Prolog

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Sie war gerade aus der Uni zurück und warf ihre Tasche auf das unordentliche Bett. In ihrem Kopf tobten tausende von Fragen, die Größte war einfach das WARUM. Dabei hatte sie ihn doch noch gar nicht so lange gekannt und schon wieder blind vertraut, obwohl es gerade Mal seit zwei Wochen waren. Auf der Party schien er so nett gewesen zu sein und als sie sich nach dem One-Night-Stand zufällig in dem kleinen Kaffee, bei ihr um die Ecke getroffen hatten, klaubte sie, das es Schicksal sei. Selbst nach ihrem ersten Date, war sie sich sicher gewesen, dass er es ernst meinte. Sie hatten ihre Nummer ausgetauscht, sich mehrfach getroffen und erst vor drei Tagen hatte er, als er sie im Regen geküsst hatte, die drei magischen Worte gesagt. Die Worte die jedes Mädchen dahin schmelzen lassen. Alles hatte sich so echt angefühlt, schließlich hatte sie ihn schon öfters in der Uni gesehen, blieb aber immer der stumme Betrachter aus der Ferne. Doch er war es gewesen, der auf sie zu gekommen war, nach ihrer Hand gegriffen hatte und unbedingt mit ihr tanzen wollte, obwohl es keine Musik gab.

Und jetzt! Jetzt musste sie akzeptieren, dass jede Nachricht, jedes Wort und jedes Gefühl eine Lüge war. Denn als sie ihn heute Mittag in dem Café um die Ecke, gesehen hatte, wie er zusammen mit einer Schwarzhaarigen, zugegen sie war eine Schönheit, an einem Tisch saß und bereits auf Tuchfühlung ging, brach ihr Herz in tausend Teile. Am liebsten wollte sie sich einfach nur in ein Kissen fallen lassen und weinen, doch die Tränen dazu wollten nicht kommen. Vielleicht, weil sie diese Situation schon zu oft miterlebt hatte. Vielleicht weil sie mit diesem Versuch eine Beziehung zu führen, die Hoffnung an wahre Liebe verloren hat. Doch die Wut in ihr war zu groß, sodass sie nicht mit einem Becher Eis hätte verpuffen können. Sie war wütend auf sich, auf das Leben und den Erfinder der Liebe. Doch am aller meisten war sie wütend auf den Mann, der so wie alle anderen wiedermal mit ihrem Herz gespielt hatte. Dabei hatte sie ihm noch gesagt, wie furchtbar sie darunter litt, immer verarscht zu werden und er hatte ihr hoch und heilig versprochen, er sei anderes.

„Abs?", rief ihre Mitbewohnerin und beste Freundin.
„Abi?", ertönte es erneut.
„Abigail, ich weiß, dass du zu Hause bist, ich hab die Tür ins Schloss fallen hören!", sagte sie und öffnete ihre Zimmertür.
„Lil geh einfach", rief sie ihrer Freundin zu und freute sich über die Tränen, die schließlich doch über ihr Gesicht rollten.
„Süße was ist denn los?"
„Er ist los! Ach alles ist scheiße", schniefte sie und ließ sich schlussendlich doch in ein Kissen fallen.
„Hat er Schluss gemacht?" Lillys Hand streichelte ihr beruhigend über ihren Rücken.
„Das war gar nicht nötig, ich hab ihn mit einer anderen gesehen!"
„Dieser... das glaub ich einfach nicht... Er hatte gar nicht den Eindruck gemacht..."
„Nun ist es aber so!" Ihr Schluchzen wurde immer stärker.
„Süße, du musst mit ihm Schluss machen!" Ihr war bewusst, dass ihre beste Freundin recht hatte.
„Ich will ihn aber nie wieder sehen. Ich habe mich in verliebt Lil, ich kann ihn nicht zur Rede stellen. Bei dem Versuch würde ich nur den letzten Funken Würde verlieren."
„Du musst ihn doch gar nicht mehr sehen. Schreib ihm einfach! Es ist zwar nicht die feine englische Art, aber man muss ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass es ihn sonderlich treffen würde, er verbringt schließlich bereits seine Zeit mit einer anderen. Und verschwende deine Liebe nicht an einen, der sie nicht verdient."
„Diesen Spruch bringst du jedes Mal" Sie musste kurz auflachen.
„Ja, weil es auch die Wahrheit ist. Komm, nimm dir dein Handy und schreib ihm. Du hast doch seine Nummer?"
„Natürlich hatte ich die, aber ich habe seinen Chat auf dem Weg hierher gelöscht, genau wie die Nummer." Plötzlich kamen wieder tausenden von Erinnerungen hoch, an all die Jungs, die vor ihm waren und die sie kein bisschen anders behandelt hatten.
„So erledigt."
„Was hast du erledigt?" Sie schreckte aus ihrem Bett nach oben und schaute auf das Handy, welches gerade zurück auf die Matratze gefallen war.
„Da auf deinem Nachtisch lag ein Zettel mit dem Namen Daran und einer Handynummer. Eingegeben, geschrieben und fertig!"
Schnell warf sie einen Blick auf die Nachricht und sofort viel ihr eines auf. Es war eine schlechte Angewohnheit von ihr, aber jede Nummer aus ihren Kontakten konnte sie auswendig. Sie hatte damit angefangen, als ihr Handy mehrfach Nummer gelöscht hatte.
„Lil, das hier ist eine fünf und keine drei und das ist eine drei und keine sieben", zeigte sie auf die Nummer im Display.
„Du hast die falsche Handynummer eingegeben!", rief sie völlig entsetzt.
„Oh verdammt. Dieser Daran hat aber auch eine Sauklaue. Sei froh, dass du ihn los bist." Lilly fing lauthals an zu lachen. „Der Empfänger wird sich wundern!"
„Das ist nicht lustig. Ich habe gerade oder viel mehr du hast, einem völlig Fremden eine Nachricht geschrieben, die nicht gerade freundlich ist. Was soll denn diese Person von mir denken!"
„Ach, ist doch Banane. Und hey gib es zu, irgendwie ist es ja schon lustig!" Da hatte Lilly recht, weshalb sie in ihre Lachen mit einstieg.
„Siehst du, so gefällst du mir gleich viel besser."
„Mir auch. So und jetzt werde ich dem echten Daran eine SMS schreiben. Naja und falls der Unbekannte antworten sollte, was ich bezweifle und er unsympathisch ist, kann ich ihn immer noch blockieren."
„Eben! Tee und Kekse?"
„Gerne Lil. Ich komme gleich, ich will das nur schnell noch erledigen."

Bing - You Got A Message (N.H. FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt