70 - Gerettet

4.2K 284 114
                                    

Erschrocken wichen wir beide auseinander, um im selben Moment Adriana am Türrahmen zu Eastons Zimmer stehen zu sehen.

Sie sah aus, als würde sie gleich vor Wut explodieren.

Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen blitzen eisig kalt auf und ihr ganzer Körper war so angespannt wie die Sehne eines Bogens kurz vor dem Abschuss des Pfeils. Und den Pfeil richtete sie in diesem Moment auf Easton und mich.

Easton und ich schwiegen erstmal.

Was sollten wir auch sagen?

Unsicher blickte ich zu ihm herüber und sah, dass er keinesfalls ertappt wirkte. Er machte sich nicht klein, sondern streckte den Rücken durch und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

Adrianas Nasenflügel fingen zu beben an. "Habt ihr denn nichts groß dazu sagen?"

Hä?

"Was sollen wir denn sagen?", erwiderte Easton unbeeindruckt zurück und fand somit von uns beiden als erstes seine Stimme zurück.

Das schien sie nur noch mehr anzustacheln. Da sie merkte, dass sie bei ihm nicht großartig weiterkam, zielte sie nun mit ihrem unheilbringenden Pfeil auf mich. "Und du? Hab ich mich nicht letztes Mal klar genug ausgedrückt?", fauchte sie mich an.

Easton zog die Augenbrauen zusammen und wollte was darauf für mich erwidern, doch ich kam ihm zuvor.

Ich streckte mein Kinn heraus, auch wenn mir mein Herz bis zum Hals schlug. Vor ihr einknicken würde ich jetzt nicht. "Und ich habe dir letztes Mal erklärt, dass ich mir keine Befehle geben lasse. Ich bin nicht dein abgerichteter Hund!"

"Hah", sie lachte trocken auf und plötzlich formte sich das zornige püppchenhafte Gesicht zu einer hämischen Grimasse. "Du wirst schon noch sehen, was du davon hast, denn -", sie zeigte mit dem Zeigefinger auf Easton. "Er hat mich immer geliebt. Sowas geht nicht von heute auf morgen weg. Wenn du das denkst, dann hast du dich geirrt - dann habt ihr euch beide geirrt!", zum Ende des Satzes funkelte sie auch wieder Easton grimmig an.

Natürlich versetzte mir das einen Stich. Sie hatte schließlich nicht unrecht, etwas Wahrheit war dran.

Nur Easton hatte mir vorher gesagt, dass er bei mir ein vollkommen anderes Gefühl hatte als bei ihr. Darauf musste ich vertrauen - wenn mir das dann auch in Situationen wie diese gelang.

Ich rieb mir nervös über meinen Arm.

Gerade eben war ich noch so glücklich gewesen und diese Person, diese Adriana musste mir das wieder versauen! 

Ich trat mit geballten Fäusten auf sie zu, ihre arrogante und spöttisch lächelnde Miene ließ das Blut in meinen Adern jetzt so richtig loskochen. Doch bevor ich loslegen konnte, hielt mich Easton mit einem Arm zurück. Sein Kiefer war angespannt und er schien mindestens genauso wutentbrannt zu sein wie ich. Was mir jedoch gefiel ist, dass er sich bemühte ruhig zu bleiben und jetzt nicht auch noch herumbrüllte.

Ist ja nicht so, als wäre das schonmal vorgekommen.

Adrianas Miene fiel in sich zusammen.

"Du erlaubst dir also über mich zu urteilen?", Eastons Simme klang gefährlich ruhig, selbst ich spürte die Nadelstiche im Genick.

Adriana verzog ihren Mund mürrisch. "Ohja, das tu ich. Und nun?"

Gleich bringt sie ihn zum Platzen, gleich ist es soweit...

"Und nun weißt du ja, wo die Tür ist", antwortete er kalt.

Oh wow.

Er schmiss sie wirklich aus seinem Haus. Nicht nur mir klappte die Kinnlade herunter, auch Adriana konnte ihren Mund kaum schließen.

Dark ClubWo Geschichten leben. Entdecke jetzt