Großes Gemurmel bricht auf dem Marktplatz aus, als Salem und ich die ersten Schritte durch das Gedrängel tätigen.
„Das ist sie doch!",
„Sie war einfach spitze!",
„Pff, dass ausgerechnet sie gewinnen würde..eine wahre Schande für den schwarzen Ring. Er wird sicherlich an Ansehen verlieren",
„Jemand, wie sie, kann das Königreich doch nicht beschützen", erklingen die unterschiedlichsten Aussagen, doch Salem schreitet unbeirrt voran, gefolgt von mir.
Die Blicke der Menschenmasse liegen auf mir, das kann ich auch ohne Agira deutlich spüren. Erleichtert darüber Salems Angebot angenommen zu haben atme ich aus und halte mit ihm Schritt. Es fällt mir deutlich leichter diesen Gang mit ihm an meiner Seite zu tätigen. Wenn ich genauer darüber nachdenke läuft er nicht einfach nur, er marschiert auch nicht einfach durch die Masse..er wirkt beinahe majestätisch. Ich verziehe nachdenklich mein Gesicht. Bereits zuvor wusste ich nicht, mit welchem Wort ich ihn am besten beschreiben könnte.„So, da-", beginnt Salem seinen Satz und deutet bereits auf die Teleportationsfläche, wird jedoch unterbrochen.
„Ember! Mein Liebling!", entkommt es meiner Mutter erleichtert, woraufhin sich meine Augen weiten.
„Ember, wie schön!", erklingen nun auch Vaters Worte, ehe er auf mich zu gerannt kommt. Er schließt mich fest in die Arme, während ich noch immer nicht hinterherkomme, die Situation zu erfassen. Langsam löst er seinen festen Griff um mich, um mich anzusehen. Er sieht prüfend an mir herab, hebt meine Arme zur Seite hin hoch, inspiziert meinen Körper eindeutig zu genau.
„Vater, bitte..es geht mir gut", murmle ich und entziehe mich sanft seinem Griff. Überrascht hebt er die Brauen und tritt einige Schritte zurück. „Verzeihung..ich bin nur..so erleichtert zu sehen, dass dir nichts geschehen ist", seufzt er und nimmt nun endlich wieder Haltung an.
Gemeinsam mit ihm und Salem mache ich mich auf den Weg zum Rest der Belegschaft des Hauses Akela, welches scheinbar vollzählig samt Dienstpersonal in die Hauptstadt aufgebrochen ist, um Eliana und mich zu empfangen.
„Willkommen, Lady Ember. Gratulation zum Sieg", entkommt es einigen der Dienstmädchen synchron, während sie sich verneigen. Dankend senke ich den Kopf, ehe lautes Schluchzen und Geschniefe meine Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Aus dem Augenwinkel entdecke ich Eliana in Mutters Armen. Sie hängt nahezu vollständig auf ihr und weint sich die Augen aus.„Das ist nicht fair..das ist einfach nicht fair!", schluchzt sie in Mutters Gewand, ehe sie sich über die Augen wischt und mich erblickt. Überrascht sieht sie mir entgegen bevor sich ein wutentbrannter Gesichtsausdruck breit macht. Sie beißt zornig die Zähne aufeinander und reißt sich erzürnt los.
„Du!", brüllt sie schrill und zeigt mit dem Finger auf mich. Salem hingegen sieht mit erhobener Braue zwischen uns her.
„Sie scheint die Niederlage wohl noch nicht ganz verkraftet zu haben", murmelt er mit verschränkten Armen, woraufhin ich den Kopf schüttle.
„Nein, sie ist leider immer so", seufze ich und schiebe Agira weiter den Nasenrücken hinauf. Wutentbrannt stapft sie auf mich zu und bleibt kurz vor mir stehen. Ihre Aura lodert förmlich vor Wut. „Wie konntest du es wagen! Wie..du..Du bist nichts weiter als unnützer Abschaum! Das warst du schon immer! Zu nichts zu gebrauchen, zu nichts fähig! Nicht einmal halb so stark wie ich! Wie konntest du..Wie konntest du es wagen mir den Sieg zu stehlen! Meine Zukunft zu stehlen!", brüllt sie mir entgegen, woraufhin Salem scharf die Luft einzieht und einen Schritt nach vorn macht.
„Miss Akela, ich muss doch höflichst bitten-", beginnt er seinen Versuch Eliana zu beruhigen. Ohne Erfolg natürlich.
„Halt dich da raus, Rotschopf!", zischt sie ihm entgegen, woraufhin es ihm wortwörtlich die Sprache verschlägt. Ich hingegen bleibe ruhig und gehe erst gar nicht auf ihre Provokation ein. Salem, der sich scheinbar wieder gefasst hat, zieht die Brauen zusammen. Seine ohnehin hell leuchtende, flammende Aura intensiviert sich, während er erneut die Arme vor der Brust verschränkt.
„Miss Akela, mäßigen sie ihren Tonfall und ihre Wortwahl. Vergessen sie nicht mit wem sie hier sprechen", entkommt es ihm eisig, während er sie in Grund und Boden herabstarrt. Eliana scheint allerdings wenig beeindruckt zu sein, was auch nicht sonderlich verwunderlich ist. Ein leises Seufzen entkommt mir, da ich nicht fassen kann, dass sie sich in aller Öffentlichkeit solch eine Blöße gibt.
„Das geht dich nichts an, also schweig gefälligst", herrscht sie, ehe sie ihren Blick erneut auf mich richtet.
„Du blinder Nichtsnutz! Ich hätte dich töten sollen, als ich die Chance dazu hatte", schreit sie erbost und mit vor Wut zuckenden Fäusten.
„Eliana!", entkommt es Mutter schockiert, während sie fassungslos ihre Hand an den Mund führt. Unmerklich hebe ich eine Braue, bis mir wieder in den Sinn kommt, dass Mutter sowie auch Vater ja keine Ahnung hatten, welch verdorbenen Charakter ihre ach so geliebte Tochter tatsächlich besitzt. „Nein! Das ist nicht richtig! Das ist einfach nicht fair! Ich hätte der Stolz der Familie sein sollen, nicht sie! Ich hätte als Siegerin dort stehen müssen und nicht sie!", brüllt sie außer sich vor Wut und kommt mir noch näher. Salem hingegen stellt sich schützend vor mich, doch ich schiebe ihn sanft beiseite. Verwirrt sieht er zu mir herab, wehrt sich allerdings auch nicht.
„Pah, und schon wieder wirst du von allen um dich herum beschützt. Du armes, dummes, blindes Ding!", zischt sie und kommt unbeirrt näher.
„Du kannst also durch dein lächerliches Artefakt sehen? Ist es nicht so? Wenn du nur deshalb so weit gekommen bist, dann wollen wir doch mal sehen, wie du ohne diese hässliche Brille klar kommst", fährt sie mich drohend an und reißt mir Agira im nächsten Moment von der Nase. Augenblicklich färbt sich die Welt um mich herum schwarz. Aus dem Augenwinkel sehe ich Salems schlagendes Herz in Form von Schwingungen. Sein magischer Fluss ist enorm. Andererseits ist dies auch nicht verwunderlich. Als stellvertretender Truppführer war zu erwarten, dass er unfassbar stark sein muss. Ich beobachte die rötlich orangefarbene Wolke an Magie dabei, wie sie sich zwischen uns schiebt.
„Miss Akela! Das geht nun eindeutig zu weit!", herrscht er aufgebracht. Erneut schiebe ich ihn sachte beiseite. Diesmal bewegt er sich nicht so leicht vom Fleck und dreht sich zu mir.
„Ember, das ist zu viel des Guten. Das kann ich ihr nicht einfach durchgehen lassen", richtet er sein Wort an mich, doch noch bevor ich antworten kann, kommt Eliana mir zuvor.
„Wer hat dich denn darum gebeten dich einzumischen?", kontert sie provokant.
„Das Artefakt eines Magiers ist heilig. Es ist anderen Magiern untersagt sie unerlaubt zu berühren. Hat man ihnen das denn nicht beigebracht?", weist er sie harsch zurecht.
„Pff, als würden mich diese Gesetze kümmern", entgegnet sie lachend und entfernt sich wieder ein Stück.
„Bitte behandle Agira gut solange du ihn in den Händen hältst. Er ist mir tatsächlich sehr wichtig", meine ich ausdruckslos, woraufhin alle Blicke auf mir liegen. Eliana hingegen lacht leise auf.
„Wenn er dir so wichtig ist..", beginnt sie zu murmeln und holt weit aus. Das nächste, was meine Ohren vernehmen ist ein klirrendes Geräusch gefolgt von dumpfem Trampeln.
„..dann wirst du meine Wut ja nachvollziehen können", fährt sie brüllend fort, während sie weiterhin auf Agira herumtrampelt.Scharfes Lufteinziehen ist von allen Seiten zu hören. Salems magischer Fluss, sowie auch der Meister Tariks scheinen jegliche Grenzen zu sprengen, weshalb ich präventiv meinen Arm vor ihn halte. „Na, wie fühlt es sich an? Sag schon! Wie fühlt es sich an etwas zu verlieren, an dem du so sehr hängst?!", schreit sie in schriller Tonlage und scheint völlig wahnsinnig geworden zu sein.
„Eliana! Nun ist aber wahrlich genug!", entkommt es Vater schockiert, der sich ebenfalls in Bewegung setzt, jedoch kurze Zeit später wieder zum Stehen kommt.
„Bitte, so streitet doch nicht!", schluchzt Mutter aufgebracht und stellt sich neben Vater.
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Blind Fire
FantasyDas Königreich Adaron ist bereits seit geraumer Zeit das Mächtigste der vier Lande. Seine ruhmreiche Ära hat es unter anderem seinen talentierten Magiern zu verdanken, von denen sich die Stärksten zu einem Bündnis zusammenschlossen. Der schwarze Ri...