Kapitel 24

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•Kade•

Ungeduldig saß ich in dem Büro von Herr Thompson, der sich alle Zeit der Welt nahm hier aufzukreuzen und mir zu verraten, was Sache war.

Meiner neuer Song war erschienen und bis jetzt konnte ich vermeiden, etwas darüber zu hören oder zu erfahren. Ich wusste nicht wie er angekommen war, ob gut oder schlecht oder überhaupt, das wollte ich mir von Herr Thompson sagen lassen.

Der sich Zeit ließ.

"Ganz ruhig Kade, er kommt gleich." sagte Rowan und lächelte mich beruhigend an, mehr als ein verkniffenes Lächeln konnte ich ihm nicht zurückgeben.

"Wieso braucht er so lange? Er muss doch nur an den Drucker und zurück. oder?" beschwerte ich mich ungeduldig.

"Ich kann dir sagen wie deine Zahlen auf Spotify sind, wenn du das willst." meinte Rowan und kramte sein Handy hervor, ich schlug es ihm quasi aus der Hand.

"Ein Wort und ich zerschmetter das Ding!" maulte ich unfreundlich, doch Rowan nahm das gelassen hin.

"Nein, das ist neu." sagte er schlicht, ich nahm sein Handy genauer unter die Lupe.
Tatsächlich, statt einer alten Kiste mit zersplittertem Display lag ein glänzendes neues IPhone in seiner Hand.

"Wie kannst du dir sowas leisten?" fragte ich erstaunt, biss mir aber sofort auf die Lippe. Das war unhöflich. Verdammt Kade, du kannst doch nicht deinen Bodyguard, der für dich arbeitet und dem du Gehalt zahlst, fragen, wie er sich so etwas teures kaufen kann.
"Sorry, ignorier die Frage." fügte ich noch an und sah runter.

"Schon okay, hab bloß gespart." entgegnete er. Interessiert musterte ich ihn.

Gespart...ich musste selten für etwas sparen, aber plötzlich war ich ganz gespannt darauf zu erfahren, wofür er sein Geld noch ausgab.

"Ich weiß gar nicht wo du wohnst..." murmelte ich verlegen.
Bisher war er immer nur bei mir gewesen, aber in welchem Haus er lebte, und wie, war mir unbekannt.

Aber es interessierte mich.

"Äh..." machte er bloß, doch da kam auch schon Herr Thompson in den Raum gestürmt, dessen angrauende Haare etwas zerzaust wirkten.

"Entschuldigung!" sagte er und setzte sich mit viel Elan auf seinen Sessel.
"Irgendwie gab es Probleme bei den Fotogafen, ich meinte nur: Ich bin kein Fotograf, lasst mich gehen und sie zogen mich nur tiefer in den Schlamassel."

Belustigt sah ich ihn an, wurde aber wieder nervös, sobald ich den Zettel auf seinem Tisch sah.

Herr Thompson sammelte sich kurz, ich griff unbewusst nach Rowans Hand, wenn ihn das störte, sagte er das nicht.
Mein Blick huschte kurz zu unseren Händen, dann zu ihm, doch seine Augen waren starr geradeaus gerichtet, bloß seine Finger schlossen sich ganz langsam um meine.

Mir wurde warm, mein Herz schlug noch schneller.

Mich überkam der Gedanke, sie wegzuziehen, diese intime Geste zu beenden, aber wir hatten vor einer Woche schon zusammen in einem Bett geschlafen, vielleicht bedeutete es ihm auch nichts.

Vielleicht aber doch...

Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Herr Thompson, der anfing mit sprechen.

"Also, um es kurz zu machen: Alles bestens. Dein Song ist schon auf Platz 2 der Charts, die Verkaufszahlen liegen im gewünschten Bereich und das Musikvideo ist sehr beliebt."

Ich atmete erleichtert aus. "Oh Gott sei Dank!"

Rowans Hand glitt aus meiner, etwas enttäuscht sah ich zu ihm, aber er lächelte.
"Glückwunsch." meinte er, ich lächelte zurück.
"Danke."

Ich sah zu Herr Thompson, dessen Augen sich kurz auf unsere Hände gerichtet hatten, dann lag sein Blick wieder auf mir.

"Also, du kannst dann ja selbst sehen, wie es weiterläuft. Es gibt ein paar Shows, in denen du deinen neuen Song spielen sollst. Bei der Show 'Hit Music Only' hast du den Hauptakt und ein kleines Interview. Das ist nächste Woche, aber nicht weit von hier, deshalb fährt dich Herr Reece dahin."

Rowan zuckte mit dem Kopf hoch, als ob er in Gedanken versunken war.
"Was ist los?" fragte er verwirrt, was mich leicht lachen ließ.

"Sie fahren Kade zu der Show, Sie haben Hotelzimmer und VIP-Pässe, nächste Woche." wiederholte er, Rowan nickte und schrieb es sich mit einem Stift auf die Hand. Das hatte ich schon oft bei ihm gesehen, mir war schleierhaft wie er so den Überblick behalten konnte.

Herr Thompson schien das auch so zu sehen, weil Rowan aber einen recht guten Job machte, sagte niemand was dagegen.

"War es das dann für heute?" fragte ich und stand auf, Rowan tat es mir gleich.

"Genau, wir schreiben dann einfach noch." sagte mein Chef und wir nickten, verließen dann das Büro und fuhren im Fahrstuhl runter.

Es war still zwischen uns. Seit dieser Sache vor einer Woche, hatten wir nicht mehr darüber geredet, aber wieso?
Ich wollte es ansprechen, Rowan fragen, ob sein Herz genau so schnell schlug wie meines und er sich auch wünschte, es würde mehr zwischen uns sein.

Aber er sagte nichts, vielleicht war das ein Zeichen, die Schmetterlinge in meinem Bauch zu ignorieren und endlich aufzuhören, die blöden Bodyguards anzuschmachten. Es endete einmal nicht gut, wieso sollte es ein zweites mal besser laufen?

Unten angekommen verließen wir das Gebäude und blieben in der Mittagshitze stehen.

Man spürte den Hauch von Spätsommer bereits, doch alles sah nach einem schönen Sommer aus.

"Also..." begann überraschenderweise Rowan. Sonst war er nicht so still, oder redete ich einfach immer so viel und bemerkte nicht wie ruhig er war?
"Du weißt nicht so ich wohne?"

Erstaunt, dass er das Thema aufbrachte, nickte ich. Damit hatte ich nicht gerechnet.

"Willst du es wissen?" Er wirkte verlegen, viel schüchterner als sonst. Schämte er sich für sein Zuhause? Er lebte vielleicht nicht unter einer Brücke, aber ich konnte mir vorstellen, dass es im Vergleich zu meinem modernen Haus eine Hobbithöhle war.

War mir das egal? Ja. Ich wollte wissen wie er lebte, dabei war es mir auch egal, wenn es bloß ein Pappkarton gewesen wäre. Dieser Mann interessierte mich so sehr, da war mir gleich, was um ihn herum alles schief lief. Ich wollte es wissen.

Deshalb nickte ich.

Er wand den Blick ab und nickte.

"Gut, dann folge mir."

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt