8. Matteo

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Matteo legt frische Handtücher in das Gästezimmer und fährt sich über sein Gesicht. Ella würde heute Nachmittag mit dem Zug ankommen und dann erst einmal einige Stunden mit Cassy alleine sein. Ob er das so gutheißen kann, hinterher erzählt sie noch irgendetwas Peinliches. Wobei, im Grunde genommen kennt Cassy alle peinlichen Geschichten.

"Hast du das Bett schon neu bezogen?". Cassy steht im Flur, eine weinende Charlotte auf dem Arm. Seit einigen Minuten schon lässt sich die Kleine nicht beruhigen. Matteo nickt und geht auf sie zu, um ihr Charlotte abzunehmen und sanft hin- und her zu schaukeln. "Sie wirkt etwas warm", meint er plötzlich und fühlt besorgt die Stirn der Kleinen.

Cassy nickt mit zusammengekniffenen Lippen. "Ich weiß nicht, ob ich es schaffe deine Mutter abzuholen. Je nachdem, wie sich das entwickelt", meint sie und Matteo winkt ab. "Ella kann sich auch ein Taxi nehmen. Du bist ja hier und kannst ihr die Tür aufmachen".

Während Cassy sich frisch macht, greift Matteo nach seinem Handy und wählt Ellas Nummer. "Matteo, wie schön schon so früh deine Stimme zu hören!". Im Hintergrund hört er die Durchsage eines Zuges, sie ist schon unterwegs.

"Guten Morgen Ella. Ich wollte dir nur eben mitteilen, dass noch nicht klar ist ob Cassy dich abholen kann. Charlotte hat leicht erhöhte Temperatur und wir wissen nicht, ob es bis zum Nachmittag besser wird".

"Ach Gottchen, die arme Kleine! Alles gut, ich weiß Bescheid. Sie kann sich ja melden, wenn sie es noch schaffen sollte. Gib ihr meine Nummer".

"In Ordnung, mache ich. Ich muss jetzt auflegen, muss los in die Klinik". Sie verabschieden sich und als Cassy aus dem Bad kommt, übergibt er seine immer noch weinende Charlotte wieder an sie. "Ich hoffe, dass ich pünktlich Feierabend machen kann", meint er und drückt Cassy einen langen Kuss auf die Lippen.

"Ich weiß". Seufzend sieht sie lächelnd zu ihm auf und drückt seine Hand. "Bis später". Das bis später gar nicht mehr so lange ist, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.

Es vergehen wenige Stunden im JTK, wo er neben einer OP auf die normale Visite durchführen wollte. Kurz vor Ende seiner Visite kommt Mikko in das Behandlungszimmer einer Patientin.

"Gibt's was?", fragt Matteo mit hochgezogener Augenbraue. Er hasst es, wenn ihn jemand bei der Visite stört. Das weiß eigentlich auch Ramtamtam.

"Kinderstation", sagt Mikko nur und Matteos Herz setzt geschockt einen Schlag aus. "Frau Müller, ich muss Sie leider an meinen Kollegen übergeben, es scheint einen Notfall zu geben", sagt Matteo nur und die alte Dame nickt. "Gehen Sie nur. Sie sind so unersetzbar Dr. Moreau, wenn es dringend ist wird man sie dort nötiger brauchen".

Die alte Dame konnte schleimen, das muss man ihr lassen. Matteo drückt Mikko wortlos die Akte in die Hand und eilt los. Am Counter sitzt Theresa, die ihn besorgt anschaut. "Vor zehn Minuten hier angekommen. Wir haben jetzt erst davon erfahren", meint sie, doch Matteo hört ihr kaum zu. Er eilt zum Treppenhaus, da er nicht auf den Aufzug warten kann.

Rebecca steht am Counter und trippelt nervös mit dem Fuß. Als sie ihn sieht, atmet sie erleichtert aus. "Hier entlang", sagt sie nur und führt ihn in ein Behandlungszimmer.

Cassy steht weinend an einem Bettchen, wo Charlotte ebenfalls weinend drin liegt. Elias zieht bereits eine Spritze auf, während eine der Schwestern seinem armen, kleinen Engel eine Infusion legt.

"Matteo". Cassy schaut ihn mit tränenüberströmten Gesicht an und schnell nimmt er sie in die Arme. "Was ist los?", fragt er und richtet seine Frage an Elias, der sich über Charlotte beugt und ihr schnell etwas spritzt. Matteo kann nicht erkennen, was.

"Fieber. Mittlerweile gestiegen auf 39,1°C. Ich habe ihr gerade ein fiebersenkendes Mittel gespritzt, die niedrigste Dosierung die wir haben. Da sie vor einer Stunde das Trinken eingestellt hat, legen wir vorsichtshalber eine Kochsalzlösung".

Rebecca nimmt ein Röhrchen und entnimmt schnell zwei Blutproben. "Wir bringen das direkt ins Labor", sagt sie und stürmt mit Elias los, während er und Cassy alleine zurückbleiben.

Da Charlotte nicht aufhört zu weinen, eilt Cassy wieder zu ihr und streichelt sanft ihre Wange. "Alles wird gut, mein Schatz", flüstert sie und Matteo stellt sich direkt hinter sie. Den Monitor mit den Vitalwerten immer gut im Blick. "Was ist nur mit ihr los?", flüstert Cassy und hebt den Kopf, um Matteo anzusehen. Seufzend reibt sich Matteo das Kinn und schüttelt dann resigniert den Kopf. "Ich weiß es nicht. Aber Elias und Rebecca werden es herausfinden".

In aller Freundschaft - die jungen Ärzte: LebensabschnitteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt