Harry sieht mich irritiert an. "Wer?" - "Jace. Wer verdammt ist Jace?".
Den ganzen anderen Bullshit glaube ich nicht wirklich, doch diese Sache - scheiße, ich weiß nicht was ich glauben soll. Diese tiefe Unsicherheit in mir breitet sich immer weiter aus und das Misstrauen wächst von Sekunde zu Sekunde.
"Ich kenne niemanden, der so heißt. Love, was ist los?". Besorgt legt Harry seine Hände auf meine Wangen, sieht mir in die Augen und ich kann die Unsicherheit deutlich erkennen.
"Der Typ, mit dem du in Miami warst", helfe ich ihm auf die Sprünge, doch Harrys Blick wird nur verwirrter. "Miami?".
Verbissen schaue ich auf seine Stirn, fixiere einen unsichtbaren Punkt, damit ich ihm nicht in die Augen schauen muss.
"Ich war mit niemanden in Miami".
Ein Schnaufen kommt aus meinem Mund, als ich meinen Freund von mir drücke. "Da sagt dein neuer Mitbewohner aber etwas anderes.".
"Was?" - "Ihr hattet was zusammen", spreche ich aus und merke dabei diesen tiefen Schmerz in meiner Brust. Diese Vorstellung bringt mich innerlich um.
Harrys Miene wechselt sich. Er seufzt und schließt einen Moment seine Augen, ehe er sie wieder öffnet und nach meiner Hand greift.
"Komm".Wir durchqueren die Halle, gehen durch eine schwere Eisentür und kommen auf der Rückseite des Gebäudes an. Ein kleiner Tisch steht vor uns, einige Stühle daneben und ein viel zu voller Aschenbecher erhascht meine Aufmerksamkeit.
Harry will das ich mich setze, doch ich bleibe lieber stehen. Mein Freund nickt, vielleicht zu sich selbst, ich weiß es nicht und dann atmet er hörbar aus.
"Was ist zu hause passiert?", will er dann wissen und lässt mich mit dieser Frage meine Arme vor der Brust verschränken.
"Ihr hattet was zusammen, Harry. Ihr habt miteinander geschlafen und er wollte mehr. Er wollte dich, aber du magst ja keine Fernbeziehungen, hm?".
Meine Gedanken drehen sich. Das alles ergibt überhaupt keinen Sinn.
Sein Räuspern holt mich aus meinem Gedankenstrudel zurück.
"Ihr hattet die ganze Zeit über noch Kontakt", erkläre ich weiter und verziehe dann bitter meine Lippen. "Und ihr habt euch Fotos geschickt. Beschissene Nacktfotos, Harry!". Meine Stimme erhebt sich und nun bin ich vollkommen von meinen Emotionen geleitet. "Scheiße, ihr wart fast zusammen, schickt euch beschissene Nacktfotos und dann erzählt er mir von diesem Typen, mit dem du in Miami warst. Ich meine...scheiße, Harry, was ist hier los? Was will der Typ und warum lässt du ihn bei dir wohnen, wenn ihr mal miteinander gevögelt habt?".
Ich zittere am ganzen Körper. Der Gedanke daran, dass Harry diesem Affen vielleicht wirklich Nacktfotos von sich geschickt hat, lässt das Blut in mir kochen. Vor allem hörte es sich so an, als wenn das noch gar nicht so lange her ist. Aber schickt mein Freund wirklich jemanden Nudes, während er mit mir zusammen ist? Nein. Oder?
Scheiße ich weiß es nicht.
"Okay, warte mal".
Erneut umfasst Harry mein Gesicht und sieht mich an. Meine Arme habe ich noch immer vor meiner Brust verschränkt, versuche nicht unter seinem Blick weich zu werden.
"Das hat Chad zu dir gesagt?". Beklommen nicke ich. Seinen gehässigen Tonfall habe ich noch immer im Kopf und dieses arrogante Grinsen erscheint ebenfalls vor meinen Augen.
Ich hasse diesen Typen.
"Sobald ich zu hause bin, schmeiße ich ihn raus.". Klasse. Ändert trotzdem nichts an der Tatsache, dass ich nicht weiß was ich denken soll.
Ich bleibe stumm, beobachte Harrys Gesicht genau und versuche irgendetwas verdächtiges zu erkennen, aber ich finde nichts. Im Gegenteil. Harry sieht nicht aus, als wenn er ertappt wurde.
"Ich kenne wirklich niemanden der Jace heißt, Love. Ich war alleine in Miami, da kannst du jeden fragen. Ich habe mir mit niemanden das Zimmer geteilt und mit niemanden sonst was gemacht."
Warum sollte sich der Affenarsch das denn ausdenken?
"Und zu den anderen Sachen....ja. Ja, Chad und ich haben miteinander geschlafen. Ein Mal und das vor zwei Jahren. Mehr war da nicht, Louis".
"Das klang bei ihm aber komplett anders.", brumme ich und lasse mir die Worte von dem Penner noch einmal durch den Kopf gehen.
Harry schüttelt seinen Kopf und ein verzweifelter Ausdruck erscheint in seinem Gesicht.
"Bitte glaube mir."
Würde ich ja gerne...
"Wie war es dann?", möchte ich wissen und sehe auffordernd in die grünen Augen meines Freundes, die nicht so leuchten, wie sie es sonst tun.
"Ich...", er bricht ab und entfernt sich einen Schritt von mir. Kurz schaut er auf den Aschenbecher, lässt sich dann auf einen der Stühle sinken und sieht mich an.
"Ich habe Chad bei einem Shooting kennengelernt. Wir haben uns gut verstanden und er hat keinen Hehl daraus gemacht, dass er mich heiß findet. Als wir dann abends noch mit ein paar Leuten in eine Bar gegangen sind, wurde schnell klar wie dieser Abend endet.".
Ich glaube mir wird übel.
"Ich war zu diesem Zeitpunkt Single, war betrunken und er sah nicht wirklich schlecht aus. Warum also nicht? Wir haben also diese eine Nacht zusammen verbracht und das war es. Mehr ist damals nicht passiert." - "Er sagt etwas anderes". Bei ihm klang es nach viel mehr als nach einem belanglosen One-Night-Stand.
Harry nickt. "Er hat mich die folgenden Wochen zugespamt. Ich habe unzählige Nachrichten von ihm bekommen, doch ich habe ihm schnell klargemacht, dass ich kein Interesse habe. Ich wollte zu diesem Zeitpunkt keine Beziehung. Ich hatte keine Zeit dafür und außerdem war, außer an diesem einen Abend, nichts an Chad, was irgendwie Potenzial für mehr hatte. Ich habe ihm gesagt, dass ich keine Beziehung will, dass eine Fernbeziehung Schwachsinn wäre und das er mich bitte einfach in Ruhe lassen soll."
Harry steht erneut auf und kommt auf mich zu. Wieder umfasst er mein Gesicht und sieht mir in die Augen.
"Er hat mir immer mal wieder geschrieben, aber ich habe kaum darauf reagiert. Ab und an habe ich ihm mal geantwortet, aber das war alles belangloses Zeug. Ich schwöre dir, dass ich ihm niemals irgendwelche Fotos geschickt habe. Sowas mache ich nicht. Ich verschicke keine obszönen Bilder."
"Und woher weiß er, dass du in Miami warst?".
Harry zuckt mit den Schultern, scheint nachzudenken. "Ich habe mit ihm das letzte Mal vor Monaten geschrieben. Wenn du willst, zeige ich dir mein Handy. Da kannst du es sehen."
Schnell schüttele ich meinen Kopf. Er braucht mir sein Handy nicht zeigen. So ein Kontrollfreak bin ich nicht. Außerdem zeigt Harrys Blick viel mehr.
Ich glaube ihm.
"Vielleicht hat er es auf Instagram gesehen. Ich habe einige Bilder dort gepostet".
Mein Blick senkt sich und ich atme zittern ein.
Meine Nerven sind am Ende.
"Love, alles was Chad zu dir gesagt hat ist absoluter Mist. Und wenn wir nachher nach hause fahren, werde ich ihn sofort damit konfrontieren und ihn dann hochkrant rausschmeißen".
Am liebsten möchte ich diesen Typen einfach aus Harrys Wohnung treten.
Vielleicht mache ich das auch.
"Bitte glaube mir", haucht er leise, als ich meinen Blick wieder hebe und ihm in die Augen schaue.
"Ich glaube dir."
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Amor manet.
FanficEin Assistent einer angesagten Modelagentur, die ausgerechnet seiner Mutter gehört, wird mit seinem besten Freund in den Zwangsurlaub gesteckt. Grund? Burnout. Zumindest wird es Louis so gesagt. Er sieht das allerdings ganz anders, kann sich aber ni...