Du siehst total niedlich aus

2 0 0
                                    

Am nächsten Tag fingen wir an die Tapeten herunter zu reißen und den Teppich vom Boden zu lösen. Dann fing das Tapezieren an. Dafür war ich zusammen mit Theo eingeteilt und es war ein heilloses Chaos. Während die anderen oben unsere Zimmer verputzten und den Boden abschliffen, versuchten wir mit dem Kleister klar zu kommen. Am Abend waren wir von Kopf bis Fuß mit dem Zeug voll, was wohl ziemlich lustig aussah, denn als Gina das Zimmer betrat brach sie vor lachen fast zusammen. "Ihr seht aus, wie Monster, die in einen Topf voll Kleister gefallen sind. Was habt ihr denn gemacht?" 

Theo lächelte pikiert und antwortete in einem übertrieben gezierten Ton: "Wir haben euer Gemach schön tapeziert und uns dabei voll reingehängt. Schau doch!" Er machte mit der Hand eine ausladende Geste. Gina schaute sich um und nickte anerkennend und auch Jasper, der sich hinter ihr ins Zimmer drängte lobte die gerade geklebten Tapeten. Dann schaute er uns an und meinte: "Euch kann man da sicher auch noch dranleimen und ihr würdet halten. Ich würde vorschlagen, dass ihr euch jetzt waschen geht und dann runter kommt. Tiffy macht gerade was zum Essen."

Theo salutierte und zog mich dann lachend hinter sich her in die Eingangshalle, wo seine und Ginas Koffer standen. "Du willst doch jetzt nicht allen Ernstes mit deinen verschmierten Händen in dem Koffer rumwühlen?" Entsetzt starrte ich ihn an. Er zuckte leicht zerknirscht mit den Schulter. "Ja doch, eigentlich wollte ich das jetzt machen. GINA!" Ich zuckte zusammen, als er laut den Namen seiner besten Freundin brüllte. 

Die beugte sich oben über die Brüstung und schaute fragend zu uns runter. "Was ist denn jetzt schon wieder los? " "Kannst du mir eventuell Klamotten aus dem Koffer holen?" Sie seufzte und ihr Kopf verschwand oben. Stattdessen tauchte einige Sekunden später das genervte Gesicht von Jasper auf. "Kann man seine Verlobte hier nicht mal eine Sekunde für sich haben?" Theo grinste ihn frech an, was, nebenbei gesagt, sehr niedlich war. Und schon wieder hatte ich ihn niedlich genannt, das war ja nicht mehr auszuhalten, aber er machte es mir so einfach mich noch mehr in ihn zu verlieben.

Gina betrat die Halle durch die Flügeltür, warf Jasper eine Kusshand zu, der daraufhin breit lächelte, und öffnete den Koffer. Sie schaute Theo fragend an, der sich beeilte ihr zu erklären, was er wollte. "Ich will meine beiden super bequemen Hosen und deine Lieblingspullis." Sie wühlte in dem Berg aus verschiedenen Klamotten herum, der mehr beinhaltete, als ich je in meinem Leben getragen hatte. Irgendwann fischte sie zwei weich aussehende Hosen und zwei flauschige Pullis aus dem Knäuel. 

"Ich bring euch die besser mal hoch, dann könnt ihr eure Zimmer anschauen, in denen jetzt nur noch die Möbel fehlen und ihr müsst die Sachen nicht komplett schmutzig machen." Sie grinste uns an. Oben zeigte sie mir das kleine Bad, dass Theo vergessen hatte mir zu zeigen und in dem es außer einer Toilette, einer kleinen Wanne und einem kleinen Wasserbecken nicht wirklich viel gab. Das Highlight war allerdings der Spiegel, der zwar gesprungen, aber trotzdem sehr beeindruckend war. Der Spiegel war so groß, dass ich mich von Kopf bis Fuß betrachten konnte und ich musste Gina zustimmen, ich sah wirklich aus wie ein Kleister-Monster. 

Die Wanne war schon mit Wasser gefüllt, das war zwar kalt, aber ich war nichts anderes gewöhnt, weswegen mir das nicht wirklich Probleme bereitete. Nachdem ich sauber war und ich mich mit dem flauschigsten Handtuch, das ich je gesehen habe abgetrocknet habe zog ich mir die Sachen von Theo an. Sie waren super bequem aber leider zu groß. Ich versank ein bisschen in dem Pulli und musste die Hosenbeine ein bisschen hochkrempeln um nicht hinzufallen. 

Als ich aus dem Bad kam traf ich auf Theo, der sich im großen, herrschaftlichen Bad fertiggemacht hatte. Er fing laut an zu lachen und ich musste wegen den komischen Tönen, die er deswegen machte ebenfalls schmunzeln. "Du siehst ja mal unfassbar süß aus in meinen Sachen." Er lachte immer noch, doch ich erstarrte. Er fand mich süß? Also ich meine, da hatte ich nichts dagegen, aber irgendwie kam es unerwartet, da ich ja ziemlich doof aussah in den zu großen Sachen. Das sagte ich ihm auch, doch er machte nur eine wegwerfende Handbewegung. 

"Du siehst total niedlich aus, wie du so in meinem Pulli versinkst und mit strubbeligen Haaren." Okay. "Ähhhm... Danke?" Wie reagierte man auf sowas? Ich hatte davor nicht wirklich viele Komplimente dieser Art bekommen und konnte offensichtlich überhaupt nicht damit umgehen. Das bemerkte anscheinend auch mein Gegenüber. "Aww, schau mal wie verlegen du bist. Pass auf du wirst ganz rot." Er kniff mir spielerisch in die Wange und nahm dann meine Hand.

Ich war komplett überfordert und so sagte ich gar nichts und ging lies mich einfach von ihm nach unten ziehen. "Komm, mach schneller. Tiffy hat sicher schon was super leckeres gemacht." Drängelte der größere, während er die Treppen förmlich runter rannte. Dass sich die hochgekrempelten Hosenbeine wieder gelöst hatten bemerkte ich erst, als ich über eines stolperte und von schräg hinten in Theo prallte. Glücklicherweise war er gerade an der letzten Treppenstufe angekommen, denn durch den unerwarteten Schubser strauchelte auch er, trat ins Leere und fiel die letzte Stufe hinunter.

Oh Gott, jetzt ist er sicher sauer und schmeißt mich raus, ging mir durch den Kopf, als ich unsanft auf ihm landete. Sein leicht gepresstes "Ufff" ließ mich merken, dass es ihn noch schlimmer getroffen hatte. Sofort rollte ich mich von ihm runter und erkundigte mich besorgt, ob es ihm gut gehe. Er drehte sich um und grinste mich an. "Mir gehts gut, aber wenn du dich für eben rächen willst, dann brauchst du doch kein Attentat auf mich zu verüben." Ich war verwirrt. Was war eben gewesen, für das ich mich rächen könnte? "Hä, was meinst du?" erkundigte ich mich, als mir nach kurzem Überlegen nichts einfiel. 

Jetzt brach schon wieder dieses komische Lachen aus ihm heraus, das mir innerhalb der kurzen Zeit schon so vertraut geworden war. "Dass ich dir in die Wange gekniffen habe, obwohl du sowieso schon verlegen warst war nicht sehr fair." Deswegen, denkt er, würde ich ihn die Treppe runter werfen? "Ach so. Ne eigentlich bist du schuld daran, dass ich dich beinahe umgebracht hätte." Er schaute verwirrt und sein Lachen verklang. Wortlos deutete ich auf die Hose, über die ich gestolpert war. "Oh, das meinst du. War ja nicht so schlimm und du siehst in den Hosen so putzig aus, da nehme ich einen Anschlag auf mein Leben gerne in Kauf."

Schon wieder wurde ich verlegen und mein Kopf vermutlich rot. Dieses Mal rettete mich Gina vor einer komischen Situation. "Jungs, kommt her, Essen ist fertig!" Ich sprang auf und hielt dann Theo meine Hand hin. Er ergriff sie, zog sich hoch und ließ meine Hand schon wieder nicht los. Warum machte er das immer? Machte er sich über mich lustig, oder fand er das genau so gut wie ich? Nachdem er die Tür zur Eingangshalle geöffnet hatte, winkte er mich mit übertriebener Geste nach draußen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 07, 2021 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Slummy BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt