21 - Eine Kappe voll an Herausforderungen

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Info: Ab hier folgen nun die von mir neugeschriebenen Kapitel, die noch niemand kennt :)

Irgendwann hatte ich das Gefühl, mein Rücken wurde von Dads Geklopfe zu Kleinholz verarbeitet, weswegen ich ihn kurzerhand sanft von mir wegschob. "Es geht schon", krächzte ich viel mehr als alles andere.

Livs Gesicht sah noch immer unglaublich betroffen aus und schnell nahm sie mir das Glas aus der Hand. Wahrscheinlich hatte sie Angst, dass ich es noch ein Stück schiefer halten würde und damit das Wasser auskippen könnte. "Oh Gott, mensch Iva... Willst du dich kurz frisch machen? Komm Easton", sie fasste ihren Sohn an den Arm. "Zeig ihr bitte mal, wo das Bad ist. Ich muss noch auf den Auflauf aufpassen."

Oh nein, nicht Easton!

"Ihr könnt mir auch sagen, wo es ist. Dann muss mich niemand hinbringen", brachte ich gerade noch so heraus, bevor mich der nächste Hustenanfall überschüttete.

So schlimm habe ich mich noch nie in meinem Leben verschluckt.

Entgegen meiner Erwartungen ergriff Easton jedoch das Wort. "Ach gar kein Problem. Wieso sollte ich dich denn das Bad erst noch suchen lassen?", noch immer lächelte er mich spöttisch an und ich wollte ihm dieses Lächeln so verdammt gern aus dem Gesicht schlagen, dass meine Finger schon anfingen zu jucken.

Es war auch eine Art von einem höhnischen Lächeln.

Dieses Siehste, ich hab recht gehabt.

Einen Scheiss hat er.

Als wir in den Flur traten und ein paar Meter gelaufen sind, löste sich die friedliche Stimmung in Luft auf.

Natürlich, was auch sonst.

"Na sieh mal einer an... Schönes Wiedersehen, nicht?"

Ein wahrlich schönes Wiedersehen - das Beste, an das ich mich jemals erinnern kann.

Zähneknirschend lief ich weiter, ohne diesen Kommentar seinerseits weiter zu beachten. Ich spürte, dass er dicht hinter mir lief, doch ich tat ihm keinesfalls den Gefallen und würde mich umdrehen. Außerdem hatte ich genauestens dieses hämische Grinsen aus seiner Stimme herausgehört.

"Wo ist jetzt dieses Bad? Wolltest du mich nicht dort hinbringen?", fragte ich stattdessen missmutig.

"Bringen ist das richtige Stichwort. Aber in dem Fall nicht nur hinbringen, sondern auch beibringen."

Macht er jetzt einen auf wilden Poet?

"Bist du der nächste Schiller oder was ist bei dir los?", schoss ich im gleichen Tonfall zurück und drehte mich jetzt doch zu ihm um.

Gerade noch kam er vor mir zum Stehen. Sein angenehmer Duft war das nächste, was mich einhüllte.

Das war wohl aber auch nur das einzige angenehme an ihm.

Er zog eine Augenbraue wieder Mal in die Höhe. "Ich frage mich eher, was bei dir los ist", entgegnete er trocken. "Soll ich dir jetzt auch noch beibringen, wie man Wasser trinkt, ohne fast gleich zu sterben? Kein Wunder, dass es dann schon eine Herausforderung war, mit dem Stift und der Kappe umzugehen."

Ich verdrehte die Augen und verschränkte meine Arme vor der Brust. Mittlerweile hatte ich dieses schmerzhafte Halskratzen fast vergessen, so sehr regte mich dieser Typ auf. "Das war so klar, dass du das jetzt bringen musstest."

Seine Mundwinkel zuckten. "Was denn? Das werde ich nicht so schnell vergessen. Was eine beachtliche Leistung. Ich frage mich, wo die Kappe als nächstes hinschießen wird. Hast für das Ding eigentlich auch einen Waffenschein?"

"Ist das schrille Pink dieser Kappe nicht Warnsignal genug?", blaffte ich.

Wie vom Donner gerührt saugten mich das Grün seiner Augen auf, als würden sie mich zum ersten Mal sehen - dann kämpfte sich ein Lachen an die bisher steinharte Oberfläche.

Er lachte.

Und leider war es eine Art von Lachen, was sich wundervoll anhörte und total dazu einlud, ebenfalls in dieses herrliche Lachen miteinzustimmen.

Ich biss mir auf meine Wangeninnenseiten. "Lachst du mich jetzt etwa aus?"

Er antworte nicht darauf, sondern schüttelte jetzt leiser lachend den Kopf und kehrte um.

"Äh hey? Und wo ist jetzt das Bad?", rief ich ihm irritiert hinterher. Da sollte doch einer mal aus diesem Menschen schlau werden.

Erst wollte er mich noch unbedingt dahin bringen und nun ließ er mich auf dem Flur hier einfach so stehen!

"Du stehst schon davor", kam es von ihm zurück, dann verschwand er in das Wohnzimmer.

Was zum Henker...?

Blinzelnd drehte ich mich um und nahm die Tür vor mir ins Visier. Immer noch argwöhnisch drückte ich vorsichtig die Klinke herunter.

Ein Waschbecken kam dahinter in Sicht.

Erleichtert atmete ich auf und schob mich nun mit meinem ganzen Körper in den Raum. Mein erhitztes Gesicht blitzte mir im Spiegel, der über dem Waschbecken hing, entgegen. Anonsten sah ich gar nicht so schlimm aus wie erwartet.

Schnell spritzte ich mir trotzdem noch die Haut im Gesicht und an den Händen ein wenig nass, um mich etwas abzukühlen und meine Körpertemperatur einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen.

Meine Herren, was war das nur für eine vertrackte Geschichte und warum musste dieser Kerl unbedingt der Sohn von Ian und Liv sein? Wie viel Glück konnte man denn bitte haben?

Ich sollte anfangen im Lotto zu spielen.

Und der soll ein Vorzeigesohn sein? Gut in der Uni und so weiter und sofort?

Never.

Und mir mit der Uni helfen? Hah, na klar.

Unsicher, wie ich nun mit der Situation umgehen sollte, trocknete ich mir erstmal grimmig die Hände an einem Handtuch ab.

Klasse, jetzt musste ich den ganzen Abend sein Gesicht ertragen - wobei. Vielleicht aß er auch nur kurz was mit uns und würde dann die Biege in den Club machen? Es war immerhin Mittwochabend und er schien da wohl öfter zu sein.

Na das wäre ja herrlich.

Meine Laune besserte sich schlagartig. Und beim Essen hatte ich eh keinen Blick für irgendwas anderes, da ich nunmal mit voller Hingabe mit meinem Teller beschäftigt sein würde. Das konnte nichtmal er mir versauen.

Und was wäre das Leben ohne Herausforderung? Ich bitte um ein bisschen aufbauende Stimmung.

Eine Kappe voll mit Herausforderungen eher, schoss es mir plötzlich durch den Kopf.

Jetzt zuckten meine Mundwinkel.

Mit neuer Kraft ging ich aus dem Badezimmer heraus und folgte dem vielen Stimmengewirr in das Wohnzimmer hinein.

Bloß nicht unterkriegen lassen...




















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