- Kapitel 69 -

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Meine Stiefel hinterlassen kein Echo, keinen Ton, kein Zeichen. Sie sind absolut lautlos. Nichtmals die goldenen Schnallen im oberen Drittel des Stiefelhalses erzeugen irgendwelche Geräusche.
Die schwarze, eng geschnittene Hose passt perfekt und schmiegt sich an, wie eine zweite Haut. Die eingenähten Seitentaschen sind mit jeweils einem goldenen Knopf versehen. Ergänzt wird der Stauraum durch eine Oberschenkelschnalle, in der bereits ein schwarzer Dolch zusammen mit einem kleineren Messer steckte. Der Dolch ist von schwarzer Magie überzogen und schimmert dunkel violett, sobald ich einen Finger auf den Griff lege. Das Oberteil liegt schwer auf meiner Brust, bietet dadurch allerdings auch mehr Schutz als ein normales Stoffhemd. Die eingearbeitete Stahlfaser wurde ebenfalls mit dunkler Magie verstärkt und gibt den Schattenopalen am Rande ihre Kraft. Der Mondstein in Mitte war zum Teil bereits mit Energie versorgt, Levion jedoch füllte den Rest mit einem Teil seiner Kraft auf.
Bei jeder Bewegung geht der Stoff flüssig mit mir ohne mir das Gefühl zu geben eingeengt zu sein. Ich muss sagen, dass mir jede andere Uniform nicht ansatzweise so gut gefallen hätte, wie die von Alastair.
Sie ist einfach unglaublich.
Ein wahres Meisterwerk.
Es erfüllt mich wirklich mit Stolz sie tragen zu dürfen.
„Ab hier werdet ihr allein weitergehen. Nach diesem Schritt beginnt das Duellareal und somit die dritte Etappe. Ich wünsche viel Erfolg", reißt mich das Ordensmitglied aus den Gedanken. Hastig nicke ich und werfe Levion einen Blick zu. Das Ordensmitglied verschwindet aus unserem Sichtfeld und lässt uns somit allein.
„Ich respektiere deine Entscheidung, Ember. Doch bedenke, dass ich dir nicht dorthinein folgen kann. Ich werde nichts tun können, solltest du Hilfe benötigen. Überlege dir genau, ob du wirklich keinen Pakt mit mir schließen willst", ruft Levion mir das vorherige Gespräch, welches wir in meinem Zimmer führten erneut ins Gedächtnis. Mir ist durchaus selbst bewusst, dass ich keine Hilfe von ihm erwarten kann, solange ich keinen Pakt mit ihm schließe, doch es fühlt sich einfach falsch an. Es kommt mir vor, als würde ich Alastair verraten.
„Es wird kein Zurück mehr für dich geben, sobald du einen Schritt dorthinein gesetzt hast", fügt er eindringlich hinzu. Ich senke den Blick, da ich nicht möchte, dass er sich vor den Kopf gestoßen fühlt, denn so ist das nicht. Ich schätze ihn sehr und bin von seinen Fähigkeiten beeindruckt, doch..
„Ich verstehe..nun, so sei es. Alles was ich jetzt noch für dich tun kann ist das hier", seufzt er und schnippt mit den Fingern. Eine goldschimmernde Wolke aus Nebel umhüllt mich und ich spüre, wie sich plötzlich etwas um meine Schultern legt. Als der Nebel sich allmählich verflüchtigt blicke ich mich neugierig um. Meine Augen weiten sich, als ein schwarz goldener Umhang meine Schultern ziert. Verwirrt starre ich nach oben nur um Levion schmunzeln zu sehen.
„Du glaubst doch nicht, dass ich dich völlig schutzlos da rein schicke, oder?", meint er lachend und greift erneut nach meiner Schulter. Sein fester Griff verrät mir, dass er folgendes wahrhaftig ernst meint.
„Ich verstehe immer mehr, weshalb Alastair so verzaubert von dir ist. Deine Loyalität ihm gegenüber ist beneidenswert. Ich weiß, dass du ihm viel bedeutest und um ehrlich zu sein hast du mich ebenfalls von dir überzeugt. Hol dir den Sieg, ich werde dir dabei helfen so gut ich kann", sagt er eindringlich und mit funkelnden Augen. Motiviert grinse ich ihm entgegen und nicke entschlossen. „Dieser Umhang beherbergt einen Teil meiner Magie. Da wir keine Bindungspartner sind kannst du zwar nicht unbegrenzt darauf zugreifen, doch ich bin mir sicher für ein Mal wird es reichen. Benutze ihn im absoluten Notfall. Halte die Zeit an, beschleunige sie oder verlangsame sie. Es steht dir für dieses eine Mal frei all die Zauber anzuwenden, völlig gleich der Magierklasse oder der Magiestufe", erklärt er, während ich den Umhang mustere. Stumm nicke ich, als Zeichen, dass ich verstanden habe.
„Vielen Dank, Levion. Ich werde heute nicht verlieren. Ich hole mir den Sieg. Für Alastair, für dich und für mich. Das verspreche ich", richte ich mein Wort an ihn, ehe ich in der Dunkelheit des Korridors verschwinde.
Noch ein letztes Mal wende ich meinen Blick nach hinten. Nach hinten zu Levion, der winkend an der Stelle steht, an der ich ihn habe stehen lassen. Tief ein und ausatmend richte ich meinen Blick wieder nach vorn.
Es gibt kein Zurück mehr.

Blind FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt