Und somit endete das Trainingscamp. Das Team der Karasuno verabschiedete sich von den restlichen Mannschaften und ging dann zu ihrem Bus.
Bevor ich in eben jenes Fahrzeug steigen konnte, wurde ich von Lev aufgehalten, der sich scheinbar noch einmal gesondert von mir verabschieden wollte.
"Wenn wir uns das nächste Mal sehen, bin ich mit Sicherheit wieder um zwei Zentimeter gewachsen, dann wird mich keiner mehr aufhalten können, du wirst schon sehen, Kätzchen", meinte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Ich seufzte nur und sah zu ihm auf. Für so etwas hatte ich nun wirklich keine Nerven.
"Dir sollte bewusst sein, dass Größe nicht alles ist. Was nützt es dir, an die zwei Meter groß zu sein, wenn es dir an den Grundlagen fehlt und du somit nur blocken und einfache Aufschläge kannst? Das sichert dir auf keinen Fall deine Position als Stammspieler. Merk dir das. Ein Volleyballspieler muss die Grundlagen beherrschen. Es verlangt niemand, dass du den Libero ersetzen sollst, dennoch sollte der Ball zumindest im Spiel bleiben, wenn du ihn annimmst", versuchte ich dem Mittelblocker klar zu machen.
"Wart's nur ab, beim nächsten Mal werde ich den Knirps im Alleingang schlagen!", entgegnete er wild entschlossen.
"Hat er überhaupt verstanden, was ich ihm gerade erklärt habe? Scheinbar hatte er nicht einmal zugehört"Ohne noch etwas zu sagen ließ ich ihn stehen und ging zum Bus, wo Sugawara bereits wartete, da er nicht, wie die Anderen, schon in den Bus gestiegen war.
"Aber Kätzchen, ich war doch noch gar nicht fertig", rief er mir hinterher.
"Was ist denn mit ihm los?", fragte der grauhaarige Setter vor mir und sah besorgt zu dem Spieler der Nekoma.
"Ich habe keine Ahnung", antwortete ich ihm wahrheitsgemäß und betrat mit ihm den Bus.
Der Vizekapitän und ich saßen nebeneinander, da die anderen Plätze schon belegt waren, doch dies störte mich nicht sonderlich.
Wir waren noch nicht lange unterwegs, doch das genügte schon, um alle Volleyballspieler einschlafen zu lassen. Selbst Shimizu und Yachi, die meistens wach blieben, schliefen diesmal. Nur Trainer Ukai, Takeda-sensei und ich waren noch wach. Welch eine tolle Konstellation. Ich hing noch eine Weile meinen Gedanken nach, ehe ich kurz entschlossen meine Augen schloss und langsam ins Land der Träume abdriftete."War es die richtige Entscheidung mich von ihnen zu distanzieren? Ich weiß es nicht. Es wäre wohl das Beste, das Alles zu vergessen, oder nicht?"
Durch ein leichtes rütteln an den Schultern wurde ich geweckt. Ich öffnete meine Augen und sah in die besorgt wirkenden Iriden von Sugawara. Ich fühlte mich aufgewühlt, doch kannte ich den Grund dafür nicht.
"Ist alles in Ordnung?", fragte er mich.
Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Wangen, durch meine eigenen Tränen, feucht waren.
Ich konnte mich nicht im geringsten an meinen Traum erinnern, aber so belanglos und unbedeutend, wie ich es zuvor annahm, schien er nicht zu sein.
"Alles bestens, ich habe nur schlecht geträumt, das ist alles. Deshalb brauchst du dir keine Sorgen um mich machen", versuchte ich ihn zu beruhigen.
"Wenn dich etwas bedrücken sollte, kannst du ruhig mit mir reden", versicherte er mir.
Ich nickte ihm dankend zu und sah aus dem Fenster.
Wir waren noch ein ganzes Stück von unserem Ziel entfernt, weshalb es nicht verwunderlich war, dass sonst noch niemand wach war.
Die restliche Fahrt über dachte ich darüber nach, was ich wohl geträumt haben könnte, dass es so eine Reaktion in mir auslöst.
Jedoch kam mir nicht in den Sinn, was es gewesen sein könnte.Als wir alle vor der Schule ausstiegen, verabschiedete sich Takeda-sensei mit einer seiner üblichen langatmigen Reden von uns, weshalb ich ihm nur mit einem Ohr zuhörte.
"Bevor wir nächste Woche zum Vorentscheid fahren, würde ich gerne von allen die Hausaufgaben sehen, die ihr über die Ferien aufbekommen habt", meinte er abschließend und sofort war ich hellwach.
Die hatte ich ganz vergessen. Normalerweise mache ich die ja mit Sora zusammen, doch dieses Mal ergab sich dazu keine Möglichkeit. Und wenn schon, er wird mich schon nicht ausschließen, nur weil ich sie nicht gemacht habe.
Wir alle gingen unsere Wege und machten uns langsam aber sicher auf den Weg nach Hause.
"Schule und Club sind wirklich Zeit intensiv, das ist in der Mittelschule nicht so aufgefallen", dachte ich haareraufend.
Irgendwie werde ich das schon unter einen Hut bringen.Zuhause war es totenstill, als ich die Tür hinter mir schloss. Das sollte nicht verwunderlich sein, schließlich war meine Mutter noch nie eine Nachteule gewesen, anders als ich. Deshalb setzte ich mich an meinen Schreibtisch und begann die längst überfälligen Hausaufgaben. Da diese, so wie ich meine Lehrer einschätze, relevant für die nächsten Arbeiten sein könnten und mich irgendwie ein schlechtes Gewissen überkam, diese nicht gemacht zu haben. Selbst die Chaoten aus der Ersten, sowie Nishinoya und Tanaka, hatten diese bereits vor dem letzten Trainingscamp gemacht, nur ich habe mich bis zum Schluss davor gedrückt.
Währenddessen schweiften meine Gedanken immer wieder zu dem Traum zurück, an den ich mich noch immer nicht erinnern konnte. Das Einzige, was ich mir vorstellen könnte, wäre, dass ich von meinem alten Team geträumt haben könnte. Ansonsten könnte ich mir meine Reaktion darauf nicht erklären. Die Frage ist nur, was in dem Traum passiert ist. War es mehr, wie eine Erinnerung an die gute alte Zeit, als wir zusammen an Turnieren teilnahmen oder mehr wie ein Alptraum, in welchem sie mir die Schuld geben, dass wir das Finale unseres letzten Turniers verloren haben, weil ich mir kurz davor diese Verletzung zugezogen hatte.
"Warum muss das denn alles so geballt auftreten? Ist das eine Stressreaktion meines Körpers oder drehe ich wirklich langsam durch?", fragte ich mich selbstMein Blick streifte die Uhr, welche bereits 01:20 Uhr anzeigte. Die Aufgaben hatten mich wirklich länger aufgehalten, als ich angenommen hatte. Zum Glück ist Wochenende, so konnte ich die restlichen Aufgaben auch noch später erledigen. Ich gähnte lauthals und ehe ich mich versah, war ich auf meinen Unterlagen eingeschlafen.
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Volleyball war ihr Leben und könnte es wieder werden
FanfictionDie Fortsetzung von "Volleyball war ihr Leben, doch jetzt nicht mehr" Das Oberschulen-Turnier ist verloren, jetzt setzt der Karasuno Volleyballclub alles daran sich zu verbessern, um beim Frühlings-Turnier die Präfektur Miyagi zu repräsentieren. Do...