Das Haus Teil 3

6 1 0
                                    

Wir gingen die schmale Stiege nach oben, wo ich mich erstmal an das hellere Licht gewöhnen musste. Scheinbar sah das ziemlich lustig aus, denn Theo begann neben mir zu kichern. Ich drehte mich zu ihm und schaute ihn böse an. „Weißt du, ich mag es nicht wenn man über mich lacht." erklärte ich ihm und ich merkte selber, wie zickig ich dabei klang. „Ich lache doch nicht über dich. Das würde ich nie machen. Du sahst gerade einfach nur so knuffig aus, wie du versucht hast mit dem Licht klarzukommen. Dabei ist es hier gar nicht so hell."

Ich musste unwillkürlich ein kleines bisschen lächeln. Das musste ich sowieso sehr oft, wenn ich bei Theo war. „Ist schon okay. Zeigst du mir jetzt das obere Geschoss?" Theo nickte und nahm wieder meine Hand. Ein warmes Gefühl durchzog mich und in meinem Bauch versammelten sich tausende kleine Schmetterlinge um wie verrückt herumzuflattern. 

Die Treppe nach oben war breiter und obwohl der Teppich, der die Stufen bedeckte, fadenscheinig war und die goldene Farbe an einigen Stellen vom Geländer abblätterte sah die Treppe irgendwie prunkvoll aus. Oben angekommen traten wir durch eine ähnliche Tür, wie sie unten in die Eingangshalle führte und befanden uns dann auf einer Galerie. 

Der Boden war mit dem gleichen, durchgelaufenen Teppich bedeckt und von den Wänden bröckelte der ehemals wohl weiße Putz. Jetzt war dieser allerdings eher gräulich und sah alles andere als appetitlich aus. Theo zeigte mir einige Zimmer, die laut ihm als Kinderzimmer gedacht waren. Warum man davon gleich vier brauchte, von denen jedes in etwa die Größe des gesamten Hauses meiner Eltern hatte, erschloss sich mir allerdings nicht ganz. 

Auf dem Stockwerk befanden sich außerdem zwei Bäder, die beide mit einer riesigen Wanne ausgestattet waren. „Du erwartest aber nicht, dass ich hier jede Woche das ganze Wasser für ein Bad Hochschleppe, oder?" Ich warf Theo einen fragenden Blick zu. Theo lachte „Das musst du gar nicht. Dieses Haus hat, obwohl es nicht so aussieht einige technische Wunderwerke. Es gibt im Keller eine Pumpe, die sehr leicht zu bedienen ist, diese Pumpe kann das Wasser direkt nach oben befördern. Man kann sogar im Bad hier oben einstellen, ob das Wasser warm oder kalt sein soll. Unten ist nämlich ein Tank hinter dem Ofen, mit dem gekocht und unten geheizt wird, dort kann das Wasser erwärmt und mit der gleichen Pumpe hierher transportiert werden. Das einzige, was du also machen müsstest ist unten so lange pumpen, bis die Pumpe blockiert, weil ich sie von hier oben ausgeschaltet habe." 

Theo sah während seiner Rede aus, wie ein stolzer Vater, der jemandem von den unfassbar tollen Leistungen seines Kindes erzählte. Ich war allerdings ehrlich beeindruckt, dass er dies wusste und, dass es so etwas in diesem Haus überhaupt gab. Theo zog mich weiter zu einer etwas prunkvolleren Tür. „Das ist das Schlafzimmer von Gina und mir. Allerdings werde ich dort nur schlafen, wenn wir besucht werden. Ansonsten schlafen dort Gina und Jas. Ich werde in der oberen Etage schlafen, wo du und Tiffy schlafen. Und Jas, wenn wir gerade Besuch haben." 

Ich war beeindruckt, wie viel in dieses Haus passte. „Komm, ich zeig dir wo du schlafen wirst." Theo zog mich zu einer Tür, die der Tür gegenüberlag, durch die wir das Stockwerk betreten hatten. Dahinter lag ein Treppenhaus, welches dem auf der anderen Seite des Hauses glich. Oben befand sich allerdings nur auf drei Seiten eine Galerie, wie mir auffiel. Als ich Theo darauf ansprach erklärte er mir, dass sich auf der Seite mit Galerie noch ein kleiner Salon und ein Jagdzimmer befanden, sowie drei Gästezimmer. „Auf der anderen Seite befinden sich noch ein paar Räume für hochgestellte Dienstboten. Die Haushälterin, der Hauslehrer, der Hausdiener und der Kutschmeister hatten dort ihre Zimmer. Die Zimmer sind deutlich größer, als die Kammern unten."

Er führte mich kurz durch den herrschaftlichen Teil. Überall waren Verzierungen an der Decke und es gab Kerzenleuchter an der Wand. Als wir dann durch eine Tapetentür den Flur für die Dienstboten betraten war es, als wären wir in einer anderen Welt gelandet. Der Flur war schmaler und es gab keinen Teppich auf dem Boden. Es war dunkel und nur eine kleine Tranfunzel stand in einer Wandnische. Es gab keine Stuckverzierungen und die Wand war auf dieser Seite nicht tapeziert, sie war nichtmal verputzt. Die Zimmer waren allerdings für meine Verhältnisse groß und hell und es standen ein Bett, ein Schrank und ein Schreibtisch darin. Obwohl mehr Möbel darin waren, als in meiner letzten Unterkunft war immer noch genug Platz im Raum, sodass das Zimmer nicht einengend wirkte. 

„Reicht dir der Platz? Ich weiß, es ist nichts im Gegensatz zu den Gästezimmern und den Schlafzimmern unten, aber ich hoffe es gefällt dir trotzdem irgendwie." Theo wurde rot und schaute zu Boden. Mir wurde warm, denn er sah so wirklich unfassbar niedlich aus. „Das Zimmer ist perfekt. Ich wollte gar nicht in einem dieser riesigen Räume dort drüben schlafen." Erklärte ich ihm und machte einen Schritt auf ihn zu.

Vorsichtig legte ich meine Hände um seinen Hals und umarmte ihn zögerlich. War das überhaupt erlaubt? Wollte er überhaupt von seinem Angestellten umarmt werden? Meine Zweifel wurden ausgelöscht, als er seine Arme um mich legte um mich fest an seinen muskulösen Körper zu drücken. „Ich bin so dankbar, dass ich dich wiedergefunden habe." nuschelte er in meine Haare. 

„Ich hatte schon Angst, dass ich dich nie wieder sehen würde, nachdem meine Eltern dich rausgeworfen haben. Oder noch schlimmer, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst, weil ich mich nicht für dich eingesetzt habe." Er atmete zittrig ein. Vorsichtig streichelte ich über seinen Rücken. „Hey, es ist alles gut. Du kannst doch nichts dafür, dass deine Eltern mich so behandelt haben. Du hattest keine Chance gegen sie, das habe ich doch gesehen. Ich hatte auch Angst, dass ich dich nicht mehr wieder sehe, aber irgendwie hat mich das Schicksal erst in das Restaurant und dann auf deine Verlobungsfeier gebracht."

Ich spürte etwas feuchtes an meiner Wange, Theo weinte. Ich versuchte ihn noch näher an mich zu ziehen und fuhr vorsichtig durch seine Haare. Gott waren die flauschig, war für einen Augenblick mein einziger Gedanke. Ein Schluchzer von Theo riss mich allerdings sehr schnell wieder in die Realität. „Alles ist gut. Ich bin ja da." Ich war mit der Situation langsam aber sicher überfordert. Ich hatte schließlich keine Ahnung wie man einen reicheren, hübscheren und älteren Jungen tröstet, ich machte das ja zum ersten Mal.

„Weißt du was Theo, wir beruhigen uns erstmal und dann schauen wir, was Gina und Tiffany machen, okay?"

Slummy BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt