Kapitel 3

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Die große Gruppe setzte sich langsam in Bewegung. »Kommt alle mit!«, jaulte Braunstern. »Zum Hotel geht es hier entlang.« Ach nee. Es war ja auch das einzige Gebäude weit und breit. Efeusee und Blumenfall zogen ihre Koffer hinter sich her und schleppten sich über die Landstraße.

Vergleichsweise war das Wetter wirklich beeindruckend und Efeusee wollte sich daran erfreuen, aber sie hatte zu großen Hunger, um sich zu entspannen. Anderen aus der Gruppe schien es ähnlich zu gehen: Aus Rotweides Richtung, der neben ihnen herlief, hörte man ständig seltsame Geräusche, die ziemlich an das Knurren seines Magens erinnerten.
Windpelz weiter vorne schien Braunstern zu belästigen. »Wann kriegen wir endlich Essen!? Ich hab Hunger!« »Zügle deine Zunge, Windpelz!«, fauchte Braunstern darauf.

Das schöne Wetter war aber nicht nur angenehm. Der Marsch hatte sie ins Schwitzen gebracht und es war ziemlich heiß. Kein Wunder, sie hatte ja auch eine warme Strickjacke an. Schnell zog sie diese aus und band sie sich um die Taille.

»Eigentlich mag ich das Meer nicht besonders«, meinte Blumenfall da. »Aber ich versuche, mich darauf einzulassen. Das Hotel sieht aber sehr interessant aus.« Efeusee nickte nur. Sie musste sich auf den Weg konzentrieren und außerdem wusste sie nichts Besseres zu der Konversation beizutragen.

Endlich schienen sie da zu sein. Von Nahem wirkte das Gebäude sogar noch größer. »Hier rein!« Braunstern führte die Gruppe durch ein großes, cremefarbenes Portal, das scheinbar für sie weit offen stand. Efeusee seufzte. Vielleicht würden sie bald etwas zu Essen kriegen?

Sie kamen in eine große, geräumige Halle mit marmoriertem Boden. Hier verursachten die Rollen der Koffer ziemlichen Hall und Efeusee musste darauf achten, dass ihrer nicht ins Schlittern geriet. Tigerstern und natürlich Braunstern (der Wegweiser) an der Spitze der Gruppe blieben mitten in der Halle stehen, bedeuteten dem Rest, genau dort zu warten und steuerten anschließend auf einen Tresen – anscheinend die Rezeption – zu. Auch Ahornschatten gesellte sich zu ihnen.

An der Rezeption stand eine Frau mit hellgrünen Haaren und vielen Piercings. Tigerstern etc. wechselten ein paar Worte mit ihr und gingen dann zurück zur Gruppe. »Holt alle eure Aufenthaltspässe raus!« befahl Tigerstern. Efeusee machte seufzend ihren Rucksack auf und holte den Pass heraus. Wie lange würde das noch dauern?

Währenddessen war die Frau, vermutlich die Rezeptionistin, hinter dem Tresen hervorgekommen und stellte sich gerade neben eine größere Tür weiter hinten im Raum. Braunstern ging sofort in diese Richtung davon und winkte die Gruppe hinter sich her. »Kommt jetzt!«

Sehr, sehr langsam ging es nach dem Reißverschlussverfahren durch die Tür, denn die Rezeptionistin überprüfte der Reihe nach alle Pässe. Nach einer halben Ewigkeit war endlich Efeusee an der Reihe. Sie streckte der Frau wortlos ihren Pass hin, und nachdem diese ihn ebenso wortlos überprüft hatte, ging sie schließlich durch die Tür.

Überraschenderweise hatte es kaum Verzögerungen gegeben und NIEMAND hatte seinen Pass vergessen. Jetzt gingen sie durch einen weiträumigen Gang mit Fenstern, durch die man in einen kleinen Innenhof schauen konnte.

»Ich bin soooooo müde«, hörte Efeusee Wickenpelz hinter sich stöhnen. Höhlenflug schien sie freundschaftlich anzustupsen, denn man hörte ein darauf hindeutendes Geräusch. »Tja, das kommt davon, wenn man die ganze Fahrt über Netflix guckt!« Efeusee musste unwillig schmunzeln. Ach, die Jugendlichen von heute.

Endlich betraten sie einen weiteren großen Raum. Dieser war etwas kleiner als der Eingangsbereich und hier standen überall Sofas herum. Efeusee setzte sich neben Blumenfall, die bereits auf einem magentafarbenen Platz genommen hatte, und schaute gespannt auf Tigerstern, der nun mit einigen anderen Ehrenwerten vorne in der Mitte des Raumes stand. Es war zu erwarten, dass einer von ihnen jetzt das Wort ergriff.

Der Wald der Finsternis im UrlaubWo Geschichten leben. Entdecke jetzt