KAPITEL 1

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Sie haben mir einen Sack über den Kopf gezogen, so dass ich blind auf weichem Leder sitze. Nur eine Decke bedeckt meinen Körper. Immer noch zittere ich und die Panik hat meinen Körper vollständig eingenommen. Vor drei Tagen lag ich noch in meinem Bett und hab meine Zeit mit Netflix verschwendt. Und jetzt? Jetzt sitze ich sogut wie nackt in einem fremden Auto und habe Angst um mein Leben. Noch immer verstehe ich nicht, wie ich in diese Situation kommen konnte. Es ist beim Joggen passiert. Sie haben mir etwas über den Kopf gezogen und das nächste woran ich mich erinnern konnte, war wie ich mit furchtbaren Schmerzen in einer Art Käfig wach geworden bin. Es waren weitere Frauen da. Die einen haben geweint oder geschrien, die anderen waren noch immer nicht aus ihrer Ohnmacht erwacht. Vor ein paar Stunden wurden die Käfige nacheinander auf eine Bühne geschoben. Eine Menschenmasse stand vor uns und betrachtete  uns. Hat eine Frau geschrien, so bekam sie einen Elektroschock, der sie zum Schweigen brachte. Ich saß die ganze Zeit stumm da und hab immer wieder versucht zu verstehen, was hier passiert. Als ich dann die Gebote hörte, dämmerte es mir. Noch bevor ich den Gedanken zuende fassen konnte, wurde mein Käfig von der Bühne geschoben und mir wurde dieser verdammte Sack über den Kopf gezogen. Gerade als mein Kopf anfing zu realisieren, dass mein Leben soeben verkauft worden ist, hält das Auto. Ich höre Stimmen und die Türen öffnen sich. "Bringt sie nach unten, Jungs", höre ich eine weiche Frauenstimme.  Verrückt, aber der Gedanke daran, eine Frau in meiner Nähe zu haben, sorgt für einen kleinen Funken Hoffnung der sich in mir entzündet.Eine Grausamkeit, so wie ich sie die letzten Tage erlebt habe, traue ich einer Frau nicht zu und ich hoffe inständig, dass ich nicht eines Besseren belehrt werde. Plötzlich werde ich grob an der Hüfte gepackt und über eine Schulter geschmissen. Als würde ein Schalter bei mir umspringen, beginne ich zu schreien und zu treten und um mich zu schlagen. Aber der Tragende zuckt nicht mal und so geht mein wutentbranntes Schreien in panische Schluchzen über. Wenig später werde ich grob auf den Boden geworfen. Ein  schmerzensschrei entgleitet mir, als ich beim Aufprall auf meinem Steißbein lande. "Also das hätte jetzt wirklich nicht sein müssen", erklingt wieder die Frauenstimme. "Das Biest hat es nicht anders verdient", brummt jemand vor sich hin. Ein leichtes Kichern der Frau ist zu hören. Ich merke wie etwas kaltes meine Handgelenke umfasst und schon beginne ich wieder wie wild um mich zu schlagen. Doch ich hab keine Chance. Meine Arme sind fest fixiert. "Gut ihr könnt dann gehen", sagt die Frau ruhig. Ein paar Sekunden ist nichts zu hören, außer mein eigenes wimmern. "Nicht erschrecken, ich nehme dir jetzt den Sack ab", flüstert die Frau mir zu. Kurz überlege ich, ob ich die Chance nutzen soll, nach ihr zu beißen, wenn sie sich mir nähert, aber solange meine Hände in Fesseln sind, wird mir das wohl nicht helfen. Als der Sack von meinem Kopf gezogen wird, müssen sich meine Augen erstmal an das Licht gewöhnen. Nur langsam beginne ich Umrisse zu erkennen. Die Frau steht etwa einen Meter entfernt von mir und grinst mich freundlich an. Ihre Schönheit springt mir sofort ins Auge. Ihr perfekt geformtes Gesicht wird von langen blonden Locken umgeben. Die weißen Zähne sind unmöglich zu übersehen. Sie trägt einen schwarzen Hosenanzug, der nicht gerade billig aussieht. "Na geht's mit den Augen langsam wieder?", fragt sie mich mit besorgten Blick. "Wieso? Würde es dich interessieren, wenn nicht?", gebe ich patzig zurück. Natürlich ist mir bewusst, dass es nicht gerade von Schlauheit zeugt, sich gegen sie aufzulehnen, aber es ist, als würde mein Inneres sich selbständig machen. Ich bereite mich bereits auf Schmerzen vor. Doch die Frau lacht nur.
"Ich wusste du bist eine gute Wahl, wir werden sicher gute Freundinnen", grinst sie mich an. Völlig perplex von der Reaktion starre ich sie einfach nur an. Gelassen lässt sie sich auf den Ledersessel fallen, der hinter ihr steht und schwingt die Beine über die Armlehne. "Ich bin übrigens Sam. Du hast bestimmt viele Fragen." Als wäre das der Startschuss für mich, beginne ich loszureden. "Warum bin ich hier? Hast du mich gekauft? Ich hab niemanden etwas böses getan, ich will einfach nur zurück nachhause." Das Zittern in meiner Stimme ist deutlich zu hören und ich merke wie mir warme Tränen über die Wange laufen. "Süße... das hier ist jetzt dein neues Zuhause. Keine Sorge du wirst dich schon noch einleben", spricht sie mir aufmunternd zu. Noch bevor ich etwas entgegen kann, springt dir Tür auf, durch die sie mich hergebracht haben mussten. Zwei Männer und eine weitere Frau kommen rein. Die Frau ist das genaue Gegenteil von Sam. Schwarze, glatte Haare fallen über ihre Brust und sie hat starke Kurven. Sie ist schön, aber hat eine sehr bedrückende Ausstrahlung. Bei ihrem Blick läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken. Die beiden Männer sind jeweils ziemlich muskulös. Beide haben dunkle Haare. Der eine Locken, der andere fast eine Glatze. "Wir haben gehört, du warst erfolgreich", spricht der Glatzkopf in Sams Richtung. "Kann man so sagen", entgegnet sie glücklich. Die drei kommen näher und plötzlich sehne ich mich nach der Decke, die mich im Auto bedeckt hat. Alle Augen liegen jetzt auf mir. "Also als erfolgreich würde ich das jetzt nicht betiteln. Selbst nackt ist ihr Anblick mehr als langweilig", äußert sich die andere Frau abfällig. Wieder steigt Wut in mir auf. Wie gerne ich ihr doch die Augen auskratzen würde. Mit angeekeltem Blick beugt sie sich zu mir herunter und fuchtelt mit ihrem Finger vor meinem Gesicht herum. "Nicht mal mit einer Tonne Schminke, kann man da noch was ret...", will sie anfangen mich runter zu machen, doch bevor sie ihren Satz zu Ende sprechen kann, hat sich mein Kopf ausgestellt und gezielt beiße ich mit voller Kraft in ihren Finger. Fluchend zieht sie ihn zurück. Bedrohlich funkelt sie mich an und bevor ich realisieren kann, was ich gerade getan habe, landet ihre Faust in meinem Gesicht. "Wage es nicht nochmal, du Miststück", faucht sie mich an. Der Geschmack von Blut macht sich in meinem Mund breit und ich jaule auf. Plötzlich beginnt der Glatzkopf zu lachen und schlingt die Arme um Sam. "Sie ist perfekt", sagt er leise mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Sam steht der Stolz förmlich ins Gesicht geschrieben, während von der anderen Frau nur ein abfälliges Lachen kommt. Der Lockenkopf steht immer noch stumm da und betrachtet mich. Die Art wie er mich ansieht gefällt mir nicht. Er starrt offensichtlich auf meine Brüste und die Lust steht ihm ins Gesicht geschrieben. "Bereite sie vor. Wenn er kommt, sag ich bescheid. In der Zwischenzeit kümmere ich mich, um ihr Zimmer. Wobei ich bezweifle, dass wir sie bei dem Verhalten heute schon los machen sollten", befiehlt er Sam mit einem amüsierten Unterton. Die drei drehen sich um und verlassen den Raum wieder, so dass ich wieder mit Sam alleine bin.
In dem Moment, in dem die Tür hinter ihnen zugefallen ist, platzt mir auch schon ein hysterisches "Wer ist denn 'Er'?!" heraus. Grinsend entgegnet Sam mir "deine zukünftige große Liebe" und macht es sich wieder in dem Sessel bequem. Ich schlucke schwer und stelle mir die Frage, an was für Verrückte ich hier geraten sein muss.
Eine gefühlte Ewigkeit vergeht, in der Sam mir erzählt, dass Vivian eigentlich ganz lieb sei, der Glatzkopf Tom heißt und der lockige Enrique. Ich solle mich benehmen wenn ich auf Brad treffe und dass ich selbst entscheiden kann, wie mein Weg hier weiter geht. Viel mehr bekomme ich allerdings nicht aus ihr heraus. Natürlich habe ich eine unglaubliche Wut Sam gegenüber und trotzdem schleicht sich kurz der Gedanke in meinen Kopf, dass wir uns bestimmt sehr gut verstehen würden, wären wir uns im normalen Leben begegnet und wäre sie nicht zufällig die Frau, die mich angekettet in einem Keller gefangen hält.
"Weißt du, wenn du dich erstmal auf all das hier einlässt, dann ist es nicht mehr so schlimm. Tue dir selbst den Gefallen und versuch es", will sie mir Mut zu machen. Plötzlich springt die Tür auf und Tom kommt herein. "Er ist da. Ich hab ihm gesagt, wir hätten eine kleine Überraschung für ihn und er solle doch gleich mal nach unten kommen", sagt er, während fast ein bisschen Aufregung in seiner Stimme zu hören ist. Euphorisch springt Sam aus ihrem Sessel auf und klatscht in die Hände. "Ich bin so gespannt, wie er reagiert", hüpft sie auf Tom zu und springt ihm in die Arme. Kurz drückt Tom sie fest an sich und wirbelt sie herum. Als er sie wieder runter lässt, küsst er sie leidenschaftlich. Der Anblick zerreißt mich fast, wenn ich daran denke, dass ich nie wieder jemanden so küssen werde. Ich merke wie die Tränen wieder aufsteigen, schlucke sie aber schnell wieder runter. Jetzt ist nicht der richtige Moment, um Schwäche zu zeigen. "Ich hoffe du bist bereit. Seine Laune ist ziemlich beschissen, aber dafür bist du ja hier", wendet er sich jetzt zu mir. Bevor ich darüber nachdenken kann, was er damit meint, springt die Tür erneut auf und ein großer, gut gebauter Mann betritt den Raum. Auch er hat raspelkurze Haare. Allerdings Blond. Die hellblauen Augen funkeln schon von Weitem. Die Mine die er auf dem Gesicht hat, sorgt für einen Schauer, der durch meinen ganzen Körper fährt. Als er neben Sam und Tom steht, bleibt er stehen und brummt nur genervt "So da bin ich. Was soll ich jetzt hier?", richtet er sich an Tom. "Tadada", ertönt es von Sam die präsentierend mit einer Handbewegung auf mich deutet. Mir stockt der Atem und ich starre den Mann an. Kurz mustert er mich von oben bis unten. Immer noch den Blick auf mich gerichtet, brummt er ein "Was soll das denn jetzt?". Ich merke wie mir die Röte in mein Gesicht schießt und langsam wieder Wut in mir aufkommt. "Ich hab sie bei einer Auktion gesehen und mir war direkt klar, dass ich sie mitnehmen muss. Sie ist perfekt. Und irgendwann musst du doch auch mal wieder etwas haben, was länger als eine Nacht überlebt", entgegnet Sam frech. Mein Atem bleibt stehen. Hat sie gerade überlebt gesagt? Panik beginnt sich mit Wut zu mischen. "Sieh zu, dass du sie los wirst, die ist nichts für mich", antwortet der Mann genervt, während er mich immer noch fest im Blick hat. "Meinst du ich hab Lust hier zu sein", fauche ich ihn wütend an. Tom lacht auf. "Brad man, gib ihr doch wenigstens eine Chance. Sie wirkt, als könnte man viel Spaß mit ihr haben", mischt Tom sich ein. Wortlos dreht Brad sich um und geht Richtung Tür. Leise brummt er "Ich überleg es mir" und dann verschwindet er auch schon.

Der Sog der Schwärze Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt