11. Rebecca

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"Oh, tut mir leid Mikko", sagt sie und hebt den Kopf. Mikko grinst bloß und schaut dann durch das kleine Fenster in den Raum hinein. "Wie geht's denn der Kleinen?", fragt er und Rebecca folgt ebenfalls seinem Blick. "Ganz gut soweit. Wir wissen jetzt, was sie hat und können entsprechend die Medikamente dosieren. Das Drei-Tage-Fieber". Mikko verzieht das Gesicht. "Wenn der Ausschlag überstanden ist, kann sie bestimmt nach Hause".

Rebecca verdreht die Augen und macht sich auf den Weg zum Counter. "Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Moreau seine Tochter früher entlässt wie nötig?".

Mikko grinst und schüttelt den Kopf. Am Counter sitzt Theresa, die geschäftig auf der Tastatur herumtippt. "Und? Was macht die Kleine?".

Auch ihr erzählt Rebecca den Befund und auch Theresa verzieht das Gesicht. "Nicht schön. Aber sie ist hier ja in besten Händen. Lass mich raten, Moreau kann es sich nicht nehmen, auch hier zu übernachten?". Theresa muss Rebeccas Notizen in der Akte gesehen haben, dass man ein Klappbett in Charlottes Zimmer aufstellt.

"Richtig. Wobei das Bett für Cassy ist". Theresa schnalzt kopfschüttelnd mit der Zunge. "Wir brauchen ihn ausgeschlafen und nicht übermüdet".

Mikko lehnt sich gegen den Tresen und verschränkt die Arme vor der Brust. "Als ob irgendjemand Moreau von etwas abhalten kann".

Dr. Lindner kommt um die Ecke und sieht die Runde ungläubig an. "Kaffeekränzchen ohne mich?", fragt er und Theresa schaut lächelnd zu ihm auf. "Seit wann stehst du auf so etwas?".

"Und du?", fragt er konternd zurück und bringt Theresa mit einem verblüfften, zuklappenden Mund zum Schweigen.

"Auf, auf! Die Patienten warten", meint er und scheucht sie alle damit auseinander.

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Rebecca stapft müde in ihre Wohnung und begutachtet schnaufend das Chaos, welches seit Tagen schon hier drin wütet. Sie hat es nicht einmal geschafft, aufzuräumen. Irgendwie fehlt ihr einfach die Motivation.

Als sie in ihrem Kühlschrank nichts Essbares findet, bestellt sie sich fix etwas beim Chinesen von nebenan und geht schnell unter die Dusche. Das heiße Wasser erfrischt sie wenigstens etwas und danach schaut sie in Ruhe ihre Post durch.

Eine Postkarte fällt ihr in die Hände. Sie ist von Julia. Das Bild vorne zeigt L.A. und als sie die Nachricht durchliest, muss sie grinsen.

'Hallo Becci. Ich hoffe, dass es Dir gut geht auch wenn wir fast jede Woche schreiben. Niklas und ich haben ein freies Wochenende genutzt, um uns L.A. einmal anzusehen. Ich würde mich freuen, wenn Du mich hier mal besuchen kommst, dann kann ich Dir die Stadt auch mal zeigen. Auch, wenn es einen Flug dahin kostet :)! Mach's gut und bis in drei Monaten, Deine Julia'.

Drei Monate noch bzw. 2 1/2 Monate, die Karte hat schon fast zwei Wochen gebraucht, bis sie hier angekommen ist. Julia würde alleine zu Besuch kommen und dann hier für ein paar Tage wohnen, da sich ihr Urlaub und der von ihrem Vater überschneiden.

Grinsend heftet sie die Karte an ihre Pinnwand mit Fotos und Erinnerungsstücken. Dabei fällt ihr Blick auf das Foto der Assistenzärzte, wo Tom zufrieden und schelmisch in die Kamera grinst. Sofort wird es ihr schwer ums Herz, nur die Klingel holt sie aus ihren Gedanken. Nachdem sie genüsslich mampfend auf ihrer Couch sitzt und durch die Programme zappt, vibriert ihr Handy. Eine WhatsApp von Mikko.

'Hey Becci. Danke für den Abend, dass wollte ich Dir eigentlich heute gesagt haben'.

'Gerne Mikko. War sogar ganz lustig. Könnte man bestimmt mal wiederholen, vielleicht kann Emma dann auch!'.

'Gute Idee. Wir können ja morgen mal mit ihr sprechen!'.

Grinsend legt sie ihr Handy zur Seite und staunt dann, als sie bemerkt, was sie tut. Lächelt sie etwa wegen einer Nachricht von Mikko?

Kopfschüttelnd und verständnislos über sich selbst legt sie ihr Handy auf das Display und versucht sich auf die Nachrichten zu konzentrieren. Doch die Informationen wollen nicht in ihr Gehirn ankommen und ihr Blick wandert immer wieder zu ihrem Handy. Vielleicht sollte sie ihm darauf antworten?

Nein, lass es! So etwas kann nur schiefgehen. Rebecca schaltet ihr Handy ab, das Diensthandy für den Notfall auf laut und stellt sich darauf auch einen Wecker. Dann versucht sie, wenigstens etwas Ordnung in ihre Wohnung zu bringen und geht dann frühzeitig schlafen. Bloß ablenken und nicht an jemanden denken!

In aller Freundschaft - die jungen Ärzte: LebensabschnitteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt