12. Kribbeln

47 2 0
                                    

Asanas Sicht

"Artemis... Geh runter von mir...", murre ich leise, ganz verschlafen, während meine weiße Katze versucht mich hoch zu klettern. Wie kann sie nur so aktiv sein? Sonst schläft sie doch nur... Artemis ignoriert mein Jammern und klettert weiter auf mir herum. Wütend schnaube ich und drehe mich ruckartig auf die Seite. Das weiße Fellknäul rutscht an mir herab und gibt ein empörtes Miauen von sich. "Ja, ja... Du mich auch. Lass mich schlafen...", seufze ich und tauche wieder in die Welt der Träume ein. Oder versuche es zumindest, da Artemis immer noch nicht aufgeben will und jetzt seitlich meinen Rücken erklimmt. Genervt seufze ich auf und ergebe mich meinem tyrannischen Haustier.

Flink packe ich sie an ihrem Pelz und hebe sie hoch. Erschrocken krallt sie sich, voller Verzweiflung, an die Decke, was es noch schwieriger macht, sie davon zu lösen. Ich ziehe etwas fester und löse schließlich ihre Krallen aus der seidigen Decke. Widerwillig drehe ich mich auf meinen Rücken und platziere meine weiße Katze neben mir. "Komm. Du wolltest doch was...", gebe ich wehleidig von mir, weil ich noch immer hundemüde bin. Ich könnte Ewigkeiten weiterschlafen, nur geht das nicht. Ich muss später ja noch zu Dumbledore, der mich vermutlich wieder mit seltsamen Fragen löchert und mich mit ebenso komischen Metaphern spickt. Plötzlich springt meine Katze auf meinen Bauch und drückt sich tief in meine Magengrube, was mich erschrocken aufstoßen lässt. Mit weit aufgerissenen Augen fahre ich hoch in die Senkrechte und blicke in die unschuldig funkelnden Augen von Artemis. Dieses kleine Biest! "Das geht auch etwas sanfter!", schimpfe ich mit ihr und scheuche sie von meinem Bett herunter. Die ist mir ja eine.

Wenn ihr Ziel war mich zu wecken, dann hat sie es geschafft. Ich reibe meine müden Augen und befreie sie von dem Schlaf, um einen besseren Blick auf meine Umgebung zu bekommen. Wie schon vorhin, bevor ich eingeschlafen bin, scheinen noch die Kerzen. Sie werden nur immer schwächer und ihr Schein erlischt auch langsam. Der Kerzenschein bringt in mir eine romantische Stimmung auf und bringt mein pubertierendes Ich ungewollt zum Durchdrehen. Ich erschrecke innerlich, als ich die sturmgrauen Augen von Sirius Black, in meinen Gedanken, sehe. Wo kamen die auf einmal her? Ich schüttele vehement meinen Kopf und setze mich rasch an der Bettkante auf.

"Die Kleine gefällt mir jetzt schon."

Eine schlagartige Hitze sammelt sich in meinen Wangen und ich schüttele wieder heftig meinen Kopf. Mehrmals haue ich mir mit meinen flachen Händen auf meine glühenden Wangen und ich lasse sie dort dann ruhen. Oh, Asana... Wie kannst du nur so schlimm am pubertieren sein? Seine Worte waren doch nichts so Besonderes und trotzdem lässt du dich so leicht von ihm begeistern. Du bist doch kein kleines Kind mehr. Und obendrein ist es auch nicht normal! Ich sollte mich nicht bei einem Mann, seines Alters, geschmeichelt fühlen. Bei Merlins Bart. Das ist keineswegs normal. Nochmals haue ich mir auf meine Wangen und schaue an meinen Beinen herab, als ich merke, wie sich etwas um sie herumschlängelt. Ich erkenne Artemis, die sich genüsslich an meinen Beinen reibt und miauend zu mir aufschaut.

"Oh nein. Vergiss es. Keine Streicheleinheiten, für kleine Rüppel.", lasse ich sie wissen und als hätte sie mich verstanden hört sie sofort auf und setzt sich böse dreinschauend und protestierend vor mich. "Du änderst nichts an der Situation, wenn du mich böse anstarrst.", erwidere ich auf ihr motziges Verhalten direkt und verärgert erhebt sich Artemis und stolziert davon, zu einem der Sessel die in meinem Zimmer stehen. Mit einem gekonnt eleganten Sprung landet sie auf dem Kissen und lässt sich murrend nieder. Bei allen guten Geistern. Wann ist Artemis zu so einer Dramaqueen geworden?

Mit einem langgezogenen Seufzen erhebe ich mich dann von meinem bequemen Bett, welches leicht knarrt und gehe zum Fenster, dass von dicken, alten, grünen Vorhängen verhangen ist. Ich ziehe sie vorsichtig zur Seite. Sofort bahnt sich das Sonnenlicht einen erbarmungslosen Weg in mein Zimmer und erhellt es komplett, bis zum letzten Winkel. Vom Licht geblendet kneife ich schmerzend die Augen zusammen. Es ist viel zu hell, um sich direkt daran zu gewöhnen. Vorsichtig lunze ich unter meinen Wimpern hindurch, in mein Zimmer. Ich blinzele mehrmals, um mich an das grelle Licht zu gewöhnen. "Wie kann die Sonne nur so schön und brutal zu gleich sein?", beschwere ich mich leise meckernd über das eigentlich herrliche Januarwetter. Meine Hände greifen nach den Klinken der Fenster, welche quietschend nachgeben. Schwungvoll stoße ich sie auf und lasse dem kalten Wind Einlass in mein Zimmer. Eine sanfte Gänsehaut erfasst meinen Körper und ich fröstle ein wenig, während ich meinen Blick über die Ländereien von Hogwarts schweifen lasse.

Ruf des Grimms (PAUSIERT)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt