- Kapitel 68 -

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„Und du bist dir sicher?", vergewissert Levion sich erneut, nachdem wir tatsächlich fündig wurden und Alastairs Zimmer auf leisen Sohlen verließen. Ich blieb stumm. Die Uniform, die er für mich anfertigte ist von einer Barriere aus dunkler Magie versiegelt gewesen. Levion war so freundlich und legte sie mir auf mein Bett, als ich mich im Badezimmer zurecht machte. Meine Meinung hat sich nach wie vor nicht geändert.
„Ja, ich bin mir sicher", entgegne ich ihm entschlossen. Das Ordensmitglied geleitet soeben jeden der übrig gebliebenen Teilnehmer des Duells in seinen eigenen und persönlich auf den Teilnehmer abgestimmten Duellbereich. Während drei von uns bereits hinaus begleitet worden sind warten wir anderen noch darauf bis wir an der Reihe sind. Es ist das erste Mal, dass sich die Bindungspartner ebenfalls mit im Wartebereich aufhalten.
Größtenteils herrscht Stille im Raum.
Alles was gesagt werden muss wird telepatisch ausgetauscht.
Nun, zumindest bei den anderen.
„Wieso gibst du eigentlich nicht gleich auf? Klar es ist nicht zu unterschlagen, dass du weit gekommen bist..für eine Blinde meine ich", erklingt Elianas Flüstern plötzlich. Sie sitzt gemeinsam mit General Amaya schräg gegenüber von Levion und mir. Arryn und Kairyan, die neben mir sitzen verziehen ihre Gesichter, wollen bereits zu einer Antwort ansetzen, doch ich halte sie auf.
„Wie ist das eigentlich so? Zu wissen, dass sein Bindungspartner wegen Hochverrats im Kerker sitzt und man jetzt mit der Ersatzversion hier sitzen muss?", provoziert sie weiter, was Kairyan den Kragen platzen lässt.
„Ich glaube du hast sie nicht mehr alle! Ich stopf dir dein dreckiges Mundwer-", brodelt er erzürnt, wird allerdings von Arryn zurückgehalten. „Kairyan..nicht. Sie ist es doch überhaupt nicht wert", flüstert er ihm beruhigend zu und lockert seinen Griff um seine Schulter ein wenig.
„Ember, wie kannst du nur so ruhig bleiben bei solch einer Bratze?!", entkommt es dem Blondschopf entgeistert, was mir wiederum ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubert.
„Wie hast du mich gerade genannt? Du nichtsnutziger kleiner möchtegern Glasmagier hast doch keine Ahnung!", kontert Eliana mit zusammengebissenen Zähnen.
„Ach nein? Lass uns das doch mal unter vier Augen klären, dann werden wir sehen wer hier keine Ahnung hat!", erwidert Kairyan mit wütendem Gesichtsausdruck.
„Das kannst du gern haben du kl-",
„Schluss jetzt. Das reicht. Eliana, begib dich nicht auf deren Niveau. Du bist besser als sie alle und das wirst du heute ein für alle Mal beweisen", geht Amaya entschärfend dazwischen, ehe sich die beiden Streithähne noch die Köpfe einschlagen.
„Kommt Zeit kommt Rat, nicht wahr meine Teuerste", richtet Levion sein Wort nun an seine Kollegin, die ihn stirnrunzelnd mustert.
„Levion ich schätze dich wirklich sehr, doch wie du dich dazu breitschlagen lassen konntest diese Belastung auf zwei Beinen zu unterstützen ist mir ein Rätsel", entgegnet diese verständnislos und wirft mir dabei einen Blick zu.
Ich kenne diese Art von Blick. Ich habe sie schon mein Leben lang zugeworfen bekommen. Es sind Blicke der Abneigung, belächelnde Blicke, angewiderte Blicke. Doch diese Blicke stören mich bereits seit Jahren nicht mehr. Es macht mir seit langer Zeit nichts mehr aus unterschätzt zu werden. Solange diese Blicke nur auf mich gerichtet sind ist es mir egal.
„Pff, zum Glück muss ich mich nach dem heutigen Tag nie wieder mit dir rumschlagen. Denkst du wirklich Mutter und Vater erwarten dich mit freudig ausgestreckten Armen wenn du als Versager zurückkehrst? Sicherlich haben sie bereits veranlasst deine Sachen zu packen. Das Haus Akela beherbergt keine Verlierer", wirft Eliana ein und verschränkt ihre Arme dabei vor der Brust. Ich kann nicht leugnen, dass mich ihre Worte tief im Inneren getroffen haben. Ich balle meine Hand zur Faust und ertrage den Stich ins Herz still und leise. Es wäre verschwendete Lebenskraft sich auf eine Diskussion mit ihr einzulassen. Das war es schon immer.
Ich spüre Levions prüfenden Blick auf mir, ehe ich seine Stimme vernehme.
„Gibt es einen Grund für deinen abgrundtiefen Hass gegenüber deiner Schwester?", richtet er seine Frage an Eliana, die perplex die Brauen hebt.
„Einen Grund?..Brauche ich denn wirklich einen Grund dafür? Ich meine seht sie euch doch einmal an! Sie sitzt hier wie ein Häufchen Elend. So schwach und zerbrechlich wie eh und je. Und wieder einmal wird sie von allen behütet und in Schutz genommen. Die arme, kleine, blinde Ember", entgegnet sie mit vor Sarkasmus triefendem Unterton. Levion hingegen beginnt zu schmunzeln. „Ich verstehe", ist alles, was er dazu zu sagen hat, ehe für einige Minuten erneut Stille im Raum einkehrt.

„Im Übrigen, deine Uniform sieht furchtbar aus. Wer hat sie dir ausgesucht? Dein eingebuchteter Bindungspartner oder die Lightversion von ihm?", triezt Eliana weiter, was meinen Geduldsfaden reißen lässt.
Es ist eine Sache mich niederzumachen, doch es ist etwas anderes sich an meinen Freunden zu vergreifen. Und ganz besonders an Alastair.
„Ich glaube dein loses Mundwerk hat genug Müll für einen Tag von sich gegeben, findest du nicht?", zische ich erbost und richte mich auf. Erstaunt sieht sie mir entgegen, ehe sie beginnt lauthals loszulachen.
„Es ist nur..ich meine wen sollst du darstellen? Die dunkle Gräfin?", platzt es lachend aus ihr heraus, während sie sich auf den Oberschenkel schlägt. „Naja, immerhin bist du bereits passend für deine Beerdigung angezogen", fügt sie glucksend hinzu, wohingegen sich meine Gesichtszüge weiter verdunkeln.
Meine Wut steigt ins Unermessliche.
Meine Atmung beschleunigt sich und ich spüre meine Augen förmlich glühen. Schwarzer Nebel dringt aus den kleinen schwarzen Edelsteinen, die an meiner Uniform befestigt sind. Er umhüllt mich, umspielt meine Haut nahezu. Genau in diesem Moment betritt das Ordensmitglied erneut den Wartebereich und ruft meinen Namen auf.
Ich lasse meinen Blick zu ihm schweifen und mache deutlich, dass ich ihn verstanden habe. Gemeinsam mit Levion erhebe ich mich entschlossen von meinem Platz, jedoch nicht ohne Eliana noch einen letzten vernichtenden Blick zuzuwerfen.
„Diese Uniform hat Alastair für mich angefertigt. Er hat viel Arbeit in sie hineingesteckt und sich wahnsinnige Mühe gegeben sie so zu gestalten. Ich trage sie mit Stolz und verwandle jeden in ein Häufchen Asche, der es auch nur wagt sie in den Schmutz ziehen zu wollen", zische ich bedrohlich und beuge mich dabei zu ihr hinab. Der schwarze Nebel schleicht langsam über ihre Wangen, bahnt sich einen Weg zu ihren Augen, welche sie in der nächsten Sekunde weit aufreißt.
„Ich hoffe du merkst dir die Bilder, die du momentan vor Augen hast gut, denn so wird deine Welt aussehen wenn du mich herausforderst", flüstere ich ihr ins Ohr, während sie nach Luft schnappt.

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