Kapitel 04 ~ Dem einen nahe, dem anderen fern.

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Der Weg durch den Wald war beschwerlich, doch nichts im Gegensatz zu den steinigen Ufern des Flusses, welcher uns zum See führen sollte. Immer zu stolperten die Pferde und mehrere Male wäre Bilbo um ein Haar von seinem Pony gefallen. Hinzu kam das Wetter, welches in keiner Weise auf unserer Seite zu sein schien. Strömender Regen prasselte schon seit Beginn unserer Reise auf uns herab und es war nun drei Tage her, dass wir den Düsterwald und seinen heimeligen Schutz verlassen hatten. „Wir sollten die Pferde am See zurückschicken.“ , sagte Legolas nachdenklich, als der dritte Tag sich dem Ende neigte und wir unserem Ziel vorerst näher kamen. „Aber zum Erebor ist es noch weit.“ , meinte Bilbo darauf und ich denke er hatte keine große Lust darauf, den weiten Weg zu Fuß zu bestreiten. Verübeln konnte ich es ihm nicht, doch Legolas nickte bloß und schwieg weiterhin, bis wir an eine Stelle kamen, an der wir Rast machen wollten, um für die letzte Etappe, am nächsten Tag, bis zum See gestärkt zu sein. Der Regen ließ endlich nach und wir bauten unser Lager auf und machten ein kleines Feuer. „Ich geh etwas Holz holen.“ , sagte ich und verschwand in den angrenzenden Wald. Es war erleichternd endlich mal Abstand von Legolas zu gewinnen. Seitdem wir uns auf den Weg gemacht hatten, hatte er kaum noch ein Wort gesprochen und seine Laune wurde, je näher wir dem einsamen Berg kamen, immer schlechter. Woran dies liegen konnte weiß ich nicht, schließlich hatte er es ja so gewollt und darauf bestanden mit mir zu ziehen.

Völlig in Gedanken klaubte ich etwas Holz vom feuchten Waldboden auf, bis ich an eine Stelle kam, die mir bekannt vorkam. Die Äste ließ ich fallen, lief einige Meter am Waldrand entlang und kam schließlich an eine kleine Höhle, in der ich vor langer Zeit mit den Zwergen Rast gemacht hatte. Hier hatten wir einen Unterschlupf gefunden, nachdem Fili von dem Ork Bolg verletzt worden war und genau vor dieser Höhle hielt ich mit Kili Nachtwache … Die Erinnerungen an die Stunden mit ihm schmerzten mich, doch ich konnte meinen Blick nicht abwenden von der kleinen Höhle und der Stelle davor. Nachdem ich mich dennoch losriss und zu Legolas und Bilbo zurückkehrte, überlegte ich, wie wir am schnellsten voran kommen konnten. Damals, mit den Zwergen, hatte Bard, aus der Seestadt, uns mitgenommen doch ich bezweifelte stark, dass er diese Wege noch mit seinem Kahn fuhr, nun da er Fürst von Thal war. „Wo ist das Holz?“ , fragte Legolas plötzlich und verwirrt sah ich zu ihm auf. „Das Holz, welches du suchen wolltest, damit ich ein Feuer machen kann.“

Ohje, das hatte ich tatsächlich komplett vergessen. „Das Holz ist nass, es wird kein Feuer entfachen können.“ , sagte ich trocken und war darauf bedacht ihm nicht in die Augen zu sehen.

Seufzend stand er auf und lief selbst los, in den Wald, um Holz zu holen. Übrig blieben Bilbo und ich. „Liebst du den Zwerg?“ , fragte Bilbo schließlich in die unangenehme Stille hinein und schaute mich direkt an. Ich nickte bloß. Wie kam er da jetzt gerade drauf?

Natürlich liebte ich ihn! Hätte ich sonst alles aufgegeben, was mir wichtig gewesen ist?

Schließlich fragte ich Bilbo, warum er diese Frage stellte.

„Ich glaube, du bist eine ehrliche, treue Seele und ich denke, dein Herz weiß wo es hingehört, doch bedenke, dass jeder Schritt, der dich näher zu Kili bringt und euch zusammen, jemand anderen verletzt und von dir entfernt.“

Verwirrt starrte ich Bilbo an. „Was meinst du damit, Bilbo?“

„Nun, wenn du das nicht weißt, wirst du es sicherlich bald herausfinden.“ , war die Antwort die mich keineswegs schlauer machte, doch ich beließ es dabei, denn schon war Legolas zurück und warf mehrere Holzscheite zwischen uns auf den Boden. Warum hatte er bloß so schlechte Laune?

Und obwohl das Holz nass war und beinahe noch tropfte, zauberte Legolas in Windeseile ein kleines Feuer herbei, an dem wir uns wärmen und trocknen konnten.

After my Journey - Die Halbelbin 2 [Hobbit FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt