vorher

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Sometimes it all gets a little too much

Faith

"Faith?", ich hörte das energische Klopfen an meiner verschlossenen Zimmertür und machte meine Musik provozierend laut.

"Faith, lass mich rein!", ich wusste, dass es Harry war, der wie wild gegen meine Tür hämmerte, die schon einsturtzgefährdet war, aber ich hatte keinen Grund die Tür zu öffnen.

Er bedeutete mir nichts. Er war eine Ablenkung von meinem beschissenen Leben und jetzt brauchte ich ihn nicht mehr.

Aus den Boxen dröhnte die laute Musik und wurde im Refrain immer lauter.

Meine Hand griff nach der Flasche Wodka neben mir und ich trank einen großen Schluck aus der durchsichtigen Flasche mit dem blausilbernen Etikett. Als die Flüssigkeit meinen Hals runter floss brannte meine Kehle so stark, dass ich anfing zu husten. Es tat weh, aber das, was mein Herz in diesen Tagen aushielt war wirklich....es war unglaublich schmerzhaft, so unbeschreiblich schmerzhaft...

Ich schüttelte mit Tränen gefüllten Augen meinen Kopf. Ich begriff es nicht, nichts Verstand ich mehr. Ich war gefangen in meinem Körper, der wie eine leere Hülle den Tod, der einen hinter dieser Hülle erwartet umschloss.

"LASS MICH ENDLICH REIN!", er schrie verzweifelt und wütend. Ich machte mir nichts draus. Wieder führte ich die stinkende Flasche an meinen Mund, ich wusste nicht mal mehr wie viele Flaschen ich in den letzten Tagen schon geleert hatte.

Es tut so weh...

Mein Herz tat so weh, als stünde es in Flammen! Es tat so weh, als würde es garnicht mehr schlagen, als würde nur der Schmerz überleben. Noch einmal schluckte ich die ätzende Flüssigkeit hinunter und plötzlich wurde mir schlecht, verdammt schlecht! Sofort versuchte ich auf meine Toilette zu rennen. Ich hörte Stimmen vor meiner Tür, es machte mir so große Angst. Der Alkohol verstärkte meine Angst, obwohl ich wusste, dass es nur Harry war, doch trotzdem empfand ich so viel grauen an diesem traurigen Ort.

Ich fiel auf meine Knie, war nicht mehr fähig zu laufen. Alles drehte sich und ich lag nur noch auf dem Boden und sah an meine Decke. Die Geräusche wurden plötzlich gedämpft und waren nicht mehr so schrecklich laut. In dieser Sekunde waren die Schmerzen erträglich geworden .

Schnell wehrte sich mein Körper gegen die vielen Mengen Alkohol in mir und ich übergab mich und konnte mich gerade noch aufsetzen. Sofort floss mein tauber Körper wieder auf den Boden und der beißende Geruch von Magensäure stieg in meine Nase. Mir wurde nur noch schlechter.

Ich schaute wieder an meine weiße Decke. Ich spürte nicht ob ich noch atmete, oder nicht, ob mein Herz noch in dem selben Rhythmus in meiner Brust schlug, oder ob es aufgehört hatte zu schlagen, weil der Schmerz, den ich noch eben als ertragbar einstufte schon so groß war, dass ich die Schmerzen garnicht mehr spüren konnte.

"Faith!", flüsterte eine Stimme genau neben meinem Ohr, so leise, so zaghaft und liebevoll, dass sich sofort eine Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitete.

Es war Harry, der jetzt mit seinen großen Händen mein Gesicht festhielt und mich mit seinem besorgten Harry-Gesicht ansah.

Tränen schossen sofort in meine Augen und ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Mein Brustkorb sank und hob sich in Sekunden schnelle und ich riss meine Augen auf, als meine Lunge nur noch Millimeter breit war. Ich hatte die Macht über meinen eigenen Körper verloren.

"Pscht...", machte Harry mit seiner ruhigen Stimme. Ich hörte alles so, als würde in meinen Ohren Watte stecken.

Er streichelte mir mit seiner rechten Hand über mein Ohr und über mein schweißnasses Haar.

Captured | H.SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt