Kapitel 19

486 6 2
                                    

Mein Körper ist bedeckt von kleinen Schweißperlen und auch seine Stirn trägt einen glänzenden Schimmer, als er sich völlig außer Atem neben mir ins Bett fallen lässt. Ich drehe mich zu ihm um und betrachte ihn einen Moment. Er reibt sich angestrengt über sein Gesicht und kneift die Augen zusammen. Dann bemerkt er meinen Blick und dreht sich ebenfalls zu mir. "Geht es dir gut?", flüstert er leise. Verwirrt verziehe ich die Augenbrauen. "Warum sollte es mir nicht gut gehen. Hast du meine Lustschreie schon wieder vergessen?", witzel ich selbstbewusst. Seine Mimik verändert sich nicht. Kein Lachen. Kein Grinsen. Nicht mal ein Zucken mit den Mundwinkeln. Nichts. Stille. Dann räuspert er sich. "Elli, ich freue mich sehr, dass du anscheinend verstehst, dass du dem Ganzen eine Chance geben solltest, aber der Zeitpunkt war nicht optimal. Ich weiß nicht, ob es am Adrenalin liegt, aber du hast immer noch ordentliche Wunden an den Beinen und in den letzten Stunden soviel Belastung gehabt, dass du eigentlich 3 Tage durchschlafen müsstest", merkt er an. In seiner Stimme ist etwas wie Sorge zu erkennen und tatsächlich stocke ich. Als hätte man einen Schalter umgelegt, spüre ich den schneidenden Schmerz wieder und auch die schweren Lider werden mir jetzt erst bewusst. Ich verziehe das Gesicht. "Hättest du mir den Rausch nicht noch ein paar Minuten gönnen können?", frage ich leidend. Und tatsächlich.. Da ist es. Das leichte zucken mit dem Mundwinkel. "Na wenn du noch Späße machst, kann es ja nicht so schlimm sein", raunt er, richtet sich auf und haut mir mit ordentlichen Schwung auf den Oberschenkel. Ich jaule auf und sofort schießen mir die Tränen in die Augen. "WAS SOLL DAS DENN JETZT?!", fahre ich ihn wutentbrannt an. Er zuckt mit den Schultern. "Das eben war ganz fantastisch und ich freue mich, dass du so brav warst, aber wir wollen mal nicht vergessen, dass du eigentlich bestraft werden solltest", grinst er. I'm nächsten Moment drückt er mir einen Kuss auf die Stirn und zieht sich an. Am liebsten würde ich ihm die Augen auskratzen, aber es gibt gerade Wichtigeres. "Brad? Kann ich vielleicht mit Sam sprechen?", frage ich kleinlaut. Er runzelt die Stirn. "Warum das?", fragt er grübelnd. Ich überlege, ob ich ihm sagen soll, dass ich versuchen möchte, ihren Weg zu gehen, doch etwas in mir hält mich auf. "Ich glaub ich brauche einfach ein Gespräch unter Frauen", antworte ich also stattdessen. Das ist zumindest nicht gelogen. Genervt verdreht er dir Augen. "Ihr immer mit euren Frauengesprächen", murmelt er und verlässt den Raum.

Verwirrt sitze ich im Bett und bin unsicher, ob das jetzt ein 'Ja' war. Langsam rappel ich mich auf und wandere zum Spiegel. Meine Beine sehen tatsächlich schlimm aus, doch auch mein Po sieht aus, als hätte mich etwas überfahren. Langsam fahre ich mit meiner Hand über meine Wunden und schockiert erstarre ich, als ich im Spiegelbild ein Lächeln auf Meinen Lippen erkenne. "Was für eine kranke Scheiße geht da nur in meinem Hirn ab?", murmel ich leise in Gedanken vertieft. "Nun so Krank ist es dann auch wieder nicht, meine Süße", entgegnet Sam grinsend. Lässig lehnt sie an der Wand bei der Tür und betrachtet meine Wunden. "Na da hat Brad ja doch mal durchgegriffen. Ich dachte schon du hättest ihn zum Softie gemacht", schmunzelt sie. "Das kann man wohl so sagen", entgegne ich mit verächtlichem Unterton. Langsam strauchel ich zum Bett zurück und lasse mich langsam auf die Matratze sinken. Sam folgt mir und macht es sich im Schneidersitz bequem. "So. Raus mit der Sprache. Was ist los?", fragt sie. Die Leichtigkeit aus ihrer Stimme ist verschwunden und sie klingt besorgt. Ich überlege einen Moment, wie ich meine Frage am besten formulieren soll. "Sam... Meinst du, ich schaffe es so glücklich mit Brad zu werden, wie du es mit Tom bist?", frage ich leise. Sie schweigt einen Moment. "Nein", sagt sie stumpf. In mir zerbricht etwas. Wie 'Nein'? Das kann sie doch nicht einfach so sagen. Vorsichtig berührt sie mein Bein. "Ich glaube, dass ihr viel glücklicher sein könntet, als Tom und Ich es jemals sein werden. Versteh mich nicht falsch. Ich liebe diesen Mann. Aber zwischen dir und Brad ist etwas, was ich sonst noch nie gesehen habe", erklärt sie ruhig. Verwirrt starre ich sie an. "Wie kommst du darauf?", frage ich völlig ungläubig. Sie lächelt. "Tom hat sich für mich verändert und das rechne ich ihm sehr hoch an. Aber er hat das gemacht, weil er wollte, dass es mir gut geht. Brad hingegen verändert sich, weil er dich bewundert und du, ohne das er es Zugeben möchte, für ihn Perfektion bist. Es ist nicht lieb, oder nimmt Rücksicht auf Andere, weil er dir gefallen möchte. Er macht das, weil er nicht anders kann. Weil die Verbindung zwischen euch stark ist. Weil du großen Einfluss auf ihn hast. Und glaube mir Schätzchen...das gefällt ihm gar nicht. Aber er kann nichts dagegen tun und das weiß er. Zugegeben. Er versucht immer wieder dagegen anzukommen, aber scheitert letzten Endes ja dann doch. Das ist der große Punkt. Ihr beide könnt euch nicht dagegen wären", erklärt sie schwärmerisch. Ich schüttel den Kopf. "Deine hoffnungslos, romantische Ader in allen Ehren, aber das ist Schwachsinn. Dann würde er mir DAS nicht antun", entgegne ich und zeige auf meine Wunden. Sie lacht. Laut und aus tiefster Seele. "Oh Elli! Aber genau das ist doch der Beweis für eure Bindung. Er hat das aus Verzweiflung getan, weil er zwanghaft versucht, dich hier zu behalten. Normalerweise tut er das aus reinem Vergnügen und glaube mir. Dann würde das wesentlich schlimmer aussehen", lacht sie amüsiert. Mein Kopf dröhnt. Ob ich das hier jemals verstehen werde? Ich richte mich ein Stück auf und sehe Sam ernst an. "Okay... Angenommen du hättest Recht. Wie schaffe ich es, mich endgültig auf ihn einzulassen?", frage ich verzweifelt. Wieder lächelt sie. "Süße, meinst du nicht, dass du schon mitten drin bist, wenn du mir diese Frage stellst", antwortet sie und betrachtet mich mit schiefgelegten Kopf. Ich stocke. Moment. Fuck. Sie hat Recht. Ich bin schon mitten drin. Mir steht der Mund offen. Langsam hebt sie ihre Hand und drückt mir mein Kinn hoch, so dass ich ihn wieder schließe. "Hör auf, drüber nachzudenken und lass es einfach geschehen. Und jetzt schlaf. Du hast einen Schulbesuch vor dir, hab ich gehört", sagt sie grinsend. Zwinkert mir zu und verlässt den Raum.
Diese verdammte Schule. Das hatte ich schon wieder vergessen. Oder wohl eher erfolgreich verdrängt. Verdammter Mist.
Nochmal denke ich über das heute geschehen nach. Es schockiert mich immer noch, wie sehr mich das alles angemacht hat. Wie kann es sein, dass ein Mensch bei Schlägen und Demütigung irgendeine Art Erregung verspürt. Und dann auch noch so eine starke. Nur weil es Macht seinerseits ausstrahlt? Ich meine, streng genommen, werde ich hier gefangen gehalten und wenn er wollte, könnte er mich jeden Tag, einfach so umlegen. Ist das nicht sowieso schon Macht? Und wenn es wirklich nur die Macht ist, die mich daran erregt, warum verspüre ich das dann nicht, wenn Vivian mich überwältigt. Da verspüre ich Hass. Oder ist da vielleicht auch Erregung im Spiel gewesen, ohne, dass ich es gemerkt habe?
Immer weiter bilden sich die Gedankenspiralen in meinem Kopf und immer tiefer ziehen diese mich in die dunkle Verwirrung, bis ich irgendwann so müde bin, dass mir einfach so die Augen zufallen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 04, 2021 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Der Sog der Schwärze Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt