Kapitel 32

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•Kade•

Man spürte, dass langsam Herbst wurde. Durch die letzte Hitze des Sommers zog sich ein frischer Wind, die ersten Bäume zeigten die bunten Blätter, die Wolken schoben sich langsam vor die strahlende Sonne.

Es waren schöne Tage. Und Wochen.

Meine Pleite bei der Show war weniger schlimm gewesen als erwartet, die meisten Kommentare richteten sich gegen die Leute von Licht und Ton und den Showmaster der "unverschämte Fragen gestellt" hatte.

Eine kleine Gemeinschaft hatete trotzdem, aber wie sang Taylor Swift so schön? The haters gonna hate, hate, hate.

Ich war happy. Richtig happy. Während ich das Gemüse in meinem Garten goss, sang ich leise zu Happy von Pharrell Williams mit.

Das Leben war schön.

Seit wir uns im Hotel so nahe gekommen waren, lag zwischen mir und Rowan so eine verliebte Luft. Ich hatte es kaum gemerkt, doch mir war klar geworden, dass ich wirklich in Rowan verliebt war.

In seine glänzenden Augen, die heitere Art, seine Unbekümmertheit, seinen Humor, in die Muttermale, die sich über seinen Körper zeichneten. Alles an ihm liebte ich.
Seitdem hatten wir leider kaum Zeit für einander gehabt. Ich musste arbeiten, neue Songs produzieren, hatte Termine und Interviews zu führen. Die einzige Zeit wirklich alleine hatten, war auf den Wegen dorthin und zurück, auch wenn er ständig bei mir war, waren wir nie allein.

Meistens war es Nachts, wenn wir fertig wurden, nur selten lagen wir Abends im selben Bett, meistens sogar zu kaputt für andere Dinge.

Doch auch, wenn ich mehr als sonst arbeitete und die körperliche Lust zwischen Rowan und mir kaum gestillt wurde, seitdem hatten wir nur ein paar flüchtige Küsse gewechselt, war ich so glücklich wie noch nie.

"Der Salat ertrinkt noch." sagte eine Stimme, ich erschrak so heftig, dass die Gießkanne zu Boden fiel und das Wasser über meine in Crocks steckenden Füße lief.

Als ich herumfuhr sah ich zu meiner großen Überraschung Caleb auf der Treppe zu meinem Haus stehen.

"Caleb!" stieß ich hervor. Seine blonden Haare waren nach hinten gekämmt, die helle Jeans saß locker um seine Beine, das weiße T-Shirt wehte durch die Luft um seinen Oberkörper.
Seine Grünen Augen musterten mich abschätzend.

"Das ist mein Name." gab er sarkastsich zurück, ich seufze und stieg barfuß aus dem nassen Crocks.

"Was machst du denn hier?"

"Du hast dich seit Wochen kaum gemeldet, darf sich ein Freund keine Sorgen machen?" fragte er gespielt empört.
Ein Freund... das klang, als sei alles zwischen uns platonisch, aber nach allem was wir zusammen erlebt hatten war Freundschaft nicht das richtige Wort.

Wir hatten einiges erlebt, das meiste in einem Bett, der Küche, unter der Dusche, auf der Couch, unter einem Baum, Backstage auf einem Konzert, in einem Auto, auf einem Auto, halb unter einem Auto... die Liste war lang.
Allerdings hatten wir schon andere Dinge durchgemacht, die ich alleine so niemals geschafft hätte.

Zugegeben, ich hatte auf seine Nachichten oftmals nur einsilbig geantwortet.

"Bei mir ist alles bestens, danke." gab ich zurück, er schnaufte nur.

"Bestens? Auf meine Nacktbilder antwortest du sonst mit anderen Emojis."

Seufzend stellte ich die Gießkanne richtig hin, nahm meine Crocks und lief ins Haus zurück.
"Ja ich weiß..." gab ich schlaff zurück.

Dieses Gespräch hatte ich verdrängt, hinausgezögert.

"Ach, das weißt du? Cool, ich dachte schon bei deinem Handy funktioniert nur noch die Daumen-Hoch-Taste."

"Spar dir deinen Sarkasmus, Thompson."
Ich lief das Haus hoch in mein Zimmer und zog die Sachen aus.

"Thompson? Aha, wir sind also an der Stelle. Nagut Fletcher, was haben wir denn heute?" Er lehnte sich lässig gegen meine Tür.

Ich kramte in meinem Kleiderschrank nach Schlabbersachen, die ich für einen Abend nutzen konnte, an dem ich ausnahmsweise mal frei hatte.
Nur leider hatte Rowan heute einen Termin, also wieder keine Zweisamkeit.

"Nichts haben wir." entgegnete ich und fuhr mir abgelenkt durch die Haare.

Caleb musterte mich genau; ich kannte diesen Blick.
Er schaute mich so an, wenn er versuchte zu ergründen, was mit mir los war.

"Schau nicht so." Weil ich wusste wie gut er mich kannte wand ich den Blick ab.

"Du bist verknallt?" sagte er plötzlich, vor Schreck ließ ich fast mein Gammelshirt fallen.

"Was? Nein- Ich- Woher weißt du-" genervt zog ich es mir an. "Ach halt die Klappe, als würdest du davon Ahnung haben!"

Sein wissendes Grinsen hätte ich ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen.
Der Typ hatte wirklich Ahnung von Liebe, bloß nicht von welcher die ihn selbst betraf.

"Wer ist es?" erkundigte er sich und kam mit vor der Brust verschränkten Armen näher heran. Sein musternder Blick wanderte über meinen Körper.
"Dein neuer Bodyguard? Dieser Reece?"

Bei seinem Namen wurde ich rot, ein verliebtes Lächeln zupfte an meinem Mundwinkel. Ich versuchte schnell es zu kaschieren, doch Caleb hatte es natürlich gesehen.

"Oh, dein Blick hat dich verraten!" rief er triumphierend aus, riss dabei die Arme nach oben; genervt schob ich ihn von mir und setzte mich auf mein Bett.

"Stimmt nicht!"

"Doch, diesen Blick kenne ich! Du bist so verknallt in den Typen!"

Jetzt verschränkte ich die Arme, aber abwehrend. "Woher willst du das wissen?"

Er beugte sich zu mir und kam mir nah. Während er sich grinsend zu mir beugte, wich ihm vor ihm aus und lehnte mich nach hinten, bis sein Oberkörper über meinem schwebte.

"Weil du mich früher mit diesem Blick angesehen hast."

Ertappt knabberte ich auf meiner Unterlippe rum.
Es stimmte, früher hatte ich Caleb so angesehen, bis River mir den Kopf verdrehte.

"Und dir war es egal, schon vergessen?" pampte ich, Caleb seufzte tief und stellte sich normal hin.

"Ja, das war es."

Ich musterte ihn unsicher, wusste nicht was er jetzt sagen würde. Ein bisschen schuldig fühlte ich mich schon, ihn überrumpelte das sicher, auch wenn er es nicht zugab.

"Gut, dann genieß deinen Abend." Sein Lächeln war zurück.

"Willst du jetzt echt gehen?" fragte ich überrascht.

"Ja, wir sehen uns dann irgendwann." war das Letzte was er sagte, ehe er meine Zimmertür hinter sich schloss und mich sitzen ließ.

Perplex sah ich ihm nach, erst als ich die Haustür ins Schloss fallen hörte bemerkte ich, wie allein ich war.
Allein mit meinen Gedanken, meinen Gefühlen und meinem Herzen.

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt