Kapitel 02

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•Kade•

Gähend lief ich in das Gebäude von Industrial Music, meinen Kaffeebecher dabei fest umklammert.

Was auch immer so wichtig war meinen eigentlich freien Tag zu stören, wenn es nicht mindestens so wichtig war, dass es sofortiges Handeln benötigte, dann würde mein Kaffee jemand im Gesicht haben!

Schließlich ließ ich mein Gym hierfür sausen und allgemein machte das meine Tagesplanung kaputt.
Ich plante zwar selten etwas, aber trotzdem hatte ich Dinge zu erledigen.

Meine Katzen kuscheln zum Beispiel.

Aber mein Herr Agent brauchte mich ja sofort, als hätte ich nicht schon genug um die Ohren.

Ich stieg in den Fahrstuhl der Agentur und fuhr ganz hoch zum Büro des Chefs von Industrial Music.

Diese Besuche bei ihm waren fast normal, meistens fand er nicht genug lobende Worte, auch wenn er in der letzten Zeit mehr graue Haare bekommen hatte, wegen den ganzen Sachen, die in meinem Leben liefen.
Ich war halt kein typischer Badboy, wie die Medien mich gerne darstellten.

Auch wenn das Büro von Herr Thompson fast nur Glaswände hatte, klopfte ich aus Höflichkeit.

Drinnen sah ich, wie sich drei Köpfe zu mir umdrehten.
Zwei davon kannte ich, aber der dritte?

Herr Thompson wunk mich rein, ich öffnete die Tür und musterte neugierig den neuen Mann im Büro.

Er saß auf einem der Stühle vor Thompsons Tisch, der Chef der Agentur deutete nun zu mir mich auf den anderen zu setzen.

Noch während ich mich setzte und meinen Kaffeebecher auf den Tisch stellte, musterte ich den Mann neben mir.

Er konnte höchstens 30 sein, jünger warscheinlich, wenn man seine Muskeln bedachte.
Seine Haut war und teilweise auch mit Tätowierungen verziert, die er am ganzen Körper zu haben schien.

Er sah erstaunlich gut aus; war er selbst Rapper? War er ein neuer Schützling der Agentur?

Sein Blick lag ebenfalls neugierig auf mir, auch wenn er deutlich forschender war als nötig.

"Kade, ich möchte dir Rowan Reece vorstellen." sprach Herr Thompson und deutete auf den Mann neben mir.

Das war ja mal ein scheiß Name.

Ich hob in meiner üblichen Manier die Augenbrauen fragend.
Was sollte ich jetzt mit dieser Information anfangen?

Mein Agent, Herr Huntley, übernahm diesen Part und trat neben dem Schreibtisch einen Schritt vor.

Ich hielt eigentlich viel von ihm, aber in solchen Momenten sah er mit seiner Klodeckelbrille und den blond-roten Locken auf dem Kopf aus wie ein Nerd.
Süß und irgendwie zum auslachen.

"Kade, dein Bodyguard hat ja nach deiner Tournee... gekündigt." sagte er nach einem Räuspern.

Sofort verspannte ich mich, was auch dem Mann neben mir aufzufallen schien.

Gekündigt...ich wusste nicht mal, was ich zu der ganzen Sache sagen sollte.
Aber allein der Gedanke daran ging mir so durch Mark und Bein, dass ich keine Lust hatte, weiter daran denken zu müssen.

"Also haben wir für Ersatz gesorgt. Herr Reece ist ab heute dein Begleitschutz."

Okay, wie bitte, was?
Hab ich das gerade richtig gehört?

Ungläubig sah ich von einem zum anderen, aber sowohl Herr Thompson, als auch Herr Huntley schienen das komplett ernst zu meinen.

Mein Blick blieb an den braunen Augen von Rowan hängen...meinem neuen Bodyguard?

Kurz war es still, während jeder darauf wartete, dass ich meine Meinung dazu sagte.

Ich wand mich an Herr Thompson.
"Das kann nicht ihr Ernst sein." meinte ich überrumpelt.

"Wieso denn nicht?" fragte er mit neugierigem Unterton.

"Weil...weil..." stotterte ich unsicher.
Ja, wieso denn nicht?

Weil es zu früh war? Weil ich keine Lust auf einen Bodyguard hatte?
Weil ich Angst hatte?

"Kade, du brauchst ständigen Begleitschutz, das weißt du genau." fügte nun Herr Huntley hinzu und betrachtete mich eindringlich, als könnte er mich so überzeugen.

"Kann sein...aber wurde er denn überprüft? Ist es nicht etwas früh? Was wenn das gleiche wie letztes Mal passiert? Wollen wir dieses Risiko echt eingehen?" verteidigte ich mich.

Herr Thompson und Herr Huntley wussten zwar den genauen Grund nicht, doch sie hatten wohl eine Ahnung, warum mein letzter Bodyguard ging.

Der Typ neben mir, der bis jetzt mit monotoner Miene stumm zugehört hatte, ergriff das Wort.

"Welches Risiko denn?" fragte er.

Seine Stimme klang tief und irgendwie rau, hatte aber auch etwas melodisches.
Dass er plötzlich was gesagt hatte brachte mich durcheinander, kurz musste ich überlegen, was genau ich sagen sollte, aber Herr Thompson übernahm das schon.

"Es ist egal, was vorher war. Kade, Rowan ist dein Bodyguard, er hat die besten Qualifikationen dafür und du kannst nichts dagegen tun, außer es akzeptieren."

Ungläubig sah ich wieder von einem zum anderen, wieder hielt mein Blick bei Rowan Reece
Der Kerl? Wirklich?

"Ist mir egal, ich will nicht, dass-"

"Lass gut sein. Nimm es an oder lass es, mir egal. Aber er ist eingestellt. Deinen Zeitplan kennt er, bestimmte Dinge musst du ihm erklären. Dafür hast du heute Zeit."
Der Ton und besonders der Blick mit dem er das sagte machte unmissverständlich klar, dass ich dagegen wirklich nichts zun konnte, auch wenn sich alles in mir dagegen wehrte.

Seufzend gab ich mich geschlagen.
Was sollte ich auch tun? Sie hatten recht.

Ohne nochmal einen von ihnen anzusehen stand ich auf, ließ meinen Kaffee, den ich niemandem ins Gesicht schütten konnte, stehen und verließ den Raum.

Verrückt.
Alle verrückt.

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt