Kapitel 11

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Fukurodani griff an, leider konnte Nishinoya nicht mehr rechtzeitig reagieren, um den Ball richtig zu nehmen. Sein rechter Arm ging noch zum Ball, doch dies verursachte, dass dieser ins Aus flog und der Gegner somit wieder die Führung hatte. Das extrovertierte Ass der Eulen hatte den Aufschlag, aber richtig erfreut darüber sah er nicht aus. Bokuto ähnelte in diesem Moment eher einem angepissten Tsukishima. Er warf den Ball hoch und sprang nach oben, ehe er den Ball schlug. Allerdings landete dieser, nicht wie geplant über dem Netz, sondern im Netz neben dem Gesicht eines seiner Teammitglieder. Der Kapitän ihrer Mannschaft sank auf die Knie und regte sich lautstark auf. Die Versuche seiner Kameraden, ihn zu beruhigen, schlugen allesamt fehl. So hatten wir wieder Gleichstand.

Daichi sagte Tanaka, dass er mit seinem Aufschlag auf die Nummer 4 zielen sollte, um diesen auszubremsen. Dieser nahm ihn wie geplant an und ich hätte nicht erwartet, dass er trotzdem nach dem Ball verlangte. Nicht viele gute Spieler sind nach der Annahme dazu fähig oder gewillt auch noch anzugreifen. Ehrlich gesagt würde ich es auch kaum jemandem aus der Karasuno zutrauen so etwas zu tun, außer vielleicht Hinata, wenn er die Annahme nicht vergeigt, aber auch Kageyama kam in Frage, jedoch müssten dafür beide Setter auf dem Feld sein oder Nishinoya's Zuspiel besser werden.
Schlussendlich spielte Akaashi, wie gewollt, zu seinem Kapitän, allerdings prallte sein Angriff am Block ab. Fukurodani brachte den Ball erneut in seinen Besitz und diesmal wollte ihr Ass definitiv treffen, jedoch schlug er den Ball direkt gegen das Netz, weshalb wir einen Punkt bekamen.
Frustriert sah er zu Boden, ehe er mit seiner ausgestreckten Hand zu seinem Zuspieler zeigte.
"Akaashi, spiel mir heute nicht mehr zu", sagte er entschlossen.
Ziemlich seltsam, doch sein Team schien das nicht im geringsten zu stören. Unsere Jungs rechneten sich dadurch bessere Siegeschancen aus, als bisher. Karasuno wurde durch diese sich bietende Chance nicht leichtsinnig oder übermütig, obwohl sie dadurch risikobereiter geworden sind. Hinata und Kageyama wollten nämlich den neuen Aufsteiger erneut einsetzen, an sich war nichts falsch daran, nur war es wirklich sehr riskant. Immerhin beherrschen sie diesen noch nicht ganz und Fukurodani trennte nur ein Punkt zum erneuten Gleichstand. Ich hätte ihnen davon abgeraten, da sie auch mit ihren anderen Techniken siegen können, aber es ist ihre Entscheidung. Sie können sich damit weiterentwickeln oder ewig im Morast der Niederlage stecken bleiben und Stück für Stück von der Schmach und den Schuldgefühlen verschluckt werden, es liegt an ihnen für welchen Weg sie sich schlussendlich entscheiden. Ihnen steht die Welt noch offen, während sie sich für andere schon längst verschlossen hat. Ich sollte mich lieber wieder auf das Spiel konzentrieren, als über so etwas nachzudenken. Als ich meine Aufmerksamkeit dem Match widmete, war Fukurodani durch ein direktes Zuspiel ihres Setters wieder in Führung gegangen. Unseren Gegnern fehlten nur noch zwei Punkte um den Satz für sich zu entscheiden, aber Karasuno lag nur einen Punkt hinten. Erstaunlich, was dieses Team auch ohne ihren Kapitän draufhat, dieser stand die ganze Zeit stocksteif auf seiner Position und starrte ins Leere.

Als Fukurodani den Matchball hatte, machte ihr Ass Anstalten sich wieder in das Spielgeschehen einmischen zu wollen. Bokuto gelang es auch durch die Lücke unseres Blocks zu schlagen, da niemand damit gerechnet hatte, dass er wieder mitmachen würde, stand auch nur Kageyama bereit für den Block, zwar wollte Tsukishima den Block noch verstärken, aber er kam zu etwas zu spät, um den Ball aufzuhalten. Das gegnerische Team lobte ihre Nummer 4, wodurch dieser sich freute und lauthals herumschrie. Mir hatte in er seiner Depri-Phase deutlich besser gefallen, da war er wenigstens ruhig. Unser Team verlor und musste eine letzte Strafrunde absolvieren. Doch bevor sie das taten, entschuldigte sich Asahi bei seinen Kameraden dafür, dass er bei seinem Aufschlag auf Sicherheit gespielt hatte, damit der Gegner nicht sofort den letzten Punkt erhält, wenn dieser ins Aus gegangen wäre. Doch Trainer Ukai beschwichtigte ihn. Es sei nichts falsch daran gewinnen zu wollen. Weiterhin lobte er auch die Anderen, dafür, dass sie ihre neuen Techniken schon sehr gut beherrschen und diese auch im Spiel einsetzen können.
Nach der Strafe wollte Nishinoya weiter an seinem Zuspiel arbeiten. Asahi und Tanaka wollten ihm helfen, in dem er ihnen zuspielt. Auch Sugawara gesellte sich zu den Dreien, aber nicht um dem Libero beim Zuspiel zu helfen, sondern, um den Ball zu schlagen. Anscheinend will er sich auch verbessern, um seinem Team die bestmögliche Unterstützung zu sein.

Zum Mittag gab es dann das versprochene Barbeque auf das sich die Jungs schon gefreut hatten. Wir Managerinnen teilten allen Teller aus und bereiteten die Beilagen vor, während einige Jungs das Fleisch auf die Grills warfen. Kaum dass die Trainer mit ihrer kleinen Abschlussrede geendet hatten, stürzten sich die Jungs wie Tiere auf das gegrillte Fleisch. Ich ließ meinen Blick durch die Menge schweifen. Ich bemerkte Yachi, wie sie versuchte sich etwas Fleisch von einem der Grills zu holen, was ihr allerdings durch die großen Volleyballspieler erschwert wurde. Selbst als diese ihr etwas anboten, schien sie in eine Art Schockstarre zu verfallen. Das erinnert mich stark an Sora, sie reagiert fast genauso, wenn sie in einer ihr unangenehmen Situation ist. Genau aus diesem Grund zog ich sie aus der Gruppe heraus, bevor sie noch einen Herzinfarkt erleidet. Sie sah mich leicht überfordert, aber dankbar an.
"Warte kurz", meinte ich und nahm ihren Teller, ehe ich durch die Horde Jungs schlüpfte und mit einem gut gefüllten Teller zu ihr zurückkehrte.
Ihre Augen strahlten, während sie, wie ein hungerndes Tier, leicht sabbernd auf das Fleisch starrte. Wortlos gab ich ihr den Teller zurück.
"Danke", rief sie mir noch entgegen, als ich mich schon zum Gehen abgewandt hatte.
"Kein Problem, solltest du wieder Hilfe brauchen, frag ruhig", sagte ich zu ihr bevor ich ging.
"Ja", war das Letzte, was ich noch von der Erstklässlerin vernahm, ehe außer Hörweite war.
Ich setzte mich an den Hügel gelehnt und beobachtete das rege Treiben der Teams. 

Dieser Anblick erinnerte mich sehr an meine Mittelschulzeit. Bei meinem damaligen Team war so ein Aufruhr keine Seltenheit. Wir waren ein chaotischer Haufen, aber als Mannschaft haben wir stets zusammengehalten, egal, was passiert war. An meine Kameradinnen zurückzudenken machte mich melancholisch. Ich vermisste sie wirklich, aber ich wollte sie nicht sehen. Der Kontakt zu ihnen ist nach meinem Wechsel an die Oberschule abgebrochen, seitdem sind fast zwei Jahre vergangen. Aber das ist wohl besser so, sie würden bestimmt nicht sehr erfreut sein, wenn sie erfahren, dass ich mit dem Volleyball aufgehört habe, sie würden sicherlich enttäuscht sein.

Volleyball war ihr Leben und könnte es wieder werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt