Das erste Treffen

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( * Der Peridot soll seinen Träger schützen: vor dem Bösen, dunklen Energien und Albträumen. Was das Gemüt und den Körper schwächt, soll mit einem Peridot abgewehrt werden. )

Gestern erzählte ich meiner besten Freundin grob was mich heute erwarten würde. Obwohl es meine Arbeit war Menschen zu helfen, war es immer wieder was interessantes einen neuen Patienten zubekommen. So wie gestern klopfte meine Praktikantin zögerlich an meine Tür und trat etwas unbeholfen ein um mir zu sagen das Reiner Braun nun da wäre. „Danke Frau Schmidt. Sie können ihn reinbeten.“ Ich erhob mich schlussendlich von meinem Stuhl und trat vor meinen Pult. Im nächsten Moment öffnete sich abermals die Tür und ein großer breit gebauter blonder Mann trat herein. Normalerweise achtete ich nie besonders auf das Aussehen meiner Patienten, aber in dem Moment konnte ich mir keinen Gedanken zu seinem attraktiven Aussehen verkneifen. Sein Gesicht war sehr markant und er trug einen Dreitagebart und je näher er kam erkannte ich seine gelb goldenen Augen. Man sah die Müdigkeit und die tiefe Trauer in seinen Augen. Nun stand er vor mir und für eine Millisekunde beäugte ich weiter sein Aussehen. Unter seiner dünnen olivgrünen Jacke erblickte ich ein komplett schwarzes T-shirt und dazu eine dunkelbraune Hose mit einem schlichten schwarzen Gürtel. Schnell wanderte ich mit meinen Augen nach oben, aber bevor ich wieder in seine Augen blickte bemerkte ich eine Kette mit einem Stein namens Peridot * an seinem Hals. „Freut mich sie kennenzulernen Herr Braun. Ich bin Stella Weiß, ihre zukünftige Therapeutin.“ Ich hielt ihm meine zierliche Hand entgegen und er nahm sie behutsam und schüttelte sie. Seine Hand war groß, rau und stark. „Danke , es freut mich auch sehr Frau Weiß.“ „Nun gut Herr Braun setzen Sie sich als erstes. In der ersten Sitzung werde ich mir zu nächst ihre Geschichte anhören, also so weit wie sie können.“

Gegenüber meines Pultes standen zwei schwarze Ledersessel, auf einen von denen saß sich Reiner während ich mich wieder auf meinen schwarzen Sessel setzte. Vor mir lagen die Informationen über ihn, aber um keine Unruhe zu erzeugen nahm ich sie und räumte sie in eine Schublade. „Die Grundlegende Frage ist zuerst. Was denken sie was für ein Problem Sie haben?“ „Am Anfang habe ich es nicht bemerkt. Ich kam aus dem Osten zurück, die Zeit und das Geschehene war unfassbar belastend für mich gewesen, aber ich wollte wieder in den normalen Alltag einsteigen.“ Sein Blick zeigte eine Angst, eine tiefe Angst und sein Atem ging schneller. „Herr Braun.“ Es kam keine Reaktion von ihm. „Reiner.“ Plötzlich sah er mich wieder an. „Haben Sie Albträume und Panikattacken?“ Von ihm kam nur ein Nicken. Nun lehnte ich mich zurück und blickte ihn nur an. „Ich träume immer wieder wie ich in dem Auto saß, mein Kamerad Berdholt gleich nebendran und dann explodierte das Auto. Berdholdt wurde in tausend Fetzen gesprengt und ich flog einfach nur paar Meter weg. Meine Ohren und Glieder taten zwar entsetzlich weh, aber ich lebte. Aus der Ferne sah ich wie Anni umringt war von Feinden, sie konnte zwar paar ausschalten, aber sie war dennoch zu schwach und wurde gefangen genommen. Ob sie lebt oder nicht weiß man bis heute nicht. Man hörte nur noch wie Granaten umherflogen und diese Schreie. Überall Schreie und ich habe überlebt. Grad ich.“ Da fiel mir ein das meine beste Freundin, Hanji, mir erzählt hatte das es einen aus ihrer Einheit es lebend zurück schaffte, aber er war vollkommen verloren. Damals hatte mir nicht seinen Namen gesagt, auch ich habe gestern nicht seinen Namen genannt und scheinbar meinen wir die selbe Person.

Reiner verbarg sein Gesicht in seine Hände und man hörte nur noch seinen schnellen Atem. „Erzählen Sie mir generell mal etwas über ihre Kameraden? Wie waren sie denn so?“ Diese Frage brachte ihn zurück in die Wirklichkeit und eine Denkerfalte legte sich auf seine Stirn. „Berdholdt war eher sanfterer Natur, er hatte zwar nicht so viel Stärke wie andere, aber er war loyal und klug, dies traf auch auf Armin zu. Berdholdt und Anni kannte ich schon viel früher den unsere Eltern waren befreundet und ließen uns quasi zusammen aufwachsen. Sasha, unser Vielfraß, hatte am Tag der Begrüßung eine Kartoffel gestohlen. Es war ein lustiger Moment, denn statt die Kartoffel dem Anführer zu geben aß sie erst die Hälfte davon ab. Anni und Mikasa waren beide gerissen, gefährlich und stark, aber mit dem Unterschied das Mikasa wesentlich impulsiver war als Anni. Mikasa achtete stets auf Eren und wenn ihm irgendjemand nur zu nahe kam erwachte die Hölle. Eren war ein Sturkopf gewesen, aber zielstrebig und war bereit alles zu geben um seine Freunde und Familie zu beschützen. Er und Jean hatten sich oft wegen Kleinigkeiten in der Wolle gehabt und beide haben nie bemerkt wie ähnlich sie sich doch sind. Beide konnten sich gut gegenseitig provozieren, aber meist haben Connie und ich sie auseinander gerissen. Meine Mutter hat immer gesagt ich soll für Ehre und Mut in die Bundeswehr gehen, denn dann könnte ich meinem Vater zeigen was ich wert bin und er würde zurück zu unserer Familie kehren. Wissen Sie…ich bin ein uneheliches Kind…klar in der heutigen Zeit ist das was normales, aber ich bin in einem Dorf geboren wo jeder jeden gekannt hat. Ich wusste wer mein Vater war, aber er hat mir schnell klar gemacht das ich in seinem Leben nichts zu suchen habe. Meine Mutter hätte ihm das Leben schon schwer genug gemacht, da bräuchte er nicht noch mehr Probleme haben. Ich wäre der Teufel. Für meine Mutter bin ich dieser Soldat geworden, groß und stark und nicht wie früher klein und hilflos. Meine Cousine blickt zu mir hoch und ich wünschte mir sie würde nicht diesen Traum hinter her jagen, denn der Abgrund dahinter ist zu groß. Die Zeit war hart insbesondere mit unseren Anführern Levi Ackerman und Erwin Smith. Levi ist klein, aber sein Ego ist weit hinaus und eine Kälte in seinem Blick die alles gefrieren kann. Er sagt immer seine Meinung, egal wie hart sie auch ist und hatte den Angriff überlebt. Erwin war einfühlsamer, auf gewisse Weise, aber er hatte seine eigene Pläne gehabt und war stückweise egoistischer Natur, aber dennoch vergaß er nie seine Loyalität und Mut. Er starb an diesem grauenhaften Tag, aber als ehrenwerter Soldat.“

Plötzlich sah ich einen ganz anderen Reiner Braun vor mir. Seine Mundwinkeln waren geformt zu einem Lächeln während er von seinen Kameraden und Vorgesetzten sprach. Er mochte sie alle unglaublich gerne, aber die Frage wieso seine Mutter ihn so drauf getrimmt hatte ein Soldat zu werden, ließen mich nicht los.

Die Flucht vor den SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt