[22] Carlos Sainz x Lando Norris [1/2]

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veröffentlicht am 08.03.2021

[22] „Komm runter! Du machst mir Angst."

Abu Dhabi, 13.12.2020

Landos Sicht:

Müde fuhr ich mir durch das Gesicht, bevor ich meinen Blick aus dem Fenster gleiten ließ. Die letzten Wochen waren privat mehr als nur schwierig gewesen und da es unweigerlich auch mit dem Team zu tun hatte, war es auch beruflich nicht der absolute Hammer.

Carlos und ich. Es war unsere zweite und gleichzeitig letzte Saison als Teamkollegen miteinander und sie war so anders als wir sie uns vorgestellt hatten. Im Sommer letzten Jahres waren wir zusammengekommen und es folgten die schönsten Monate meines Lebens. Carlos als Freund zu haben, war ein Traum. Ein Traum, der viel zu früh endete.

Als er mir von seinem Angebot von Ferrari erzählt hatte, war ich zunächst nicht sicher, was ich davon halten sollte. Ich freute mich für ihn, er hatte es sich wirklich verdient und Ferrari war eine riesen Chance für ihn, aber gleichzeitig hatte es einen bitteren Beigeschmack, den ich nicht gerne zugab. Keine Videodrehs, keine Interviews, keine Teambriefings mehr. Ein McLaren-Leben ohne Carlos. Ich konnte und wollte es mir nicht vorstellen. Es würde niemals das gleiche sein ohne ihn.

Dass Carlos dann aber das ganze Jahr über immer wieder nach Italien musste, obwohl er ja nicht einmal diese Saison für sie fuhr, sondern erst nächste, belastete mich nur weiter. Ständig fühlte ich mich alleine gelassen und vernachlässigt. Ein Gefühl, das ich letztes Jahr noch nicht kannte, das mir dieses Jahr aber die Kehle zuschnürte.

Wenn der Spanier dann mal in England war, wurden Meinungsverschiedenheiten immer häufiger. Eigentlich kleine irrelevante Dinge, wie was wir denn abends essen wollten, führten zu großen Streits. Gleichzeitig wurden Zärtlichkeiten seltener. Früher hatten wir immer kleine Küsse ausgetauscht, wann immer es nur ging, aber sie wurden immer halbherziger, bis sie fast gar nicht mehr vorhanden waren.

Und dann war alles explodiert. Wir hatten wegen irgendwas gestritten, uns alles mögliche an den Kopf geworfen und zum ersten Mal war Carlos lauter geworden, richtig laut. Er schrie mich an, was mir gar nicht gefiel, und war richtig aufgebracht. Ihn so wütend zu erleben war neu und einschüchternd. Wenn ich heute noch daran dachte, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.

„Komm runter! Du machst mir Angst", flehte ich kleinlaut und blickte vom Boden auf, direkt in seine blitzenden Augen. Eigentlich war mir nur ein dämlicher Kommentar über die Lippen gerutscht, als er meinte, dass er nach dem nächsten Rennen leider keine Zeit für mich hatte, da er diesmal zu seiner Familie flog - natürlich ohne mich. Mein einfaches ,also alles wie immer' hatte ihn daraufhin vollkommen aus der Bahn geworfen und nun stritten wir seit sicherlich einer halben Stunde. Ich konnte nicht mehr.

„Ernsthaft?!", zischte mein Freund, ehe er einen Schritt auf mich zukam. Augenblicklich ging ich einen zurück und wich seinem Blick wieder aus, was er mit einem ungläubigen Lachen kommentierte. „So weit ist es jetzt also schon gekommen, hm?" Immer weiter kam er auf mich zu, immer weiter wich ich zurück, bis ich schließlich die Wand an meinem Rücken spürte.

Verzweifelt schloss ich meine verdächtig brennenden Augen und wusste nicht so ganz, was ich erwarten sollte, als er nun langam seine Hand hob. „C-Carlos...bitte", hauchte ich mit zittriger Stimme, während die ersten Tränen über meine Wange rollte. Ängstlich presste ich mich noch näher an die Wand.

„Du hast wirklich Angst vor mir", stellte er fest und ich konnte seine Stimmlage einfach nicht mehr deuten. Etwas, was ich vor wenigen Monaten noch im Schlaf gekonnt hatte, war mittlerweile unmöglich. Er war wie ein anderer Mensch. „Denkst du wirklich, dass ich dich verletzen könnte?", wollte Carlos wissen und nun klang er tatsächlich ein wenig erschüttert, „Verdammt, ich könnte dir niemals wehtun!"

Formel 1 Oneshots [boy x boy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt