147 Tage vorher

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FAITH

Wir standen noch immer in dem gefährlich dunklen Wald. Mein Herz schlug mir bis zum Hals als ich Harry in seine funkelnden Augen sah und er sein Hand hob und mir eine Strähne ganz vorsichtig hinter meine Ohren strich. Ich sah auf den Boden.

Harry's Hand glitt sanft unter mein Kinn und hob es an. Ich sah ihm sofort in die Augen und mein Herzschlag verdoppelte sich binnen Sekunden.

"Du siehst wunderschön aus.", flüsterte er und ich hielt sofort die Luft an. Meine Gedanken waren ausgeschaltet und ich starrte ihn aus traurigen Augen an.

Du bist krank! Niemand liebt kranke Personen.

Dieser Satz verfolgte mich jedes Mal, wenn ich ihm in die Augen sah und sofort schaute ich wieder zu Boden und runzelte nachdenklich meine Stirn.

Harry bemerkte dies natürlich, doch ich wollte ihm jetzt nicht in seine Augen schauen. Ich wollte mich nicht wieder erneut in ihn verlieben. Ich wollte es einfach nicht, denn Krankheit ist abstoßend....

Harry's POV

Ich sah sie an und sie schaute auf den Boden. Man könnte sehen, dass sie Gefühle für mich hatte, aber ich konnte sie nicht lieben, oder es ihr je sagen.

Mein Handy klingelte und ich sah erst Faith an, aber als sie mich nicht anschaute, sondern immer noch nachdenklich und in Gedanken auf den Boden starrte hob ich ab und entfernte mich ein paar Meter von ihr.

Ich wartete, bis jemand etwas sagte und ich erkannte die weinerliche Stimme sofort.

"Was willst du, Hope!", ich Klang forsch und abweisend. Sie wollte unbedingt alles in meinem Leben zerstören, weil ich sie zerstört hatte. Wir waren vor ein paar Jahren zusammen und sie kam nie von mir los. Ich hatte sie zerbrochen, als sie gesehen hatte, wie ich mit einer anderen geschlafen hatte und jetzt war sie wie mein persönlicher Teufel, der mir mein Leben zerstören wollte, so wie ich es verdient hätte.

"H-Harry...", ihre sonst starke Stimme klang ängstlich und gebrochen.

"Hope, lass mich endlich in Ruhe!", rief ich in mein Handy und war kurz davor wütend aufzulegen, aber dann könnte ich noch im letzten Moment ihre weinerliche Stimme hören.

"Er-er wird sterben", sie klang verstört und ich runzelte die Stirn, drückte mein Handy näher an mein Ohr, weil ich ihre flüsternde Stimme kaum noch wahrnehmen konnte.

"Wer?", fragte ich aufgebracht.

"Sag es ihr.", brachte sie über die Lippen.

"Woher weißt du-", begann ich, aber sie unterbrach mich.

"Sag es ihr!", wiederholte sie sich und dann legte sie auf.

"Hope?!", fragte ich ein letztes Mal und nahm mein Handy von meinem Ohr. Sie hatte wirklich aufgelegt.

Verwirrt ging ich zurück zu Faith. Sie sah etwas verwirrt auf den kleinen See vor ihr und dann, aus heiterem Himmel sprang sie in den wohl eiskalten See hinein. Ich verstand nun garnichts mehr, aber ihre Aktion war irgendwie mutig. Nicht jedes Mädchen springt mitten in der Nacht in einen eiskalten See.

Ich grinste, als ich sie auftauchen sah und vergaß die Worte, die noch eben mit Hope's Stimme durch meinen Kopf jagten.

Langsam näherte ich mich dem durchsehbaren See und zog beim laufen meine Socken aus. Faith sah mich grinsend an und mein Herz schlug ein wenig höher. Und dann sprang ich auch in den klaren See. Ich war Unterwasser und hatte meine Augen geschlossen, Adrenalin schoss durch meinen Körper, weil es so kalt war und es so aussichtslos schien einen Wärmestrahl zu finden. Es war eiskalt!

Ich tauchte prustend hoch und sofort öffnete ich meine Augen, verlor kurz meine Orientierung, doch dann sah ich Faith zehn Zentimeter von mir entfernt und es fühlte sich fast so an, als wären wir Magnete und wir müssten als Überlebende Maßnahme ganz nah aneinander sein.

Meine Locken hingen in meinem Gesicht und kitzelten meine nasse Stirn.

Faith's POV

Ich sah zu Harry, der wie ein nasser Hund sich über Wasser heilt und tief in meine blauen Augen sah. Ein leichtes und süßes Lächeln lag auf seinen Lippen. Es war nicht das schiefe Lächeln, was er auf seinen Lippen trug, wenn er perverse Gedanken hatte, oder mich ärgerte. Es war ein Lächeln, was mich tief berührte.

Meine Zähne klapperten aneinander, weil das Wasser so verdammt kalt war. Ich hatte meine ganzen Muskeln am Bauch und an den Beinen angespannt.

Ich beobachtete Harry, wie er den kleinen Abstand zwischen uns verringerte, indem er unter Wasser meine Hand nahm. Mein Atem stockte und eine Gänsehaut überfiel mich schlagartig. Dann zog er mich an seinen trotzallem, warmen Körper. Harry hatte noch sein schwarzes Shirt und seine Jeans an und er machte auch keine Anstalten es auszuziehen und ich schwamm auch nur in meinen vorherigen leichten Klamotten.

Langsam wurde das Wasser wärmer, weil wir schon länger als zehn Minuten drin waren und vielleicht lag es auch daran, dass Harry mich eng umschlungen und mit seinen kräftigen Armen vor der Kälte beschützte. Ich hatte meinen kalten Kopf auf seine Schulter gelegt und schloss die Augen. Jetzt fühlte ich nur noch den schnellen und trotzdem angenehmen Herzschlag in meiner linken Brust und das Wasser, was sich schnitt und wieder zusammenfand.

"Faith...", begann er etwas zögerlich, als würde er mir etwas verheimlichen.

Ahnungslos sah ich hoch zu ihm und lächelte ihn schüchtern an. Er konnte mein Lächeln nur halb so gut erwidern.

Meine nassen Haare klebten beinahe an meiner Wange.

Er sah das und hob vorsichtig seine Hand, die andere presste mich noch immer an seinen Körper. Mit seinen nassen Fingerkuppen Strich er meine Haare nach hinten und schaute mir noch tiefer in die Augen.

"Wolltest du mir nicht etwas sagen?", fragte ich, weil er sich in meinem Blick verloren hatte und mich die ganze Zeit nur anschaute.

"Ach, nichts.", antwortete und sofort meldete er meinem Blick.

Ich lächelte etwas verunsichert, obwohl ich wusste, dass er es nicht sehen würde, aber ich wollte auch nicht nachfragen, obwohl mir die ganze Sache etwas komisch vorkam, aber ich wusste wie er es hasste, wenn ich ihn mit meinen nervigen Fragen durchlöcherte.

Captured | H.SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt