- Kapitel 105 -

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„Das war unglaublich..wusstest du, dass das passieren würde?", flüstert Hera beeindruckt, während Salem teils verdutzt und teils lächelnd mit verschränkten Armen dasteht. Seine Augen fixieren Ember, schließen sie quasi in sein Sichtfeld ein. Er wusste, dass Ember keineswegs als durchschnittliche Magierin einzustufen war, doch dass Hellion sie in eines seiner Geheimnisse einweihen würde hatte er nicht erwartet.
„In der Tat..das war unglaublich", entgegnet er und steigt die ersten Treppenstufen, die zurück auf den Innenhof führen, hinab. Sachte applaudierend wartet er darauf, dass Ember sich umdrehen würde, doch das tut sie nicht. Genau wie Salem Ember fest im Blick hat, so liegt ihr Fokus noch immer auf dem Feuerlöwen, der sich immer weiter von ihr entfernt. In Embers Kopf tobt es.
Die Gedanken wandern ziellos umher, während sie versucht zu verarbeiten, was soeben geschehen war. Verwirrt streift sie sich einige ihrer Haarsträhnen aus dem Gesicht und fragt sich, was Hellions Worte zu bedeuten haben.
Eine Gabelung? Zwei Wege? Eine Entscheidung? Was um alles in der Welt wollte er ihr damit nur mitteilen?

„Ember, na los worauf wartest du? Ich will dir mein Zimmer zeigen!", brüllt Dewi derweil aufgeregt und tritt die schweren Eingangstore ins innere des Gemäuers auf.
„Das!..das ist immer noch unser Zimmer du zu groß geratener Zwerg", korrigiert Raven ihn kopfschüttelnd und verpasst ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. Ember hingegen bewegt sich wie in Trance auf Salem zu, der sie bereits mit einem Lächeln dazu einlädt näher zu kommen.
„Gratuliere, Hellion scheint dich mehr als nur akzeptiert zu haben. Das war einfach unfassbar, dass du dich auf eine Kräftedemonstration mit ihm eingelassen hast", richtet er sein Wort an sie und sieht ihr anerkennend entgegen. „Ember..unglaublich! Deine Kraft ist wirklich erstaunlich", pflichtet Hera dem Rothaarigen bei, während auch die anderen ihr nach und nach lobend auf die Schulter klopfen.
Dewi ist bereits ins innere des Quartiers verschwunden, weshalb auch der Rest sich allmählich nach drinnen begibt.
„Willkommen zu Hause, Ember", fügt Salem den vorangegangenen Worten hinzu und entlockt der Brünetten Magierin somit ein Lächeln.
Als Schlusslicht folgen sie dem Trupp hinein in die Eingangshalle des Gemäuers. Alles ist in simplem Schwarz gehalten. Der Bodenbelag, die Wände, die Vorhänge. Selbst die Treppenstufen, die hinauf ins Obergeschoss führen sind schwarz. Lediglich der ausgelegte Teppich ist in dunklem Waldgrün gehalten. Immer wieder weist das Wappen General Kalens darauf hin, dass dies sein Trupp ist. Die Katze, umgeben von goldenen Fäden ist dezent und stilistisch in die Stoffe eingearbeitet worden.
„Sieh dir zuerst mein Zimmer an Ember!", ruft Dewi euphorisch von ganz vorn.
„Wen interessiert denn schon dein Zimmer Dewi", bremst Jasper den blonden Wassermagier.
„Das wichtigste ist das Spielzimmer", fügt er nun grinsend hinzu und lässt wie von Zauberhand plötzlich ein Kartendeck in seiner Hand erscheinen. Hera, die nur mit den Augen rollen kann drückt ihre Hand in Japsers Gesicht und schiebt ihn somit aus dem Blickfeld.
„Lasst sie doch erst einmal ankommen. Meine Güte ihr seid ja wie kleine Kinder", seufzt sie, ehe auch sie ein listiges Grinsen aufsetzt.
„Wenn das erledigt ist sehen wir uns zunächst mal die Waffenkammer an", meint sie an Ember gerichtet und zwinkert ihr dabei verschwörerisch zu. „Was für ein Schwachsinn! Ember verdient es, den wohl hellsten Ort hier als erstes zu bewundern. Komm mit..", mischt sich nun auch Ray ein und greift nach Embers Handgelenk.
„Die Dachterrasse ist der schönste Ort des gesamten Quartiers. Das Licht der Sonne ist von dort aus am besten zu genießen. Du wirst es lieben, glaube mir", sprudelt es aus dem Blondschopf heraus, der bereits zum Gehen ansetzen will, jedoch von Salem gestoppt wird.
„Nun einmal ganz langsam. Wir zeigen Ember einen Raum nach dem anderen. Angefangen mit der Eingangshalle", bestimmt Salem und geht einige Schritte umher. Mit ausladender Handbewegung deutet er auf die Treppenstufen.
„Im Obergeschoss befinden sich unsere Zimmer, auf die wir später noch zurück kommen werden", meint er und fixiert seinen Blick dabei speziell auf Dewi. „Vorerst werden wir uns allerdings weiter mit dem Erdgeschoss begnügen", fährt er fort und sieht dabei zu Hera und Ray, die schmollend ihre Arme verschränken.
„Auf dieser Etage befinden sich der Speisesaal, das Spielzimmer, die kleine Bibliothek und die Küche", erklärt er und schlägt den Weg in den ersten Raum auf der rechten Seite ein. Er öffnet die Flügeltüren und tritt einen Schritt zur Seite.
„Wir essen für gewöhnlich alle gemeinsam, jedoch kommt es hin und wieder mal vor, dass man vereinzelt Personen hier antrifft, die eine Mahlzeit für Zwischendurch genießen", meint er lachend und schielt dabei zu Ray, der mit gerümpfter Nase zur Seite blickt.
„Ein Mann mit meiner Größe braucht eben mehr Nährstoffe als manch anderer", rechtfertigt er sich. „Sicher doch..wie dem auch sei..die Küche ist gleich im angrenzenden Raum", führt Salem seinen Rundgang fort. Einige Minuten später findet sich die Truppe im Spielzimmer wieder. Gemütlich aussehende Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein und im Wandregal befinden sich mehrere Glaskugeln, Kartendecks und Zauberwürfel.
„Falls Langeweile aufkommt kannst du dich hier gern bedienen. Ich bin mir sicher, dass du zu jeder Tages und Nachtzeit mindestens eine Person finden wirst, die gern hier ihre Zeit verbringt", lacht er und deutet diskret auf Japser, der wissend mit dem Kopf wackelt, sodass seine seichten Locken hin und her wirbeln. Nachdem die Führung im Erdgeschoss beendet ist begeben sich alle in Richtung Treppenaufgang.
„Oh na endlich! Komm Ember mein Zimmer ist das Beste! Du wirst blass vor Neid sein", klatscht sich Dewi bereits freudig in die Hände, wird dieses Mal allerdings von Salem gebremst.
„Nicht so eilig..wer weiß, vielleicht bist du es am Ende, der blass vor Neid wird", entgegnet er grinsend, was dem Blondschopf mehrere Fragezeichen über dem Kopf erscheinen lässt. „Warte..was?", stammelt er, während die anderen bereits vorausgehen.
„Hey, was hast du damit gemeint?", brüllt Dewi, stößt dabei aber auf taube Ohren.
„Diejenigen, die dir ihre Zimmer zeigen wollen können das gern im Anschluss der Führung oder zu einem späteren Zeitpunkt tun. Als erstes zeigen wir dir das Zimmer, welches dich wohl am meisten interessiert. Nämlich deins", erklärt Salem lächelnd und bleibt vor der letzten Tür des Gangs stehen.
„Da von uns bereits jeder einem Zimmer zugeteilt ist und auch jeder schon einen Mitbewohner hat, wirst du dir vorerst ein Zimmer mit General Kalen teilen. Dies war sein ausdrücklicher Befehl und um ehrlich zu sein..können wir dich auch nirgendwo anders unterbringen bis der Platz in Heras Zimmer frei wird", erläutert er weiter woraufhin sich Embers Augen weiten.
„In Heras Zimmer? Verlässt sie etwa den Trupp?", entkommt es ihr fragend, woraufhin Salem beschwichtigend die Hände hebt.
„Nein, nein, nicht doch. Heras Mitbewohnerin Selen verlässt den Trupp. Ihr Bruder ist seit einigen Monaten in General Cions Trupp zur Elite aufgestiegen, weshalb sie um eine Versetzung gebeten hat, um bei ihm sein zu können", meint er beruhigend, während Ember verständnisvoll nickt. Der Gedanke wegen ihrer Schwester den Trupp zu wechseln würde ihr zwar nie in den Sinn kommen, doch vermutlich sind Eliana und sie auch die Einzigen, die solch ein schwieriges Verhältnis zueinander haben.
„Ich verstehe. Wenn das so ist..", beginnt sie gedankenlos, unterbricht sich jedoch selbst. „Moment..ich teile mir ein Zimmer mit wem?", entkommt es ihr entrüstet während sie rot anläuft. „Mit General Kalen. Aber sei unbesorgt! Selens Auszug steht unmittelbar bevor und da General Kalen derzeit ohnehin..naja..verhindert ist, hast du das Zimmer für dich allein", versucht Salem Embers Verlegenheit abzuschwächen, als er bemerkt, wie unangenehm ihr die Situation wohl zu sein scheint. „Pfft! Das ist doch..das ist doch kein Grund um neidisch zu sein! Wer braucht schon den größten Balkon, das schönste Badezimmer mit goldener Badewanne und Nachthimmelimitationen an der Decke! Das..das ist gar nichts Besonderes", wirft Dewi gelassen ein und verschränkt seine Arme dabei. Der unterschwellige Tonfall verrät ihn dabei eindeutig und entlockt allen Anwesenden ein herzhaftes Lachen. Allen bis auf Ember.
„Ich teile mir ein Zimmer mit Alastair?!", haucht sie und versucht krampfhaft ihre, zugegeben, recht zügellosen Gedanken zu verscheuchen.

Blind FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt