147 Tage vorher

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FAITH

Wir können uns auf der Welt nicht aussuchen ob wir verletzt werden, wir können uns nur aussuchen von wem wir verletzt werden

Ich saß alleine in meinem Zimmer und genau diese Einsamkeit machte mich so traurig, so nachdenklich.

Seit ein paar Stunden hatte die Dämmerung eingesetzt und ich beobachtete den Himmel, der sein Farbspiel in prächtigen Farben vollzog. Es sah wunderschön aus, doch diese Schönheit und die Freude bei diesem allerliebsten Schauspiel beeinträchtigte nicht meine Gedanken.

Mein Blick schweifte zuerst durch meinen dunklen Raum, dann in den Himmel, der sich langsam schwarz verfärbte. Ein paar niedrige Stellen am Himmel schienen noch etwas heller, als das Universum direkt über mir.

Ich sah zu dem einen Stern, der seit sich der Himmel in das dunklere blau verfärbt hatte an der selben Stelle hell leuchtete und sofort begann ich über diesen Stern nach zu denken und verglich ihn mit dem Leben.

Ich meine, genau dieser Stern war seit Stunden da und er schien ganz alleine am Himmel. Er hatte niemanden und er strahlte trotzallem einsam in der dämmernden Dunkelheit. Und dann, als ein paar Sterne sich dazu gesellten, war dieser eine einsame Stern wie verschwunden, als wäre er geflohen vor den anderen. Wir schauen doch alle manchmal nach oben und sehen auf den ersten Blick nichts, nichts außer einen endlosen Himmel, doch wenn wir genau hinsehen, können wir früh genug die Sterne sehen, egal wie hell sie leuchten. Und wenn wir uns jetzt vorstellen, dass dieser eine hilflose Stern ein einsamer hilfloser Mensch wäre, na dann würden wir merken, dass wenn wir in die Menge schauen, eigentlich niemand traurigen oder einsamen Menschen auf den ersten Blick erkennen, doch wenn man genau hinschaut, dann sieht man die Trauer hinter dem Lächeln. Die festsitzende und tiefe Trauer. Und ist es nicht traurig, dass wenn wir wieder in den Himmel zu den Sternen schauen, wir viele einsame verletzte Seelen sehen, und nicht nur eine?

Mein Telefon blinkte auf und mein Zimmer wurde von dem leuchtenden Licht hell.

Ich bewegte mich zu meinem Schreibtisch und nahm es in meine Hand, um zu sehen wer mir geschrieben hatte. Ich musste nachsehen, weil ich Angst verspürte, seitdem ich wieder zu Hause war. Ich hatte Angst, dass das letzte was ich zu meinem Daddy gesagt hätte ich hasse dich war. Es stimmte, mit jeder einzelnen Silbe, mit jedem Wort und jedem Buchstaben entsprach es der Wahrheit, aber wer will schon mit der Wahrheit sterben?

Als ich mein Handy entsperrte sah ich auf den Display und schaute als erstes auf den Namen, der Person. Harry

Ich atmete erleichtert und glücklich aus. Mit einem besseren Gefühl in meiner Magengegend las ich dann auch endlich seine Nachricht.

Faith Charlotte Adams! Lässt du dich gerne entführen?

Stand in der kurzen Whatsapp-Nachricht. Ich fand es süß, wenn er meinen Zweitnamen benutzte. Ich hatte ihn ihm vor ein paar Wochen erzählt, als wir zusammen im Wohnzimmer saßen und geredet und gelacht hatten.

Sofort verspürte ich einen Adrenalinkick und krallte mein Handy fester zwischen meinen Fingern.

Hast du das nicht die letzten Male bemerkt, als du mich verschleppt hast?

Antwortete ich und musste unbewusst grinsen. Ich hatte keine Ahnung, was Harry mit seiner Nachricht andeuten würde, aber ich wusste, dass es etwas damit zu tun hatte mich aus meinem tiefsinnigen Gedankenloch zu graben und da sagte ich nicht nein.

"NA DANN WÜRDE ICH MIR MAL SCHUHE ANZIEHEN ADAMS!", schrie jemand und ich vernahm es von draußen vor unserem Haus. Sofort ging ich auf meinen kleinen Balkon, der sich neben meinem Zimmer befand und schaute verwirrt hinunter. Unten stand Harry mit einem Strauß Blumen in der Hand.

Captured | H.SWo Geschichten leben. Entdecke jetzt