- Kapitel 48 -

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Ich laufe bereits seit mehreren Minuten durch den von Dunkelheit erfüllten Raum, doch gefunden habe ich bislang noch niemanden. Die Schwingungen, die ich spüre, verändern immer wieder ihre Position. Sobald ich in der Nähe bin wechseln sie ihre Richtungen und ich muss von vorn beginnen ihnen hinterher zu jagen.
Seufzend setze ich meinen Weg fort und spiele immer mehr mit dem Gedanken einfach laut zu rufen, doch ich verkneife mir diesen Drang. Ich weiß noch immer nicht, was genau diese Störung verursacht hat. Ich sollte besser keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Die kleine Leuchtkugel über meiner ausgestreckten Handfläche ist bereits auffällig genug.

General Kalen, Sir, können sie mich hören?", versuche ich zum wiederholten Mal, doch wie die Male zuvor bekomme ich keine Antwort. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.
Wenn das alles hier nur aufgrund eines Problems mit der Magieversorgung geschieht, sollte das den Verbindungskanals zwischen Bindungspartnern nicht betreffen dürfen.
Ich starre verzweifelt auf meinen Ring und führe ihn nah an meine Lippen. Was würde ich jetzt dafür geben Kalens Stimme zu hören. Seine Stimme, triefend vor Belustigung, die Worte des Spotts an mich richtet. Mir sagen würde, dass ich niedlich aussehe wenn ich so hilflos und frustriert durch die Gegend laufe. Wie ein Kopfloses Huhn. „Bitte, Sir..lassen sie mich nicht hängen..", flüstere ich resigniert und lasse den Kopf sinken.  

Ember..ich würde dich nie hängen lassen", erreicht Kalens Stimme mich plötzlich, doch er wirkt gestresst. Keineswegs so gelassen und unbefangen, wie sonst.
Sir, ist alles in Ordnung? Wo sind sie? Wieso konnte ich sie nicht erreichen?", entgegne ich besorgter, als es klingen sollte.
Ja..naja..momentan ist es etwas ungünstig..geht es dir gut?", hallen seine Worte gepresst in meinem Kopf wieder, während ich stehen bleibe. „Ungünstig? Wovon zum Teufel reden sie da?! Sir, sagen mir endlich was hier los ist!", dränge ich allmählich wahrhaftig besorgt und wütend.
Wir haben im Teleportationsraum nach dem Rechten gesehen, doch wir fanden nichts Auffälliges. Da kam General Farren auf die Idee, dass es an der Magieversorgung liegen könnte. Als wir den Wartungsraum betreten hatten wartete man bereits auf uns. Es traf uns recht unvorhergesehen, um ehrlich zu sein. Ich kann dir nichts Konkretes sagen, da alles schwarz vor meinen Augen wurde bevor ich mich umsehen konnte. Diese Feiglinge haben uns hinterhältig ausgeschaltet. Als ich aufwachte fand ich mich an einige Leitungen und Rohre gekettet wieder. Den anderen Generälen erging es ähnlich, wie mir. Das war auch der Grund weshalb du keine Antworten von mir bekommen hast. Ich wäre vermutlich noch länger bewusstlos gewesen, doch die Magie des Rings hat mich wachgerüttelt. Hast du ihn benutzt?", erklärt er bündig, während ich mich bei seiner Frage unmerklich verkrampfe.
Benutzt? Ich..ich weiß nicht..ich habe eigentlich nichts gemacht", entgegne ich woraufhin ich sein leises Lachen vernehme.
Vor wenigen Minuten noch habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht als dieses Geräusch zu hören, doch jetzt hätte ich nichts dagegen wenn er wieder das Bewusstsein verlieren würde.
Ich verdrehe meine Augen und fahre mir übers Gesicht.
Irgendetwas musst du gemacht haben, ansonsten hätte der Ring nicht reagiert. Egal was es war, das hast du gut gemacht, meine Kleine", entgegnet er mir nun wieder etwas gefasster. „Sag mir wo du bist", fügt er hinzu, woraufhin ich mich prüfend umsehe.
Ich glaube ich bin noch immer im Teleportationsraum. Alles ist in Dunkelheit gehüllt und man erkennt nicht einmal die Hand vor Augen. Hätte General Veros mir keine Leuchtkugel dagelassen bevor er zur Suche aufgebrochen ist hätte ich absolut nichts gesehen", meine ich und starre dabei auf die kleine leuchtende Kugel. „General Veros?..Ember sag, wie bist du zurück in den Teleportationsraum gelangt?", fragt er skeptisch, woraufhin ich mich schlagartig unbehaglich fühle.
Nun..ich habe versucht den Ring zu benutzen, doch es funktionierte einfach nicht. Plötzlich hörte ich General Veros nach mir rufen. Er holte mich aus dem Teleportationskanal und brachte mich hier her zurück", schildere ich ihm so knapp wie möglich, woraufhin es für einen Augenblick still blieb.
Wie sah der Teleportationskanal aus? Sah er normal aus? So wie bei deinen vorherigen Reisen oder anders?", bohrte er weiter, während meine Beunruhigung weiter anwächst.
Er sah anders aus. Bunt und..irgendwie verschwommen..Ich kann es nicht genau beschreiben aber definitiv sah er anders aus, wieso?", stelle ich ihm nun nervös die Gegenfrage. „Irgendjemand hat den Kanal manipuliert. Deshalb konntest du die Magie des Rings nicht nutzen", erklärt er mit rauem Unterton.
Denken sie, dass das mit der momentanen Situation zusammenhängt? Könnte das vielleicht derselbe Täter gewesen sein?", mutmaße ich und ernte Bestätigung seinerseits. „Aber wieso? Was hat man davon die zweite Etappe zu unterbrechen, die Teilnehmer in Teleportationskanälen gefangen zu halten und einige der Generäle anzuketten? Auf was hat man es hier abgesehen?", frage ich mich eher selbst, als ihn, bekomme jedoch trotzdem eine Antwort.
Ich habe da eine Vermutung..aber mir fehlen noch ein paar entscheidende Beweise. Vorerst sollten wir uns lieber darauf konzentrieren unsere eigenen Probleme zu lösen", weist er darauf hin, dass ich allein im Teleportationsraum umherirre und er gemeinsam mit den anderen Generälen im Wartungsraum angekettet ist.
Resigniert schließe ich meine Augen zur Hälfte und gebe ihm recht.
Wenn sie mir sagen, wie ich zum Wartungsraum komme, kann ich die Ketten schmelzen und sie befreien, Sir", schlage ich vor.
Nein, das wäre zu gefährlich. Wir wissen nicht, ob derjenige, der uns angekettet hat noch hier irgendwo lauert. Wenn du ihm in die Arme läufst haben wir nichts gewonnen. Ich werde mich darum kümmern. Bleib im Teleportationsraum und werde die Leuchtkugel von General Veros los. Lege sie auf dem Boden ab und entferne dich von ihr. Soweit du kannst, hast du verstanden?", entgegnet er drängend, woraufhin ich verwirrt die Stirn runzle. „Aber Sir, wieso-", hake ich nach, komme allerdings nicht dazu meinen Satz zu Ende zu denken.
Tu es einfach", befiehlt er harsch, woraufhin ich verstumme und mich auf den Boden knie, um die Leuchtkugel abzulegen.
Ich verstehe immer noch nicht wieso ich-", meine ich seufzend, ehe ich von den Füßen gefegt werde.

Ein grelles, rotorangenes Leuchten ist alles, was ich noch sehe, ehe ich nach hinten geschleudert werde.
Desorientiert rapple ich mich wieder auf und huste ein paar Mal, da mir die Luft in der Kehle stecken geblieben ist. Mit verschwommener Sicht suche ich den dunklen Raum prüfend ab.
Was war das? Ein Angriff? Von einem der Teilnehmer? Hat mich vielleicht einer von ihnen fälschlicherweise für einen Feind gehalten?

Ember? Ember! Was ist passiert? Sag schon, rede mit mir!", brüllt Kalens Stimme in meinem Kopf, woraufhin ich angestrengt die Augen zusammenkneife.
Schreien sie doch nicht so! Ihre Stimme ist in meinem Kopf noch lauter, als gewöhnlich", murre ich und schüttle meinen Kopf, während ich mich wankend erhebe.
Ich weiß nicht was gerade geschehen ist. Plötzlich hat mich etwas nach hinten geschleudert", erkläre ich kurz und knapp, während ich mich schleichend nach rechts bewege, um meine Position zu ändern. „Verdammt! Ember, hör mir gut zu, du-", beginnt er, doch ich kann mich nicht auf das Ende seines Satzes konzentrieren, da ich erneut angegriffen werde. Ich hechte ächzend zur Seite und rolle mich ab. Dieses Mal hatte ich die Gelegenheit genau zu sehen, wie dieser Angriff aussah - Es waren zweifelsohne Flammen.

Sir, Feuermagier..es sind Feuermagier", versuche ich die Worte passend aneinander zu reihen, während ich einem Angriff nach dem Anderen ausweiche. Ich sprinte blindlings durch die Dunkelheit und hoffe inständig darauf, dass ich den Schwingungen um mich herum trauen kann, sodass ich in nichts und niemanden hineinrenne. „Feuermagier? Bist du sicher?", erkundigt Kalen sich verblüfft, woraufhin ich nicht mehr als ein „Ja!", in meinen Gedanken zustande bringe, während ich auf dem Boden entlang schlittere um einer waagerechten Feuersäule zu entkommen.

Egal was du tust..setze unter keinen Umständen deine Feuermagie ein! Hast du gehört? Ember!", schreit er mit Nachdruck, doch ich komme nicht dazu einen klaren Gedanken zu fassen. Die Angriffe folgen so wahnsinnig schnell aufeinander, dass ich jedes Mal nur knapp ausweichen kann. Sie kommen aus unterschiedlichen Richtungen, was bedeutet, dass es eindeutig mehrere sein müssen.
Mehr als einer!", bringe ich gestresst zustande und bin bereits wieder dabei durch die Luft zu hechten. „Halte noch ein wenig durch, ich bin gleich bei dir meine Kleine!", erreichen mich seine Worte woraufhin ich ein Gefühl der Erleichterung verspüre.

Plötzlich pralle ich gegen etwas Hartes, weshalb es mich zurück auf den Boden donnert. Ich reibe mir den Kopf und stehe hastig wieder auf. Ich presse meine Hand dagegen und nehme zusätzlich noch meine andere Hand dazu. Die Schwingungen und Impulse kommen mir verräterisch bekannt vor. Das hier ist eine magische Barriere.
Wieso um alles in der Welt ist sie hier angebracht? Zu Beginn der Etappe war sie definitiv noch nicht hier.
Seltsame Schwingungen erreichen mich, weshalb ich meinen Kopf drehe. Diese Impulse..sie wechseln ständig ihre Richtung. Die folgende Erkenntnis trifft mich, wie ein Zug mit Höchstgeschwindigkeit. Die ganze Zeit über dachte ich, dass die Schwingungen hier von anderen Teilnehmern ausgehen, dabei war es von Anfang an diese Barriere, die mich hinters Licht geführt hat. Wenn ich mich momentan nicht in solch einer verzwickten Situation befinden würde hätte ich mir selbst eine Ohrfeige verpasst. Wie konnte ich die Schwingungen der Barriere nur für Schritte anderer Teilnehmer halten? So ein grober Fehler ist mir seit Jahren nicht passiert. Ich verlasse mich wohl tatsächlich zu sehr auf Agira. Für diese Vorwürfe habe ich gerade aber keine Zeit. Ich muss diese Barriere unbedingt durchbrechen. Dies zu bewerkstelligen erfordert allerdings einen Zauberspruch der Magiestufe sieben, mindestens. Kalens Worte kommen mir wieder in den Sinn. Er sagte ausdrücklich, dass ich keine Feuermagie anwenden darf. Sollte ich nun solch einen starken Zauberspruch verwenden würde ich definitiv auffliegen.

Hastig denke ich nach, versuche irgendwie eine Lösung für mein Problem zu finden ohne meine Magie benutzen zu müssen. Mein Grübeln wird jeher unterbrochen, als ich erneuten Attacken ausgesetzt bin. Diese Feuermagier sind wahnsinnig schnell. Sie haben mich schon wieder ins Visier genommen, obwohl ich mich bedeckt hielt. Außerdem sind ihre Angriffe unglaublich stark. Jeder einzelne von ihnen hätte mich töten können wenn es mich voll erwischt hätte.
Verdammt! Sie sind so unfassbar stark. Lange kann ich ihnen nicht mehr ausweichen. Erneut hechte ich zur Seite nur um direkt im Anschluss wieder zurück zu robben und einem weiteren Angriff auszuweichen. Da kommt mir plötzlich eine Idee. Ihre Angriffe sind stark. Mindestens Magiestufe acht, wenn nicht sogar neun. Wenn ich es schaffe ihre Angriffe direkt gegen die Barriere prallen zu lassen, könnte dies ausreichen um sie zu zerstören. Einen Versuch ist es wert.

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