Er ist nur...

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Stella

„Ja, ich bin seine Therapeutin.“ „Interessant, ich hoffe sie können ihm helfen.“ In seinen Worten schwang ein Unterton mit, der mir alles andere als gefiel. „Ehm…es war schön dich zu sehen Levi. Wir sehen uns ja morgen auf der Wache wieder. Wir müssen auch mal wieder los.“ Hanji sah mich merkwürdig an und deutete mir an mit zu gehen und grad als ich gehen wollte hörte ich Levi noch etwas sagen. „Unglaublich das Reiner überlebt hat und nicht Erwin.“ Ich dachte ich hätte mich verhört, Hanji ergriff mein Arm, aber ich drehte mich dennoch um. „Wie bitte Herr Ackermann? Ich weiß zwar nur das sie einer der Anführer von Reiner Braun waren, mehr aber auch nicht. Und ich weiß auch nicht wie Ihr stand zu Erwin Smith war, aber mir gefällt dennoch nicht was sie da sagen und am meisten wie.“ „Ich sage es ganz offen. Ich bin wahrlich überrascht, dass Her Braun überlebt hat und nicht Erwin. Dazu war Herr Braun schon immer instabil gewesen.“ „Für jeden waren diese Tode schlimm, nicht nur für sie Herr Ackermann. Und es ist sicherlich für sie ein Segen, dass Herr Braun nicht mehr bei der Bundeswehr ist. Paar Worte haben wohl ausgereicht. Noch einen guten Tag.“ Mit einem netten Lächeln sah ich ihn noch an, aber dann machte ich auf der Stelle kehrt.

Als wir weit genug entfernt waren blieben wir plötzlich stehen und Hanji atmete laut aus. „Was ist denn los Hanji?“ „Ich dachte mir schon, dass sowas kommen würde. Levi ist nicht allzu gut auf Reiner zu sprechen und ich wusste doch insgeheim das du irgendwas dazu sagen wirst.“ Für mich war die Sache abgeschlossen, nachdem ich ihm meinen Rücken gekehrt habe. „Weißt du Hanji, ich mache mir nichts daraus. Wenn einer meint mich so anschauen zu müssen und dann so mit mir zu reden, derjenige hat dann Pech gehabt.“ „Levi kann ganz anderes sein.“ „Das ist mir egal Hanji. Ich merke, wenn jemand meint über mir stehen zu können. Und es tut mir leid, dass ich mein Patient verteidige. Tode sind für jeden schlimm, Herr Ackermann ist nicht der Einzige der trauert. Er ist ein guter Freund von dir daher halte ich mich ab sofort zurück, falls ich ihn wieder treffen sollte.“ Menschen mit einem zu übergroßen Ego waren mir noch nie wirklich sympathisch gewesen, daher kann auch gutes Zureden von Freunden nichts daran ändern. „Du hast auch manchmal einen zu großen Stolz Stella.“ „Das streite ich nicht ab, dass weißt du. Manchmal steht mir dieser Stolz im Weg, aber hier ging es nicht um meinen Stolz.“

Grad als ich mich meinem Training wieder widmen wollte hielt mich meine beste Freundin fest. „Du hast gesagt man solle einen gewissen Abstand zu den Patienten halten, aber merkst du nicht, dass du diesen Abstand schon längst überschritten hast? Ich frage mich, ob Reiner doch nicht mehr für dich ist als nur ein Patient. Du hast zwar ein großes Einfühlvermögen und bist stehst für andere da, aber dennoch lässt du selbst nie andere an dich ran und gestern warst du für deine Verhältnisse ziemlich offen. Ich weiß, dass Reiner schon bei mehreren Therapeuten war und dass es meist nie gut lief.“ Hanji hatte Recht, ich hatte den Abstand schon längst überschritten, aber es stand außer Frage, für mich war Reiner nur ein Patient. „Da täuschst du dich, Reiner ist wirklich nur ein Patient für mich, mehr nicht. Und wie könnte er mehr für mich sein? Ich habe ihn bisher nur dreimal in meinem Leben gesehen und zweimal davon war bei mir in der Sitzung.“ Ich verstand nicht so recht woher Hanji annahm, dass ich irgendwelche Gefühle für ihn hegen könnte, am meisten, weil es mir selbst untersagt war. „Ja und? Das große Vertrauen besteht schon mal zwischen euch und selbst wenn es dir untersagt ist, Gefühle für einen Patienten zu haben, weiß das dein Herz nicht.“ Ich blickte sie mit großen Augen an und glaubte mich verhört zu haben, denn es war vollkommen ausgeschlossen. „Natürlich besteht ein großes Vertrauen, denn ich bin seine Therapeutin, er brauch Vertrauen zu mir. Und ich sage es dir jetzt nur noch einmal, ich habe keine Gefühle für ihn.“

Zu meinem Glück schnitt sie nicht noch einmal dieses Thema an und wir konnten in Ruhe unser Training fortführen, aber ich war umso froher als wir das Studio fließen, denn ich hatte extrem großen Hunger. „Gell es steht außer Frage das wir zu dem Café Aramis gehen, oder?“ Meine Frage war meist unnötig, denn wir gingen eh immer in die selben Kneipen oder Cafés. Sofort steuerten wir die kleine, aber schöne Altstadt von Saarlouis an. In dieser Stadt war schon einiges passiert, nichts Geschichtsmäßiges, na gut das schon, denn hinter dieser Stadt steckte eine lange Geschichte, aber auch in Bezug auf mich und meinen Erlebnissen. Das Saarland war so klein und die Chance das es einen Menschen gab, den jeder kannte, war sehr groß. Das Gute an dem morgen war, dass wir einen guten Platz vor dem Café bekamen.

Während dem ganzen Frühstück versuchte ich stehts nicht an Hanjis Worte zu denken, aber ich erwischte mich immer wieder dabei, aber ich war dennoch von meinen eignen Worten überzeugt. Dennoch musste ich an Reiners Augen denken, die etwas besonderes ausstrahlten. Die nächste Sitzung war am Dienstag und ich war gespannt was noch alles auf mich zu kam und wie ich ihm helfen konnte. „Was hast du eigentlich für den restlichen Tag geplant, Stella?“ „Nichts Großartiges. Ich werde heute wohl nur faulenzen und den Sonntag genießen, bevor ich morgen wieder früh raus muss.“ So vergingen auch die Stunden zusammen mit meiner besten Freundin und wir gingen jeweils in unsere Wohnungen zurück. Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, lehnte ich mich gegen diese und war mir grad selbst nicht mehr sicher was ich da tat. Mit zitternden Händen zog ich meine Kette aus und dachte nur daran was meine Schwester wohl dazu sagen würde.

Die Flucht vor den SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt