Ganz in Gedanken versunken schaute ich eine lange Zeit in die dunkle Nacht hinaus, die das Tor des Erebor zu verschlingen schien. Ich beobachtete zwei einzelne Fackeln, die sich auf dem Wall über dem Tor bewegten, sicherlich waren es meine Freunde, die dort Wache hielten und sich die Nacht um die Ohren schlugen. Was würden sie tun, wenn sie wüssten, dass ich hier war? Würden sie mich hineinlassen und hätte ich die Chance auf Kili zu treffen? Mein Herz begann wie wild zu schlagen und meine Gedanken spielten verrückt. An Schlaf war nun nicht mehr zu denken und so leise wie es mir möglich war, tauschte ich mein Nachtgewand gegen meinen Mantel und das Mieder. Meinen Bogen ließ ich recht widerwillig vor dem Bett stehen, die Zwerge sollten sehen, dass ich nicht mit böser Absicht zu ihnen kam.
Mit angehaltenem Atem öffnete ich die Tür meines Zimmers und sah mich auf dem Flur um, niemand war zu sehen. Leise huschte ich aus der Tür heraus, verschloss diese und schlich auf Zehenspitzen einen dunklen Gang entlang, der mich zu einer Treppe führte. Diese lief ich hinunter und schon befand ich mich in der Eingangshalle des Fürsten von Thal. Obwohl Bard nun eine Menge an Reichtümern besaß, verwandte er diese nicht dazu sein eigenes Heim fürstlich auszustatten, sondern um die Stadt weiter aufzubauen. Mit wenigen Schritten war ich an der großen Eichentür angekommen, die mir noch den Weg hinaus versperrte und ein letztes Mal sah ich mich vorsichtig um. Es war noch immer niemand zu sehen oder zu hören. Erleichtert hob ich den schweren Holzbalken an, der die Tür verschlossen hielt und öffnete diese knarrend. Ein frischer, kühler Luftzug umspielte mein Gesicht und ich lief hinaus in die Nacht.
Den Weg durch die kleine Stadt kannte ich und schnell kam ich an das Stadttor welches den Pfad zum Erebor preisgab. Mein Atem stockte, es wurde plötzlich bitterkalt und ich begann zu frieren. Zweifel machte sich breit und ich hatte Angst weiter zu gehen. Kili hatte nie auf meinen Brief geantwortet und ich war nicht sicher wie er reagieren würde. Verzweifelt versuchte ich diese Gedanken abzuschütteln und ging weiter. Hier ging es nicht nur um Kili und mich, es ging um all meine Freunde, welche schon sehr bald von einem gewaltigen Ork angegriffen werden würden und das versuchte ich zu verhindern!
Der Weg bis hin zum Berg war zu Fuß weiter als er aussah und öfter als mir lieb war drehte ich mich nach Thal um. Vielleicht war es ein Fehler, nicht auf Legolas gehört zu haben, doch ich musste es einfach auf eigene Faust probieren. Das war ich meinen Freunden schuldig. Ich wollte ihnen nicht in Begleitung entgegen treten, denn ich hatte nichts wofür ich mich zu schämen brauchte oder wovor ich Angst zu haben musste. Immer weiter trugen mich meine Füße durch die Nacht und mein Herzschlag wurde schneller und schneller.
Ich kam meinem Ziel schnell näher und überlegte gerade, wie ich am besten in den Berg hineingelangen würde, als ich plötzlich Schritte und Stimmen zu meiner rechten vernahm.
Zum Glück war der Mond mit Wolken bedeckt und somit dunkel, sodass ich mich mit einem geschickten Sprung in einem Gebüsch nahe des Weges verstecken konnte. Die Schritte kamen näher und schließlich konnte ich das Licht zweier Fackeln erkennen, die um die Ecke bogen und auf mein Versteck zusteuerten. Vorsichtig lugte ich zwischen den Zweigen hervor und versuchte zu erkennen, wer dort den Weg entlang ging.
„Mir war doch so, als hätte ich eben von oben aus jemanden hier herumschleichen gesehen.“
„Ich glaube du hast Wahnvorstellungen, mein lieber Bofur. Ich gehe wieder nach oben und halte von dort aus Wache.“
Es war Bombur der dort mit Bofur sprach, sofort erkannte ich ihre Stimmen. Sie hatten mich also von ihrem Posten aus gesehen, ich musste vorsichtiger sein!
„Ja, geh du nur schon vor, ich schau mich kurz noch um.“ , antwortete Bofur und wandte sich von seinem Freund ab. Bombur ging den Weg entlang, zurück zum Erebor, während Bofur sich umsah. Ich hörte ihn deutlich seufzen und plötzlich blickte er genau in meine Richtung. Geschockt hielt ich den Atem an und starrte in seine Augen, die die Äste meines Busches zu durchbohren schienen.
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After my Journey - Die Halbelbin 2 [Hobbit FF]
FanfictionZweiter Teil meiner Halbelbensaga. :) Wie geht es mit Elennya weiter, nachdem sie die Zwerge verlassen hatte? Wird Fili ein guter König und wird Legolas seine Freundin aus Kindheitstagen aufnehmen? Was hatte der bleiche Ork zu bedeuten und hat die...