"Sooo.... Wo bist du jetzt, oh großer, schwarzer, böser Grimm...?", hauche ich unbeeindruckt, weil ich nichts und niemanden sehen kann. Dabei dachte ich, dass ich jetzt von einem mordlustigen Biest zerfleischt werde.
"Direkt hinter dir, Kleines...", raunt jetzt eine tiefe, rauchige Stimme hinter mir und geschockt bleibe ich wie angewurzelt an Ort und Stelle stehen. Die Präsens hinter mir fühlt sich genauso an wie der Grimm. Aber wie geht das?
"Hast ziemlich lange gebraucht, Asana..."
Noch immer stehe ich mit dem Rücken zur Stimmquelle, hinter mir, gekehrt. Wieso kann ich mich nicht bewegen? Und wieso kann ein Grimm sprechen?! Meine Fäuste haben sich krampfhaft geballt und meine Nägel pressen sich in meine Haut. Vielleicht halluziniere ich? Genau. Das muss es sein. Das heißt ich bin hier ganz alleine und mein Kopf spielt mir nur ein Streich. Es ist in so kurzer Zeit so viel passiert und die ganzen Bilder in meinem Kopf lassen mich jetzt Dinge wahrnehmen, die vermutlich gar nicht da sind. Ich muss mich nur umdrehen und da wird niemand sein. Ganz bestimmt.
Ich atme tief ein und aus, schließe meine Augen und drehe mich schnell einmal um meine eigene Achse. Meinen Kopf halte ich gesenkt und ich schiele mit einem Auge und dann mit dem anderen auf den Boden. Dort sehe ich ihm Staub Pfotenabdrücke, die plötzlich zu Fußabdrücken eines Menschen werden. Wie ist das möglich? Mein Blick wandert etwas weiter und in meinem Blickfeld tauchen dunkle, elegante Stiefel auf.
Ich fass es nicht. Die sind aus Drachenleder!! So welche habe ich noch gar nicht! Ich möchte auch welche aus Drachenleder haben!
Stopp! Asana! Das ist nicht die Zeit über Lederstiefel nachzudenken! Bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen?! Du steckst gerade in einer vermutlich sehr gefährlichen Situation und du regst dich auf, dass das Stiefel aus Drachenleder sind. Sonst geht es uns aber noch gut.
Ein lautes Räuspern ertönt im Raum und lässt mich jetzt sofort hoch schauen. Ich treffe auf blau, graue Augen, welche wie ein wilder Sturm toben. Diese Augen sind komplett anders. Sie sind nicht so wie der Eissturm, in den Augen der Malfoys, der einen erfrieren lässt. Nein. Das grau in seinen Augen ist wie ein tosender Meeressturm, der jedes Schiff zum sinken bringt und jeden gnadenlos zum Ertrinken bringt. Ein Schauer rollt mir über meinen Rücken und meine Nackenhaare stellen sich auf. Ich versuche mich aus diesem Sturm zu befreien, was mir mit viel Mühe auch gelingt.
Ich lasse meinen Blick über mein Gegenüber wandern. Er trägt ein dunkles Hemd und eine ebenso dunkle Weste, worin kleine Ornamente eingestickt sind. Darüber trägt er ein smaragdgrünes Jackett. Ich wage nochmal ein kurzen Blick auf sein Gesicht. Er scheint schon etwas älter zu sein. Möglich, dass er im selben Alter wie Professor Snape ist. Er hat braun gewelltes, schulterlanges Haar, in welchem sich hin und wieder schon graue Strähnen verflechten. Sein Bart weist ebenfalls schon ein paar graue Härchen auf.
Ein kleines Kribbeln breitet sich in meinem Bauch aus. Meine Arm legt sich sanft um diesen und versucht das Gefühl zu unterdrücken. Wo kommt das her? Ich sehe denn Mann gerade zum ersten Mal. Ich darf mich nicht ablenken lassen. Vehement schüttle ich meinen Kopf und versuche einen klaren Blick, auf die Situation, wiederzugewinnen.
Also. Um etwas einmal klarzustellen. Ich verfolge einen Grimm. Eine schwarze, böse Bestie, die mich binnen Sekunden in hunderte Stücke zerreißen könnte. Aber hier ist keine Bestie. Hier steht ein Mensch vor mir. Ein Mann. Um uns herum sind Abdrücke von Pfoten, die plötzlich enden und dann zu Fußabdrücken werden. Wie ist das möglich?
Ein genervtes Seufzen entkommt dem Mann vor mir und er reibt sich mit seiner Hand über seinen Bart. Ich beobachte alles genaustens, was er macht. Seine Bewegungen, seine Handlungen, seine Mimik. Was verrät mir sein Gesicht? Er könnte nämlich planen, mir etwas anzutun. Ich weiche ein paar Schritte zurück, lasse ihn dabei nicht aus den Augen. Abstand nehmen ist jetzt das Beste, was ich in dieser Situation machen kann. Mein Blick schweift unruhig seine Gestalt auf und ab. Wo ist sein Zauberstab?
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Ruf des Grimms (PAUSIERT)
FanficEine Reinblüter Familie, die lange für augestorben gehalten wird, taucht plötzlich wieder auf. Ihre Tochter Asana wurde seit ihrer Geburt von allen Geschehen ferngehalten und somit besuchte sie auch nie Hogwarts. Bis zu dem Tag, an dem Lucius Malf...