Kapitel 10

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Zu Hause angekommen lege ich mich direkt schlafen. Für weiteren Stress habe ich nämlich keine Kraft. Am nächsten Morgen wache ich friedlich in meinem Bett auf, bin aber immer noch sehr müde. Ich wünschte ich könnte noch länger schlafen. Bald haben wir Prüfungen, deshalb kommt schwänzen nicht in Frage. Ich stehe auf und mache mich im Bad fertig. Nebenbei lasse ich Lost in the Fire von The Weeknd laufen. Leise tapse ich zurück in mein Zimmer und stelle mich vor meinen Schrank. Es ist ziemlich kalt, deshalb entscheide ich mich für meinen schwarzen Nike Pullover und meine schwarze Mom Jeans. Dadrunter ziehe ich mir aber eine Leggings an, sonst erfriere ich. Darunter noch meine Boots und Voilà - ich bin fertig. Ipek hat später als ich Vorlesung, also laufe ich heute. Meine Musik wird unglücklicherweise durch einen Anruf unterbrochen. Um genauer zu sein wegen Ayaz. Ich ziehe schnell meine Jacke an und gehe ran. „Hallo?", sage ich fraglich. „Ja hallöchen! Komm runter ich bin in fünf Minuten da." Verwirrt blicke ich durch die Gegend. „Ich laufe, danke trotzdem.", lehne ich etwas überrascht ab. „In fünf Minuten unten sein, ciaoooo.", sagt er und legt auf. Ich lache augenverdrehend und laufe dann schnell in die Küche. Die Mangostreifen hole ich aus dem Süßigkeitenschrank und packe sie in meine Tasche. Kurz danach beschäftige ich mich auf Instagram mit einem Beitrag und laufe anschließend runter. Ich erkenne Ayaz unschwer und laufe auf sein Auto zu, um dann einzusteigen. „Guten Morgen my Sunshineee", singt er. Währenddessen dröhnt im Auto My Little Sunshine von Reezy. Ich muss lachen, während ich ihn umarme. „Guten Morgen Nervensäge", entgegne ich frech. Er zieht schockiert die Luft ein und dreht sich dann zu mir. „Das merk ich mir!", sagt er beleidigt und fährt los. Er macht die Musik leiser und schmollt. „Spaß! Das war nur Spaß!", versichere ich ihm. Er zuckt mit den Schultern und wischt seine imaginären Tränen weg. Ich verdrehe lachend die Augen und packe dann die Mangos aus. „Schau mal, hab ich extra für dich geholt." Er weitet seine Augen und freut sich wie ein kleines Kind. „Glücklicher könntest du mich am Morgen nicht machen!" Ich lache und lege die Mangos auf das Armaturenbrett.
Angekommen in der Mensa öffnet Ayaz die Mangopackung und teilt wie immer mit mir. „Die schmecken besser als die von Seeberger.", sagt er und inspiziert die Verpackung der Mangos. Ich zucke nur mit den Schultern und finde eigentlich dass sie gleich schmecken. „Naja, sollen wir heute was machen?", fragt Ayaz. „Können wir. Und was?", möchte ich wissen. „Also ich würde sagen wir lernen danach schauen wir weiter?", beantworte ich mir selber meine Frage. Er ist einverstanden und nickt. „Bei dir oder bei mir?", fragt er nun. Oh ich möchte Kenan auf keinen Fall begegnen. „Bei mir!", schießt es ruckartig aus mir. Ayaz schaut mich schief an. „Also Ipek ist ja nicht da deshalb wäre es um einiges ruhiger.", versuche ich zu argumentieren - aber sehr schwach. Er nickt nur verwirrt und knabbert an seinen Mangos weiter.

Nach den ersten beiden Vorlesungen laufen wir erschöpft in die Mensa. Ayaz setzt sich zu seinen Jungs, ich zu Ipek und den Mädels. „Aber wir machen keine Paprika drauf, sonst isst das Yade nicht." Ich sehe Ipek fraglich an, welche direkt versteht und anfängt zu erklären. „Die Mädels kommen heute Abend zu uns. Wir machen zusammen Pizza!" Sie klatscht vor Freude in die Hände und lacht auf. Ipek liebt Pizza über alles, das weiss ich. „Würde es stören wenn Ayaz und ich bei uns lernen?", frage ich zur Sicherheit nochmal. Ich sehe in die Runde, keiner regt sich. „Nein nein, aber vielleicht sind wir etwas zu laut. Wollt ihr nicht bei ihm lernen?", fragt Ipek. Ein Seufzen entkommt mir, während Dilan mich bemitleidend ansieht. „Yade! Komm mal!", höre ich plötzlich jemanden am Hintertisch rufen. Dieser Jemand ist Ayaz, welcher wie wild um sich herum wedelt um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich schaue verwirrt, doch stehe dann einfach auf und laufe auf den Tisch voller junger Männer zu. Alle Blicke sind auf mich gerichtet, während ich seelenruhig weiter laufe. Angekommen räuspere ich mich kurz, nicht weil es nötig ist sondern weil mir die Situation ein wenig unangenehm ist. Ich schaue Ayaz erwartungsvoll an und schüttele dann kurz den Kopf schnell hin und her um nonverbal zu fragen was los ist. „Also das ist Deniz, das ist Melih, der hier ist Abdul und das ist Said.", stellt er mir jeden einzelnen mit einer Handbewegung vor. Die jeweiligen Personen lächeln mich an, was ich aber leider unabsichtlich nicht erwidern kann. Reflexartig sehe ich wieder zu Ayaz. Okay aber, wen juckt's? Meine innere Stimme ist wie immer sehr nett und wundervoll. „Okay.", sage ich nur still und sehe zu Ayaz. „Die wollten dich kennenlernen um zu wissen mit wem ich denn lieber abhänge. Aber ey!" Er steht auf und wirft seinen Arm um mich. Mit einer warnenden Handbewegung beugt er sich leicht zu den Typen. „Sie ist meine beste Freundin also WEHE! Auch nur ein dummes Wort und ihr seid alle tot!", droht er ihnen in einer sehr ernsten Stimmlage. Sie nicken nur, sie scheinen ihn ernst zu nehmen. „Ah und das ist, wie ihr ja schon wisst, Yade.", lächelt er wieder sehr lieb und zeigt auf mich. Ich hebe nur kurz meine Augenbrauen an und sehe zu meinen Mädels, welche ungeduldig rüber schauen. „Wie alt bist du?", möchte der Typ der Said heißt, aber meiner Meinung nach aussieht wie ein Ahmet wissen. „Neunzehn.", antworte ich kurz und knapp. Normalerweise würde ich nicht reden, doch das sind Ayaz' Vertraute. Er nickt wissend und guckt wieder weg. „Hey Bro was geht?", fragt Deniz und gibt der Person die hinter mir hervor kommt einen Faustschlag. Als ich Kenan sehe, rolle ich automatisch innerlich meine Augen und will einfach weg von hier. Ich möchte weder seine Aura spüren, noch seine Nähe irgendwie fühlen. Sein Parfüm steigt mir in die Nase und betäubt diese förmlich. Wieso muss dieses Arschloch so gut riechen? Genervt drehe ich mich weg. Er hat nun alle begrüßt, außer mich. Pff, keiner will von ihm begrüßt werden! „Also ehm, man sieht sich bestimmt Mal, Ciao.", verabschiede ich mich von Ayaz' Freunden und wende mich zu Ayaz. Die Jungs schenken mir auch ein Ciao und reden nun untereinander. Kenan starrt mich nur dumm an, jedoch bekümmert mich das wie immer gar nicht. Ich ignoriere ihn gekonnt und tue einfach so, als wäre er Luft! „Die Mädels backen Pizza bei uns, also werden wir beim Lernen etwas gestört aber das ist ja halb so wild oder?", frage ich Ayaz. Er verzieht leicht sein Gesicht. „Dann gehen wir lieber zu uns.", beschließt er. Meine Augen weiten sich. „N-Nein wir können d-doch trotzdem lernen?", gebe ich stotternd von mir. Er scheint das Problem gar nicht zu verstehen. Ich möchte aufjedenfall Abstand von Kenan! „Ja, bei mir.", sagt Ayaz nun etwas aufgelöst. Ich seufze nur kurz und schließe meine Augen. Meine Hand schnellt an meine Stirn und reibt diese kurz. Ich glaube, dass ich mit Ayaz einfach Klartext sprechen muss. Anders wird er es nicht verstehen. Außerdem ist es ja nichts schlimmes. Naja, das alles überlege ich später. Dann muss ich halt ein letztes Mal meine Zähne zusammenbeißen und durch. Wird schon schief gehen. „Okay.", nuschele ich kaum hörbar und verlasse Ayaz mit schnellen Schritten. „Was wollten die von dir?", will Laura wissen. Ich seufze und setzte mich hin. „Ayaz hat mich seinen Freunden vorgestellt.", erkläre ich. „Uuuhhh.", gibt Ipek mit wackelnden Augenbrauen von sich. „Halt's Maul Ipek.", sage ich neutral und schaue genau wie meine Tonlage. Sie nickt ängstlich und rührt ihren Cappuccino um.

Zu zweit alleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt