3 Jahre später:
,,Ich muss mich ausruhen!", lachte ich und ließ mich erschöpft auf meinen Stuhl fallen.
Es war nicht gerade leicht in High Heels und in einem Hochzeitskleid lange zu tanzen. Vor allem nicht wenn man im sechsten Monat schwanger war.
,,Magst du Erdbeeren?", fragte mich Sebastian und hielt mir eine Schale eben solcher Beeren unter die Nase.
Er sah atemberaubend in seinem Bräutigamanzug aus und verwöhnte mich meine ganze Schwangerschaft hindurch bereits.
,,Oh ja", ich schnappte mir den Teller und stopfte mir sogleich ein paar in den Mund.
Glücklich lehnte ich mich nach hinten und Sebastian legte einen Arm um meine Schultern. Mein Blick fiel auf die Tanzfläche, auf der Ella mit Jonas und seiner Freundin Ronny redete und auf Felix, der mit seiner Mutter tanzte und auch der Rest unserer Gäste schien ausgelassen und munter zu sein.
,,Dieser Tag ist perfekt", flüsterte Sebastian und stahl sich einen Kuss von meinen Lippen.
Ich betrachtete meinen Mann eingehend von der Seite. Er hatte vor zwei Jahr den Mut gehabt sich seinem Vater vorzustellen, der selbstverständlich aus allen Wolken gefallen war. Die beiden hatten zwar Zeit miteinander verbracht, aber wirklich funktioniert hatte ihre Beziehung nicht wirklich.
Auch hatten wir ihn, Dana und Marina Krämer zu unserer Hochzeit eingeladen. Lediglich Marina ist erschienen.
Mir tat es natürlich für Sebastian leid, aber als er die Absage seines Vater bekommen hatte, hat er es abgewunken und gesagt, dass ihm die Familie, die er mit mir hatte, vollkommen reichte.
Mein Blick wanderte zu den Mauern der Burg, in der wir unsere Hochzeit feierten. Es war Abend und langsam tauchten die Lichterketten und Kerzen den ganzen Innenhof in ein warmes märchenhaftes Licht.
,,Huch!"
,,Schatz?", Sebastian drehte sich alarmiert zu mir um.
,,Die Kleine hat nur getreten", beruhigte ich ihn und legte seine Hand auf meinen Bauch. ,,Spürst du was?"
,,Ja", er lächelte breit. ,,Unser kleines Mädchen."
Er kitzelte meine Nasenspitze mit seiner und ich musste kichern.
,,Hey, ihr Faulpelze", begrüßte uns Ella und nahm sich ihr Glas vom Tisch, um daraus zu trinken.
,,In meinem Bauch wächst gerade ein Baby!", verteidigte ich mich vor meiner Tochter.
,,Oh sorry, Mum. Hey, du Faulpelz", neckte sie ihren ehemaligen Physiklehrer und nun Stiefvater.
,,Sagt diejenige, die in der Nacht vor ihrem Matheabschluss heulend zu mir kam und nicht mehr wusste ob eins und eins zwei ist", witzelte er.
,,Das ist nicht lustig gewesen! Ich hatte da echt einen Mentalbreakdown! Aber immerhin bin ich nicht durchgefallen. Außerdem hab ich meinen Ausbildungsplatz bekommen."
Ella machte eine Ausbildung als Sekretärin beim Bundesnachrichtendienst, wobei sie den meisten das Wo gar nicht erst verriet.
,,Ja, aber du hast immer noch keinen Freund", rief Felix, der seine Freundin Katharina an der Hand hielt und ebenfalls etwas trank.
,,Das Singleleben ist das wahre Upgrade des Lebens!", behauptete Ella lässig und warf sich die blonden Haare nach hinten. ,,Stimmt's, Janine?"
Janine prostete Ella zu: ,,Wahre Worte, meine Liebe."
,,Also dafür, dass wir beide mal verheiratet gewesen sind, ist das echt gemein!", sagte Sebastian gespielt empört zu seiner Exfrau.
,,Tja, als wir zusammen gewesen sind, warst du noch nicht so ein Badboy, der vier Nächte in U-Haft saß", Janine trank grinsend aus ihrem Glas.
,,Erinnere mich nicht daran. Mein Rücken tut immer noch weh!"
,,Kommt, lasst und wieder tanzen", schlug Ella schließlich vor. ,,Kannst du wieder, Mum?"
,,Nur wenn mich jemand hochzieht", lachte ich und streckte meine Arme nach meinem frisch angetrauten Ehemann aus.
Sebastian half mir auf die Beine zu kommen und wir liefen zur Tanzfläche.
Der DJ begann sofort ein langsames Lied zu spielen und Sebastian legte grinsend eine Hand auf meine Taille und tanzte mit mir.
Aus dem Augenwinkel konnte ich Jonas sehen, der mit seiner Freundin Veronika tanzte, ebenso wie Felix und Katharina.
Ella alberte mit Kerims achtjährigen Sohn herum, während sich sein Vater und seine Mutter mit Janine unterhielten.
Zufrieden kuschelte ich mich an die Brust meines Mannes und hörte dabei sein Herz aufgeregt in seiner Brust schlagen. Ich sah zu Sebastian auf.
Wir sind zusammen durch die Hölle gegangen und nun standen wir beide im Himmel und könnten nicht glücklicher sein.
,,Ich vermisse sie", flüsterte ich Sebastian zu und lehnte mich wieder an seine warme Brust. Er brauchte gar nicht fragen, wen ich meinte.
Sebastian stützte seufzend sein Kinn auf meinen Kopf.
,,Ich vermisse sie auch."
Es gab Dinge, die man nicht ungeschehen machen konnte und man musste damit leben, egal wie schwierig es war. Schließlich war das größte Gut, was wir hatten, unser Leben.
Und ich wollte leben.
Ich wollte es so sehr.

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Vergissmeinnicht
Mystery / ThrillerEine Vermisste. Zwei Augenzeugen. Drei Leute, die die Wahrheit kennen. ,,Es wird Zeit den Fall neu aufzurollen, findest du nicht?" Vor über zwanzig Jahren soll ein Mädchen auf ihrer Abschlussfeier Selbstmord begangen haben, indem sie sich in den S...