14. Cassy

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Am nächsten Morgen, Matteo ist schon zur Klinik aufgebrochen, sitze ich mit Ella und Vivi am Küchentisch und genieße die Zeit mit den Beiden. Charlotte wird von Ella bespaßt und betüdelt, während ich in Ruhe frühstücken kann. Wie sehr ich so etwas doch vermisst habe!

"Ich wollte heute Nachmittag zur Klinik und die Anderen überraschen. Möchtest du mit?", fragt Vivi und ich schaue Ella an.
"Ich kann doch nicht meine Stiefschwiegermutter alleine hier lassen", argumentiere ich und Ella winkt ab. "Geht ihr nur, ich passe auf die Kleine hier auf. Dann kannst du dir auch mal einen freien Nachmittag machen".

Ich liebe diese Frau! Sie ist einfach ein Engel.
"Danke dir. Ich pumpe vor Milch ab!".

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Am Nachmittag gehe ich mit Vivi los in Richtung des JTK.
"Und? Wie läuft das Eheleben so?", fragt sie und ich grinse.
"Willst du jedes Detail?".
"Um Gottes Willen, too much information for sisters", meint sie und hebt abwehrend die Hände hoch.
"Aber eher im Bezug auf Charlotte und die Harmonie".

Ich seufze leise. "Es ist anders. Anstrengend und wir streiten uns öfters mal, aber wir raufen uns immer wieder zusammen. Und ich möchte es nicht mehr missen".
Vivi lächelt und legt ihren Arm um meine Schulter.

"Das wollte ich hören. Wenn mein Brüderchen Scheiße baut, dann sag es mir!".
"Versprochen!". Wir nutzen die Zeit und quatschen auch mal über ihr Leben, dass sie einen Hamburger kennengelernt hat und es wohl sehr gut läuft. Sie sich schon einige Male getroffen hätten und so weiter.

Vor dem Klinikum ist wieder geschäftig viel los. Schwestern eilen hin und her und es scheint, als ob es einen größeren Unfall gegeben hätte, 3 RTWs stehen an der NA.
Im Foyer nehmen wir uns einen Kaffee an der Kantine und setzen uns in eine Nische, die uns mehr Privatsphäre bietet.

"Ich schreibe den Anderen mal, das wir da sind. Vielleicht haben sie gleich mal Zeit", meint Vivi und ich lehne mich entspannt zurück. Obwohl ich unruhig mit den Fingern auf die Tischplatte trommle, weiß ich, dass Charlotte bei Ella in guten Händen ist.

Vivi schaut plötzlich an mir vorbei und runzelt die Stirn. "Was ist?", frage ich und schaue ebenfalls über die Schulter.
Als ich die Szene sehe, fällt mir beinahe die Tasse Kaffee aus den Händen.

Matteo geht auf eine Frau in seinem Alter zu und nimmt sie herzlichst in die Arme. Als er auch noch ihr einen sanften Kuss auf die Wange drückt, fängt mein Herz unkontrolliert an zu rasen. Sengende Hitze wallt durch meinen Körper und ich spüre den nagenden Zahn der Eifersucht in mir aufkochen.

"Wer ist das?", frage ich leise und erschrecke selbst über meine Stimme, sie klingt fremd und rau.
"Dr. Isabella Mertz. Plastische Chirurgin mit einer Privatklinik. Und Matteos Ex".

Das Herz rutscht mir vollends in die Hose. Das hat er mir nie erzählt.
Vivi schnaubt. "Lief nicht lange zwischen den Beiden. Sie ist abgehauen, soweit ich mich erinnere".
"Vivi, könntest du das bitte für dich behalten?", flüstere ich und verliere die Beiden nicht aus den Augen.

Sie setzen sich an einen der Tische und Matteo lächelt sogar. Eine Tasse Kaffee steht vor ihm, den sie ihm anscheinend schon bestellt hatte.
"Hey, bist du etwa eifersüchtig?". Als ich Vivi wieder ansehe, reißt sie erschrocken die Augen auf.

"Um Gottes Willen, Cassy! So habe ich dich ja noch nie gesehen!".
"Bis jetzt gab es ja auch keinen Grund". Und jetzt sitzt der Grund ohne Falten und mit perfekt strahlendem Lächeln Matteo gegenüber. Eine schlanke Hand legt sich auf seine und drückt diese. Ihr Lachen, glockenhell und klar, hallt zu mir herüber und am Liebsten würde ich ihr Gesicht in die Erde der Topfpflanze neben ihr drücken.

"Cassy, jetzt hör mir mal zu. Mein Bruder liebt dich mehr als alles Andere! Niemand außer Charlotte kann da herankommen!".
Ich presse die Lippen aufeinander und sehe Vivi wieder an.
"Und dennoch ist sie seine Ex!".

Ich sehe, wie Theresa um die Ecke kommt und nach uns Ausschau hält. Vorher jedoch bleibt ihr Blick auch bei Matteo und Dr. Miststück hängen und sie runzelt die Stirn.
Unsicherheit, ob sie ihm was sagen soll oder direkt zu uns kommt, legt sich auf ihr Gesicht.

Sie entscheidet sich, direkt zu uns zu kommen und setzt sich. "Was soll das denn?", fragt sie und dreht sich extra in die Richtung.
"Ich habe nicht die leiseste Ahnung", brumme ich.
Vivi verdreht die Augen und nimmt meine Hand. "Wenn es dich stört, geh doch hin und stell dich vor. Du wirst sehen, Matteo ist bloß höflich".

In aller Freundschaft - die jungen Ärzte: LebensabschnitteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt