Natürlich habe ich einen Wunsch

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Drei weitere Wochen vergehen und ich vermisse Harry schrecklich.
Wir arbeiten beide viel, schaffen es daher nicht mehr, jeden Abend zu telefonieren.
Harry hat gerade viele Aufträge, kommt meistens nicht vor Mitternacht nach Hause und dann schlafe ich bereits. Bis Februar ist es noch so unendlich lange und ich frage mich jeden Tag, wie ich es schaffen soll, bis dahin nicht durchzudrehen.

Ich versuche mich abzulenken, arbeite, treffe mich ab und an mit meinen Freunden, doch letztendlich sind meine Gedanken dann doch nur bei meinem Lockenkopf.
Ich will diese Gedanken nicht haben, doch ein kleiner, nerviger Gedankenfetzen schleicht sich immer und immer wieder in meinen Kopf.
Was ist, wenn er auf der Arbeit jemanden kennenlernt?
Die männlichen Models sehen verdammt gut aus und wir haben uns nie über das Thema Treue unterhalten. Auch wenn ich nicht glaube, dass Harry untreu ist - irgendwie scheint er mir da nicht der Typ für zu sein - genau wissen kann ich es nicht.
Was ist, wenn ihm jemand schöne Augen macht und er schwach wird?
Ich bin weit weg, kann es niemals erfahren.
Würde er es mir sagen?
Würde ich es merken?
"Louis", brummt Zayn und verdreht seine Augen.
Es ist zwei Tage vor Weihnachten. Zwei Tage vor meinem Geburtstag und meine Laune ist im Keller.
Normalerweise mache ich mir nichts aus diesen Anlässen. An Heiligabend fahre ich immer zu meiner Mutter, esse gemeinsam mit ihr, wir tauschen Geschenke und dann treffe ich mich mit meinen Freunden bei Zayn in der Bar und wir feiern gemeinsam meinen Geburtstag. So machen wir das schon viele Jahre und eigentlich war das bis Dato nie etwas Besonderes für mich.
Doch dieses Jahr ist es anders.
Dieses Jahr habe ich Harry und ich habe mich mehr als einmal dabei ertappt, wie ich den Gedanken an ein gemeinsames Weihnachten wirklich schön finde.
"Entspann dich endlich mal". Zayn sieht mich an und schiebt mir ein Bier über den Tisch.
"Und leg das scheiß Handy weg", mischt sich Kendall ein und sieht mich warnend an.

Die Bar hat geschlossen, wir sitzen an unserem Stammtisch und eigentlich ist die Stimmung gut.
Leider schaue ich andauernd auf mein Handy. Harry hat mir zwar gesagt, dass er mich vermutlich nicht anrufen kann, da er so viel zu tun hat, aber ein bisschen Hoffnung habe ich doch. Immerhin haben wir seit drei Tagen nicht mehr miteinander gesprochen. Lediglich ein paar Nachrichten haben wir ausgetauscht. Und auch wenn ich weiß, dass es normal ist, dass man nicht jeden Tag miteinander telefonieren kann, so nervt es mich doch gewaltig.
Vielleicht schafft er es ja doch noch. Vielleicht ruft er mich gleich an. Oder auch nicht.
Verdammter Kopf.

"Wo...wo ist eigentlich Liam?", will ich wissen und lenke somit von mir ab. Zayn grinst, öffnet sich dann eine neue Flasche Bier. "Der hat noch einen wichtigen Termin".

Eine weitere Stunde sitzen wir dort, unterhalten uns und ich gebe mich langsam aber sicher damit ab, dass Harry mich heute nicht mehr anrufen wird.
Meine Gedanken kann ich nicht wirklich abstellen, aber ich versuche wenigstens den Gesprächen am Tisch zu folgen.
"Hier". Erneut schiebt Zayn mir ein Bier zu, doch ich lasse es stehen. Ich bin noch immer bei meinem Ersten und das schmeckt mittlerweile einfach nur noch eklig.
Plötzlich beginnt Joker zu grinsen und irgendwann steigen auch Zayn und Kendall mit ein. Fragend sehe ich meine Freunde an, doch diese ignorieren meinen Blick.
"Sage mal, Louis, was wünscht du dir eigentlich zum Geburtstag?", möchte Kendall dann wissen. Irgendwas ist hier gerade komisch.
"Nichts". Ich wünsche mir nie etwas. Eigentlich haben wir auch die Abmachung, dass wir uns nichts untereinander schenken.
Schweinwerfer durchfluten die Bar und als ich mich umdrehen will, grätscht Kendall erneut dazwischen. "Hast du gar keinen Wunsch? Nicht Einen?". Zayns Grinsen wird breiter. "Liam kommt".
Das waren dann wohl die Scheinwerfer.
Ich widme mich Kendall, zucke mit den Schultern. "Ich habe alles was ich brauche. Selbst meine Mutter schenkt mir nur noch etwas aus Höflichkeit, weil ich einfach nie Wünsche habe".
Ich kann mir alles was ich will selbst kaufen und die wirklich teuren Dinge, die wünscht man sich eh nicht von jemand anderen.
"Komm schon, Lou. Es muss doch einen Wunsch geben", drängelt nun auch Joker. Mein Blick gleitet auf mein Handy, die Einsamkeit und Sehnsucht in meinem Herz breiten sich aus und ich nicke.
"Natürlich habe ich einen Wunsch", murmele ich und sehe zu meinem Kumpel.
"Und der wäre?". Kendall beißt sich grinsend auf die Unterlippe, doch ich schenke ihrem komischen Verhalten einfach keine Aufmerksamkeit mehr. Vielleicht ist sie einfach nur schon betrunken.
Seufzend umfasse ich meine Falsche fester. "Ich fände es schön, wenn Harry und ich dieses Jahr Weihnachten zusammen feiern könnten".
So. Jetzt war mein Gedanke raus.

"Ich glaube ich kann dir deinen Wusch erfüllen".

Ich gefriere zu Eis, als die Worte meinen Kopf erreichen und die Stimme die dazu gehört sich wie Balsam auf meine Seele legt. Blitzschnell drehe ich mich im nächsten Moment um, vielleicht ein bisschen zu schnell, denn vor meinen Augen flackert es ein bisschen, doch das ist mir egal.
Das...verarscht mich mein Kopf gerade?
Mir klappt mein Mund auf und ich kann nur wie paralysiert zu dem Mann starren, der neben Liam die Bar betreten hat und mich mit einem zuckersüßen Lächeln ansieht.
"Du...-", mehr bringe ich nicht raus. "Harry?".
Mein Lockenkopf nickt, breitet dann seine Arme aus und mich kann nichts mehr halten.
Ich springe vom Stuhl, welcher dabei umkippt, aber das ist mir wirklich sowas von egal, und laufe auf ihn zu. Sehnsüchtig schmeiße ich mich in seine Arme, drücke mich fest an ihn und merke, wie sich seine Arme eng um mich schlingen und mir sofort all die negativen Gedanken nehmen.
Alles in mir Kribbelt. Ich atme tief ein, genieße endlich wieder diesen wundervollen Duft und hebe dann vorsichtig meinen Blick, die Hoffnung dabei, dass mir mein Gehirn gerade keinen Streich spielt.
"Überraschung", haucht Harry leise und grinst mich an.
Ich bin vollkommen sprachlos, kann ihn nur anstarren und denke gar nicht im Traum daran, mich hier aus diesen Armen zu lösen.

Amor manet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt