80 - Reinen Wein einschenken

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P.O.V. Easton

Sonntag vor einer Woche.

Ich wusste, ich musste endlich ehrlich sein.

Es war zwar ein Schritt, dass ich zu mir... und auch endlich mal zu Iva ehrlich gewesen bin, doch ich musste auch Charon einweihen.

Ich musste ihm reinen Wein einschenken.

Selbst wenn immer noch nicht klarstand, wie es jetzt mit Iva und mir weiterging. Aber es war zumindestens schonmal ein kleiner Anfang mit ihr gemacht, nachdem wochenlang zwischen uns schon diese Anspannung war, die ich zugegebenerweise immer wieder versucht hatte, zu verdrängen.

Doch ich konnte das nicht mehr.

Nicht mehr ihr gegenüber und auch nicht Charon gegenüber.

Deswegen war ich ganz froh, dass sie mich letzten Freitagabend dazu gedrängt hatte, endlich mal etwas zu den ganzen Sachen  zwischen uns zu sagen. Klarzustellen, was Phase war.

Warum musste auch Adriana unbedingt hereinplatzen?

Immerhin, ein Gutes hatte es.

Sie wusste nun, dass ich auf Iva stand und nicht zu ihr zurückkehren werde. Aber ich denke, das wusste sie eh schon länger. Sonst hätte sie Iva niemals so sehr in die Mangel genommen.

Wahrscheinlich hatte es Adriana schon geahnt, bevor ich es mir überhaupt eingestanden hatte, dafür kannte sie mich leider zu gut.

Wahrscheinlich schon in der Situation, als wir Charon und Iva parkend auf dem Highway entdeckt hatten und Iva einen Blitzstart hingelegt hatte, der mich komplett aus der Bahn geworfen hat. Weil, verdammt. Das ist echt heiß gewesen.

Wenn Iva nur wüsste, was ich in bestimmten Momenten gedacht habe. Wahrscheinlich würde sie mich als hundert Prozent versaut einstufen.

Sie hat mich wirklich bis an meine letzten Reserven gebracht, angefangen von dem Kuss an ihrem zweiten Clubabend, ging es weiter zu der Sache in Charons Küche bishin zu der Situation bei mir Zuhause.

Oh man, dass uns auch Charons Vater Adrael unbedingt dabei erwischen musste. Zum Glück hatte er nichts weiter gesagt - aber sein vielsagendes Grinsen, immer, wenn ich Charon besucht hatte und ihm über dem Weg gerannt bin, sagte so Einiges aus.

Als ich nun auf Charons Klingel drückte und mir die Tür wenige Sekunden später aufgemacht wurde, bingo - begegnete ich prompt dem Gesicht von Charons Vater.

Und Adrael grinste mich wieder breit an. "Hallo Easton. Komm herein."

"Hey", sagte ich nur und ging mir mit meiner Hand über den Nacken. Toll, wie unangenehm. Aber gut, da musste ich durch. Das ist es in der Küche wert gewesen.

Warum auch eigentlich immer in der Küche?

Das war eigentlich mit der letzte Ort, an dem ich mich oft aufhielt und gerade dort fand ich mich jetzt schon zweimal mit Iva wieder.

Dicht und-

"Wie gehts Iva?"

Erschrocken schaute ich auf, völlig aus meinen Gedanken gerissen. Adraels intensive blauen Augen, die Charons verdammt ähnlich waren, funkelten mich neugierig an.

"Ähm", machte ich nur und mein Mund wurde ganz trocken.

"Verstehe. Noch ganz frisch die Sache, hm?" Adraels Grinsen wurde noch breiter und er legte mir eine Hand auf die Schulter. "Mensch, Adams Tochter scheint es euch ja mächtig angetan zu haben..." Er musterte mich kurz von der Seite. "Ich hoffe nur, dass ihr das beide unter euch klärt." Nun wurde sein Ton etwas ernster und seine Miene besorgter.

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