Unerwartet

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Reiner

Gedankenverloren saß ich mit meiner Cousine in einem Café bis sie meinen Namen rief. „Reiner? An was denkst du die ganze Zeit?“ Erst da realisierte ich erst, dass ich die ganze auf mein Kaffee geblickt habe. „Oh sorry Gabi. Mir gehen paar Sachen durch den Kopf.“ Sie biss ihre Zähne zusammen und spannte ihr Kiefer an. Ihre braunen Augen fixierten mich und grübelte nach. „Seit du deinen Therapeuten gewechselt hast, bist du viel besser gelaunt und gehst mehr raus. Ich frag mich wie diese Person das geschafft hat.“ Ich hätte es ihr gern erklärt aber sie hätte es nicht verstanden. „Sie ist eine sehr gute Therapeutin.“ Die Stunden vergingen und am Ende des Tages fuhr ich mit Gabi nach Hause, eigentlich wollte ich nicht schon zurück, in diesen Käfig. So beschloss ich Gabi nur abzusetzen. „Mach dir keine Sorgen. Ich werde bald wieder zurück sein.“ Mit diesen Worten fuhr ich vom Haus wieder weg.

Schlussendlich saß ich in der Kneipe wo ich mit Stella und Hanji drin war. Vor mir stand mein gezapftes Urpils und grad als ich ein Schluck nehmen wollte legte sich eine zierliche Hand auf meine breite Schulter. Sofort vernahm ich Stellas Stimme und blickte zu ihr. „Mit dir hab ich ja gar nicht gerechnet Reiner.“ Ihr Gesicht zierte ein sanftes Lächeln und ich gab ihr die selbe Antwort zurück. „Naja ich dachte ein Feierabend Bier tut gut. Wie war der Tag mit deiner Cousine?“ „Sehr schön. Ich habe es sehr genossen, wir waren gut Essen und danach noch in ein Café.“ Während ich sprach setzte sie sich neben mich und musterte mich. „Und du wolltest noch nicht nach Hause?“ Ich atmete einmal schwer ein und aus bis ich nickte. „Mach dir nichts daraus. Mir geht’s genauso.“ Ihr Blick verriet mir einiges daher fragte ich sie nach dem Grund. „Ich habe auch heute in der Sitzung bemerkt, dass es dir nicht gut geht. Deine Augenringe sprechen Bände.“ „Der Todestag meiner Schwester nähert sich und in der Zeit habe ich immer schlaflose Nächte, aber wir wechseln besser das Thema sonst fange ich hier noch an zu weinen.“

Sie hielt ihr Glas hoch um mit mir anzustoßen und ich folgte dieser Bitte. „Ich muss wirklich sagen mit offenen Haaren siehst du viel besser aus.“ Dieser Satz kam schneller aus meinem Mund bevor ich überhaupt denken konnte. Ihre Wangen wurden zart rosa und bedankte sich für das Kompliment. „So ein Kompliment habe ehrlich gesagt noch nie von einen Mann gehört.“ Leicht verwundert sah ich sie an und konnte nicht glauben was sie da sagte. „Nun ich habe bisher fast nur Macho Sprüche abbekommen. Zum Beispiel, geiler Arsch, bist echt verdammt sexy und so ein Kram.“ „Naja man kann es den Kerlen nicht verdenken, ich zu meinem Teil würde es nur mit anderen Worten sagen.“ Da war mein Mund wieder schneller als mein Kopf gewesen. Sie biss sich auf die Lippe und schenkte mir ein ehrliches Lächeln. „Es gibt garantiert auch viele Frauen die dich sehr ansprechend finden.“ Mit diesen Worten hatte ich nicht gerechnet und auch in welche Richtung das Gespräch ging. „Das bezweifle ich doch ein bisschen.“ „Also ich kann jetzt nur für mich sprechen, aber ich habe noch keinen Mann getroffen dem ein Dreitagebart so gut steht wie dir und eigentlich ist blond nicht so meins aber dir steht es sehr gut.“ Für einen kurzen Moment verlor ich die Fähigkeit zum atmen bis sie mir wieder ihre Hand auf meine Schulter legte. Aus meinem Mund kam nur ein einfaches Danke.

Danach tranken wir noch drei oder vier Biere und waren mehrmals raus eine rauchen. Schlussendlich saßen wir weiter auf unseren Platz und Stella hat sich mehr zu mir gewandt. Irgendwie kamen wir uns immer näher, in mir meldete sich immer wieder ein Alarm aber ich ignorierte es komplett. „Es passt zwar nicht und es macht sicherlich traurig darüber zu reden, aber ich frage mich wie deine Schwester gestorben ist.“ Meine Angst vor das sie deswegen beleidigt war, war sehr groß, aber zu meiner Überraschung kam es anders. „Man hat sie an den Saarwiesen gefunden, sie hatte Unmengen an Alkohol in sich gehabt und rote Stellen an den Armen und am Hals gehabt. Den Rest will ich gar nicht sagen. Sie musste ins künstliche Koma gelegt werden, aber es war um sonst. Die Ärzte haben gesagt sie wird nicht wieder aufwachen.“ In Stellas Augen bildeten sich Tränen und sofort, ohne nachzudenken, nahm ich sie in meine Arme und sagte ihr das sie nicht weiter drüber sprechen müsste. Ich konnte mir denken was passiert war. „Ich habe zu meiner Schwester aufgeschaut. Unsere Eltern wollten eigentlich das einer von uns den Familienbetrieb übernimmt, aber weder sie oder ich wollten das. Sie ist ihren Weg gegangen, sie war eine wahnsinnige talentierte Schneiderin gewesen. Meine Eltern haben ihren Traum immer nur belächelt und gesagt sie würde bald aufwachen und verstehen das dieser Traum keine Zukunft hat. Meine Werdegang kam als ich mal ein Praktikum in einen Obdachlosenhaus gemacht habe. Da waren so viele die vieles durchgemacht haben und es nie verarbeitet haben. Ich will den Menschen seelisch helfen. Cindy, meine Schwester, war direkt Feuer und Flamme für meine Entscheidung.“

Sie ließ die Umarmung zu aber nach wenigen Augenblicken zog sie sich wieder zurück und wusch sich die Tränen weg. „Aber ich weiß sie wird mir von oben auf mich aufpassen.“ Ich bewunderte ihre Stärke und das sie trotz ihren Eltern diesen Weg gegangen war. Gleichzeitig nahmen wir unsere Gläser und lächelten uns an. „Danke das du mir zugehört hast Reiner.“ „Du musst mir ja auch immer zu hören und ich höre dir gerne zu.“ Ihre braunen Augen sahen noch eine Zeitlang traurig aus, aber dann strahlten sie wieder. Ich hätte sie die ganze Zeit beobachten können. Danach tranken wir noch ein Bier, aber dann war es auch mal Zeit Richtung nach Hause zu fahren. Wir standen noch für eine Zigarette vor der Kneipe und sie stand mir ganz nah, so das ich ihr Parfüm riechen konnte. Für den Abschied umarmte Stella mich, aber wir standen etwas länger so da. Wieder meldete sich der Alarm in meinem Kopf, aber wieder ignorierte ich diesen Alarm. Stella und ich kamen uns immer näher und schlussendlich fand mein Mund ihren.

Die Flucht vor den SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt