60 - Ich lasse mir nicht alles gefallen

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Mein von den vielen Gedanken verschwommenes Sichtfeld klärte sich auf und nun sah ich, wie Adriana ohne lange herumzufackeln auf mich zukam.

Wo ist eigentlich Charon schon wieder abgeblieben?

Ich blieb an Ort und Stelle stehen, obwohl mir die Miene auf ihrem schönen Puppengesicht gar nicht behagte. Eher jagte sie mir ganz schön Angst ein. Sie sah aus, als würde sie mich gleich aufknöpfen wollen.

Misstrauisch blickte ich sie an, als sie vor mir zum Stehen kam. Das Grau in ihren Augen wirkte so bröckelnd, als würde gleich eine ganze Steinlawine auf mich zurollen. Der Zug um ihren Mund war eindeutig ziemlich verkniffen.

"Findest du es nicht langsam auch sehr armselig, dass du Easton nicht nur deutlich für alle hinterhersabberst, sondern ihm auch noch nachrennst wie ein kleines Hündchen?"

Mir klappte der Mund auf. "Bitte was?", entfuhr es mir enrüstet.

Sie lachte höhnisch und verschränkte nun auch ihre zarten Arme vor ihrem Körper. "Bitte, jetzt tu doch nicht so unschudig - wobei, du kannst einem ja nur leid tun."

"Leid tun?", wiederholte ich noch entgeisterter.

"Ja genau, leid tun", nickte sie bestätigend. "Weil du ja nichtmal merkst, wie sehr du dich bei ihm zum Deppen machst. Es ist-"

"Entschuldigung", unterbrach ich sie mit schneidernder Stimme und trat einen Schritt auf sie zu. Am liebsten hätte ich ihr eine gescheuert, aber ich konnte gerade noch an mich halten. "Was erlaubst du dir eigentlich? Mit mir brauchst du gar nicht erst anfangen so abfällig zu reden-"

"Oh drohst du mir jetzt etwa auch noch?", hakte sie mit hochgezogenen Augenbrauen nach. "Das ist ja interessant. Dann-"

"Dann was?", schnitt ich ihr das Wort ab. "Was ist eigentlich überhaupt dein Problem? Kannst du mir das bitte mal erklären?"

Sie schnaubte ungläubig. "Echt jetzt?" Viel zu gekünstelt lachend - so, dass sie einige Blicke auf sich zog - gackerte sie in sich hinein, dann richteten sich ihre vor Wut blitzenden Augen wieder auf mich. "Du machst dich an meinen Freund heran. Denkst du etwa, ich schaue mir das einfach nur an? Ohne etwas zu sagen?"

"Dein Freund?", lachte ich. "Dein Exfreund wohl eher."

"Was, Exfreund? Du hast da wohl nicht ganz was verstanden. Wir führen gerade nur eine Beziehungspause."

"Aha, ich verstehe."

"Nein, tust du eben nicht", giftete sie weiter.

Sie wirkte fuchsteufelswild und schien nichtmal im Entferntesten daran zu denken, sich irgendwie wieder abzuregen. Mir war das langsam schon unangenehm, da wir nach wie vor zwischen all den anderen standen und sie blökte hier herum als wäre ich ein hinterlistiges Miststück, dabei war ich das nicht im Entferntesten. So langsam brannten auch mir allmählich die Sicherungen durch.

Beherrscht versuchte ich wenigstens etwas normal weiter zu atmen, um nicht auch noch die Nerven zu verlieren. "Und warum verstehe ich das bitte nicht?", fragte ich ungeduldig.

"Na das ist doch offentsichtlich", blaffte sie zurück. "Und um mich noch klarer auszudrücken: Easton ist tabu für dich, hast du verstanden?"

Meine Augenrbauen zuckten in die Höhe und ich ballte meine Fäuste. "Drohst du mir jetzt etwa?", fragte ich nun immer gereizter werdend nach.

Sind wir denn hier im Kindergarten?

"Vielleicht." Sie schmiss sich ihre lange Haarmähne zurück, aufeinmal wieder total gefasst wirkend. Ich kam nicht mehr hinterher. Ihre Augen zuckten kurz in eine andere Richtung, doch ich hatte diese Richtung ausmachen können. Genau aus dieser Richtung kam Charon zu uns angelaufen und schaute stirnrunzelnd zwischen Adriana und mir hin und her.

Dark ClubWo Geschichten leben. Entdecke jetzt