77 - Willkommensfreudig

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Mickey und Gerado standen, wie sollte es auch anders sein, ganz am Ende dieser riesigen Weide. Direkt unten am Flussufer.

Ich drückte Easton eines von den beiden Halftern in die Hand, nachdem ich die Hängerklappe heruntergelassen hatte.

Das Gras der Wiese war auf dem Abend jetzt schon sehr nass und ich nahm es Easton gut, dass er sich mit seinen Stoffschuhen über die Umstände nicht beschwerrte. Im Gegenteil.

Er hatte sich jetzt die Jeansjacke übergezogen. Das Halfter lässig über die Schulter baumelnd und die Augen neugierig in der Gegend umherschweifend, lief er wie mein persönlicher Beschützer neben mir her.

Unwillkürlich musste ich schon wieder lächeln.

Man, ich war in diesen Kerl echt Hals über Kopf verschossen. Das war ja nicht mehr zum Aushalten.

Genauso wenig wie die Spannung, die sich unaufhörlich zwischen uns weiter aufbaute und wohl noch lange nicht ihren Höhepunkt erreicht hatte. Denn als er meinen langen Blick von der Seite auf sich merkte, schenkte er mir einen ebenso langen tiefen Blick mit diesem verschlagenen Funkeln in den Augen zurück.

Prompt stolperte ich über einen Stock und er griff schon in meine Richtung, um mich zu halten, falls ich fallen würde, doch ich erlangte mit hochrotem Kopf das Gleichgewicht allein zurück und stiefelte weiter, als wäre nichts geschehen.

Ich hörte ihn hinter mir kurz leise lachen, dann war er wieder neben mir.

„Also der mit den Flecken ist Mickey oder?", fragte er, als wir fast bei den Pferden ankamen und überging somit kommentarlos den kleinen Vorfall.

Ich nickte. „Jap. Und der Schimmel ist Gerado."

Beide hoben nun die Köpfe und spitzten die Ohren. Während Gerado so entspannt guckte wie immer, schüttelte sich Mickey und legte schon die Ohren an.

„Oh, da hat aber jemand gute Laune", stellte Easton gleichzeitig mit mir fest. Nur klang er sichtlich amüsiert darüber, während ich schon ahnte, was gleich kommen würde.

„Mhm", meinte ich zustimmend und streichelte Gerado über den Kopf, als ich bei ihm zum Stehen kam. Ruckzuck zog ich ihm das Halfter über den Kopf und legte das Führstrick an. Dann drehte ich mich herausfordernd grinsend zu Easton um. Zeit, um Überheblichkeit heimzuzahlen. „Bist du schnell?"

Easton hob seine Augenbraue an. „Ich denke."

„Und hast du auch genügend Ausdauer?"

Nun langsam auch erahnend, auf was ich hinauswollte, glitten seine Augen herüber zu Mickey, der nun schnaubte und mit dem rechten vorderen Huf aufstampfte. Easton schaute wieder zurück zu mir. „Erstellst du gerade etwa wirklich ein Profil von mir, um zu schauen, ob ich es mit dem Pferd aufnehmen kann?", kam es belustigt von ihm.

Er wirkte leider nicht so davon provoziert wie ich es gerne hätte.

Trotzdem lächelte ich ihn zuckersüß weiter an. „Wer weiß."

Kopfschüttelnd schlich sich ein Schmunzeln auf seine Lippen. „Nun gut, schätze, ich hab mir das wohl selbst eingebrockt."

„Hast du richtig eingeschätzt", bemerkte ich frech.

„Und du kannst es nicht lassen, da noch einen drauf zu setzen hm?" er trat zu mir heran, worauf mein Herz wieder schneller anfing zu schlagen.

Mein selbstgefälliges Lächeln blieb.

Easton biss sich auf die Lippe. „Na warte, das merke ich mir." Mit einem letzten Blick in meine Richting wandte er sich ab und zu Mickey hin.

Das wird jetzt... unterhaltsam.

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