Das ist eine gute Frage

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Theo lächelte mich traurig an, während sich das Mädchen, Gina, über ihr Gesicht strich und seufzte. „Das ist eine gute Frage. Ich habe die mir tatsächlich auch schon das eine oder andere Mal gefragt." Jasper lächelte mich ehrlich an. Er war mir sehr sympathisch geworden, obwohl ich ihn nur so kurz kannte. Gina atmete tief ein und strich sich über das jetzt leicht zerknitterte Kleid. „Die Hochzeit müssen wir durchziehen, denke ich. Unsere Eltern haben uns leider komplett in der Hand. Ich habe zwar ein paar Rücklagen, aber das Geld, das ich von meinem Opa geerbt habe, bekomme ich erst nach der Hochzeit. Dir geht es denke ich mal ähnlich." Sie drehte sich zu Theo. 

Der sah ziemlich zerknirscht aus. „Du hast es erfasst. Das kleine Wochenendhaus meiner Eltern bekomme ich zwar, aber auch nur für uns beide und auch nur nach der Hochzeit. Ich habe zwar ein Konto, aber mit dem Geld kommen wir nicht sehr lange durch. An die Erbschaften komme ich auch nur, wenn mein Vater mir das beim Notar erlaubt. Und er wird mir nichts mehr erlauben, wenn ich mit einem Jungen, meiner falschen Verlobten und deren richtigen Verlobten durchbrenne." 

Ich musterte ihn noch einmal genauer. Seine Haare waren ordentlich kurz geschnitten, nicht wie vor zwei Jahren, und sehr verwuschelt, weil er so oft durchfuhr. Seine Augen waren nicht so strahlend wie damals und von sehr dunklen Ringen geziert, die selbst das Make-Up, das er offensichtlich darüber hatte, nicht verdecken konnte. Er sah insgesamt müde aus, da konnte selbst seine aufrechte Haltung nicht mehr viel machen. 

Wenn er ausgeschlafen und glücklich wäre, wäre er definitiv sehr heiß. Ich erstarrte. So deutlich hatte ich das noch nie gedacht. Ich wusste seit zwei Jahren, dass ich auf Jungen stand, doch bisher hatte ich noch nie einen Jungen angesehen und gedacht, dass er definitiv sehr heiß ist. Ich schluckte und räusperte mich. Dumme Idee, denn jetzt schauten mich alle an.

„Hast du eine Idee?" Gina schaute mich so erwartungsvoll an, dass ich nich nein sagen konnte. Oh verdammt, ich brauche sehr schnell eine einigermaßen gute Idee. Ich konnte förmlich spüren, wie Rauch aus meinen Ohren quoll. Zum Glück kam mir schnell der Ansatz einer Lösung in den Kopf, weswegen es nicht allzu komisch ausgesehen haben muss. „Wenn ihr das Geld bekommt, wenn ihr heiratet, dann müsst ihr das machen. Ich denke, da können Jasper und ich nicht viel dagegen haben, oder?" Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute zu dem anderen hin. Er zuckte mit den Schultern. 

Mir fiel auf, dass seine Stimme war etwas rauer als sie vorhin gewesen war als er zu sprechen begann: „Es hilft uns nichts, wenn wir irgendwo ohne Geld dastehen und nicht weiter kommen. Deswegen denke ich, dass es so sein muss. Nach der Hochzeit zieht ihr in das Haus ein und dann sehen wir weiter. Auch wenn das jetzt komisch klingt, aber ihr müsst das Geld dann ganz schnell irgendwie in Sicherheit bringen, weil wenn eure Eltern irgendeinen Zugriff haben, können sie euch euer Geld sehr schnell wieder abnehmen."

„Es klingt überhaupt nicht komisch, Schatz. Es ist leider sogar sehr wahrscheinlich, da unsere Eltern so viel Einfluss haben. Ich hätte überhaupt nich daran gedacht das Geld in Sicherheit zu bringen." Gina umarmte Jasper und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. Der sah aber immer noch ein bisschen bedrückt aus. „Ich will doch nur nicht, dass du, dass ihr, denkt ich wäre nur auf Geld aus. Ich komme schließlich aus einfacheren Verhältnissen und ich hätte ein Motiv und ich will doch nicht..." Er wurde von einem Kuss von Gina unterbrochen. „Das würden wir niemals denken Jasper. Du bist die wahrscheinlich ehrlichste Person, die ich kenne und die mit Abstand ehrlichste in dieser Hütte." Theo zog Jasper in eine feste Umarmung. 

Ich machte einen protestierenden Laut und beschwerte mich: „Und ich, ich bin nicht ehrlich, oder was?" Theo musste lachen. „Du? Als ich dich kennengelernt habe, da warst du klauen. Du hast behauptet, mich bestohlen zu haben, was glücklicherweise eine Lüge war. Du wurdest von Zuhause rausgeworfen, weil du zu oft gestohlen hast. Jo, du kannst definitiv niemandem mehr weis machen, dass du ehrlich bist." 

Auch wenn es als Scherz und nicht böse gemeint war, taten mir die Worte weh. Ich wusste, dass ich nicht wirklich ehrlich gewesen war. Aber er wusste nicht, wie mein Leben gewesen war bevor ich ihm begegnet bin. „Das denkst du von mir?" Ich merkte selbst, wie verletzt ich klang. Seinem Gesichtsausdruck nach merkte er auch, dass er zu weit gegangen war. „Oh Gott nein. Wir haben uns nur so kurz gesehen, ich kenne dich kaum und du bist mir trotzdem so wichtig geworden. Was ich gesagt habe war so dumm. Vor allem, weil du mir damals von der Situation erzählt hast. Und das mit deiner Familie, Gott das war wirklich gemein von mir. Verzeihst du mir das, bitte?" Er sah zerknirscht und ich glaubte ihm, dass er die Entschuldigung ernst meinte. So gut war meine Menschenkenntnis immerhin. 

Aber was, wenn er mich auch fallen lässt, so wie alle, die mir wichtig sind? Die kleine Stimme in meinem Kopf schaltete sich ein. Was wenn er dich auch von sich stößt, so wie deine Eltern es getan haben? Ich musste Schlucken, diese kleine zweifelnde Stimme hatte er schon lange nicht mehr gehört. Sie erinnerte mich immer an meine Mutter, wenn er auf den Markt ging. „Hey, ist alles okay? Bitte, bitte geh nicht weg. Ich meinte es doch nicht so. Ich habe das so im Spaß gesagt. Es war raus, bevor ich mich stoppen konnte." 

Ich schaute in seine wunderschönen, verwirrenden Augen und beschloss ihm zu glauben. „Ist schon gut. Du hattest ja recht, aber das mit meiner Familie, das war schon verletzend." Er atmete erleichtert aus. „Es wird nicht wieder vorkommen. Ich verspreche es." Plötzlich strahlten seine Augen wieder, so wie sie es gemacht hatten, als wir in seinem Zimmer waren. Ich musste unwillkürlich lächeln. 

„Ich will ja nicht stören die Herren, aber Jo ist schon eine Weile hier drin, wir übrigens auch, wird es nicht langsam etwas auffällig?" Ich wich einen Schritt nach hinten. Gina hatte recht. „Oh verdammt, was soll ich meinem Chef sagen? Herr Kleewiese bringt mich um, oder feuert mich zumindest." Ich raufte mir die Haare, bis sie genau so wuschelig waren, wie die von Theo. „Sag doch einfach, dass die beiden wollten, dass du sie bedienst und dann haben sie ein Gespräch angefangen, weil sie noch jemanden brauchen, der in ihrem neuen Haus arbeitet und das hat eine Weile gedauert." Jasper schaute fragend in die Runde „Das geht doch, oder?" 

Gina kicherte. „Natürlich geht das. Und wisst ihr was das Beste ist?" Sie schaute Theo strahlend an. „Wir haben jemanden, der bei uns arbeitet gefunden und müssen nicht die schlimmsten, für unsere Eltern spionierenden, von unseren Müttern ausgesuchten Dienern anstellen, die die beiden vorgeschlagen haben." Wie eine Person so glücklich werden konnte, nur weil sie einen Angestellten gefunden hatte, erschloss sich mir nicht so ganz, aber ich fand die Idee auch sehr gut. 

„Also abgemacht. Wir stellen zwei Dienstboten an. Jo und Jasper, dann können die beiden bei uns sein und niemand stellt Fragen." Theo sah genau wie Gina sehr froh über diese Wendung der Ereignisse aus.


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Es tut mir übrigens unfassbar leid, dass ich nur so unregelmäßig update. Aber ich habe irgendwie nicht so viele gute Ideen, wie es weitergehen könnte. Ich versuche ab jetzt jedenfalls öfter zu schreiben. Ich hoffe, ich mach das dann auch :)

Slummy BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt